"Die Hölle von Ost-Ghuta", titelt De Standaard. "Kinder sind Ziele", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. Beide Zeitungen bringen die gleichen Fotos von zwei Kindern, die sichtbar unter Schock stehen: Ein kleiner Junge mit leerem Blick, dem Tränen über die Wangen laufen.
Der blutige Bürgerkrieg in Syrien eskaliert und das gleich an mehreren Fronten. Die Enklave Ost-Ghuta in der Nähe von Damaskus, die nach wie vor von Rebellen gehalten wird, stand in den letzten Tagen quasi unter Dauerbeschuss durch die syrische Armee. "Wir warten nur noch auf unseren Tod; der Bombenhagel hört nicht auf", sagt ein Einwohner auf Seite eins von De Standaard. Angesichts der dramatischen Bilder sind die vereinten Nationen buchstäblich sprachlos.
De Tijd bringt auf Seite eins ein Kommuniqué der UN-Kinderrechtorganisation UNICEF, das eigentlich kaum mehr als ein weißes Blatt ist. "UNICEF findet keine Worte mehr für die Gewalt in Syrien", schreibt das Blatt. "Das 'Massaker des 21. Jahrhunderts' spielt sich einen Steinwurf von Damaskus entfernt ab", bemerkt auch Le Soir. "Und das Schlimmste haben wir wohl immer noch nicht gesehen", so die düstere Vorahnung von De Tijd.
Bald ein neues Aleppo?
Das Schlimmste ist eigentlich die Gleichgültigkeit, meint La Libre Belgique in einem nachdenklichen Leitartikel. Warum verschließen wir die Augen angesichts des syrischen Dramas? Der Konflikt hat immerhin schon mindestens 340.000 Menschen das Leben gekostet. Und auch nach der militärischen Niederlage der Terrororganisation IS wird die Lage nicht besser. Das Regime von Baschar al-Assad ist gerade dabei, aus Ost-Ghuta ein neues Aleppo zu machen.
Zeitgleich setzt die Türkei ihre Offensive in den Kurden-Gebieten in Nordsyrien fort. Dort droht sogar inzwischen eine direkte Auseinandersetzung zwischen türkischen und syrischen Truppen. Die wichtigste Frage bleibt dabei, was mit den Millionen von Flüchtlingen passieren soll.
"Investitionspakt: Bis 2020 werden schon neun Milliarden Euro fließen", titelt derweil Le Soir. Die Föderalregierung hat demnach den ersten Teil ihres Investitionspaktes fertiggestellt. Fokussieren will man sich laut Le Soir zunächst auf die Bereiche Sicherheit und Justiz, Energie, Mobilität und Digitalisierung. Für all das bedarf es aber noch der Zustimmung der EU-Kommission, warnt Le Soir.
"Der Atomausstieg wird den Strom um 15 Euro pro Jahr und pro Haushalt verteuern", bemerkt La Libre Belgique auf Seite eins. Zu diesem Schluss kommen anscheinend übereinstimmend gleich zwei Studien, die von Energieministerin Marie-Christine Marghem in Auftrag gegeben worden waren. "Der Atomausstieg bliebe also noch mehr oder weniger bezahlbar", so das Fazit von La Libre.
Ein rotes Spinnennetz in Brüssel
"Die Vereinigung GIAL hat Millionen ausgegeben ohne öffentliche Ausschreibungen", so derweil die Aufmachergeschichte von L'Echo. Das Blatt hat ein Audit einsehen können, dass die Vereinigung durchleuchtet hatte. GIAL verwaltet ja in erster Linie die IT-Infrastruktur der Stadtgemeinde Brüssel. Vor einigen Tagen war ans Licht gekommen, dass ein Informatikberater 18 Jahre lang ein Honorar von Tausend Euro pro Tag bezogen hat. Nach Erkenntnissen von L'Echo gibt es also zudem Ausgaben, die nicht gemäß den gängigen Regeln erfolgt sind.
Der Skandal um GIAL ist eigentlich immer noch nur ein Symptom, meint De Tijd. So, wie es Samusocial auch schon war. Diese Einrichtungen sind der sichtbare Teil des roten Spinnennetzes, das die Hauptstadt durchzieht, und in das Außenstehende so gut wie keinen Einblick bekommen. Nur muss man sagen: Die Sozialisten haben dieses System nicht alleine aufbauen können.
Es gab und es gibt Koalitionspartner, die ja zum Teil auch ihre Leute in diesen Strukturen untergebracht haben. Es liegt jetzt auch an den anderen Parteien, auf den Tisch zu hauen, dieses System zu zerschlagen, das zur Selbstbedienung missbraucht wurde. Nicht vergessen: Schon im Oktober hat der Wähler das Wort. Und der hat die Möglichkeit, denen nicht länger seine Stimme zu geben, die an der Vergangenheit festhalten.
GIAL ist eine neue Station auf dem Kreuzweg der PS, stellt Le Soir fest. Erst Charleroi, dann Lüttich und jetzt eben Brüssel. Und wie die Kollegen geben auch die Sozialisten der Hauptstadt den Calimero: Sie geben konsequent der Außenwelt die Schuld. Dabei vergessen sie allzu schnell, dass es letztlich sie selbst waren, die sich den Strick um den Hals gelegt haben. Langsam aber sicher sollte der PS aufgehen, dass sie wirklich Ordnung in ihren Reihen schaffen muss, um ihren Gegnern nicht immer neue Munition zu geben.
"Da kommen also wieder neue Leichen aus dem PS-Keller", stichelt Gazet van Antwerpen in ihrem Leitartikel. Wobei man sagen muss: Jetzt kommen die Dinge wenigstens ans Licht, es bewegt sich was. Das geht allerdings immer noch nicht weit genug. Beispiel: Das föderale Parlament tut sich nach wie vor schwer, strengere Regeln für eine Lohnobergrenze für Parlamentarier festzulegen. Es ist schade, dass Politiker nicht entschlossener unter Beweis stellen wollen, dass tatsächlich ein anderer Wind weht.
Im Namen des Bieres und des Sports
"Mehr bezahlen, weniger trinken", so die einfache Gleichung auf Seite eins von De Morgen. Forscher aus Lüttich und Gent haben sich mit dem Alkoholkonsum in Belgien beschäftigt. Und sie empfehlen unter anderem, die Preise anzuheben, um insbesondere Jugendliche nicht zu verleiten. Das sei wohl effizienter als das Mindestalter anzugeben. "Die Gesetzgebung könnte aber auch klarer sein", fordert L'Avenir.
"Wir sind immer noch blind angesichts der gesundheitlichen Folgen von Alkoholkonsum", warnt De Morgen. So blind, wie die Amerikaner in Zusammenhang mit Waffen. Niemand fordert ein puritanisches Alkoholverbot. Aber wir sollten wenigstens die Augen öffnen.
Stattdessen gibt es jetzt ein anderes Signal, bemerkt L'Avenir. Gerade wurde Jupiler bis zum Ende der Fußball-WM in "Belgium" umbenannt. Jetzt trägt ein Land also schon den Namen eines Bieres. Oder ist es umgekehrt? Und das alles im Namen des Sports.
Roger Pint