"270. Schießerei an amerikanischen Schulen seit 1999 – und nichts hat sich geändert", schreibt De Morgen. "Täter vor fünf Monaten: 'Ich werde ein professioneller Schulamokschütze'", so Het Laatste Nieuws auf Seite eins.
Die Schießerei an einer Schule im US-Bundesstaat Florida mit 17 Toten ist auch heute noch Thema für die Zeitungen. Het Nieuwsblad kommentiert: Jetzt fangen in den USA wieder die üblichen Diskussionen an, die man als Außenstehender so schwer begreift.
Die einen beklagen, dass man sich in den USA so einfach Waffen kaufen kann. Die anderen nehmen das Massaker zum Anlass, mehr Waffen zu fordern. Keine der Parteien macht sich jedoch Gedanken, warum gerade in den Vereinigten Staaten so oft an Schulen geschossen wird. Amokläufer an Schulen sind außerhalb der USA eher selten. In den USA war der Amoklauf von Florida schon die 18. Schießerei an einer Schule in diesem Jahr, bemerkt Het Nieuwsblad.
Gerechtfertigtes Anliegen, denkbar schlechter Aufhänger
La Libre Belgique meint zur Veröffentlichung des Buchs des Dutroux-Anwalts Bruno Dayez: Das Anliegen des Anwalts ist sicherlich richtig. Er will erreichen, dass auch Schwerstverbrecher mit lebenslangen Haftstrafen eine Möglichkeit bekommen, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Die Strafe, die Dayez' Klient, also Marc Dutroux, zurzeit absitzt, lässt diese Möglichkeit tatsächlich nicht zu.
Grundsätzlich wäre eine Diskussion um solch aussichtslose Strafen vernünftig. Aber Dutroux ist kein guter Aufhänger für diese Grundsatzdiskussion. Denn erstens verkörpert Marc Dutroux für Belgien das absolut Böse. Und zweitens hat Dutroux bislang keine Spur von Reue über seine Taten gezeigt, hält La Libre Belgique fest.
Der gleichen Meinung ist L'Avenir und führt aus: Dutroux ist sicher nicht das beste Beispiel, um die öffentliche Meinung für die unhaltbaren Zustände im belgischen Gefängniswesen zu sensibilisieren. Auch nicht, um auf die aktuellen Diskussionen innerhalb und über das Justizwesen aufmerksam zu machen. Vonseiten der Regierung darf man sowieso nicht erwarten, dass sie irgendeine Initiative hinsichtlich einer vorzeitigen Haftentlassung von Dutroux ergreift. Denn das würde quasi zu einem Erdbeben in der belgischen Gesellschaft führen. Auch 20 Jahre nach den Taten haben sich die Gemüter nämlich noch nicht beruhigt, weiß L'Avenir.
Sex-Skandal und Arbeitsmarkt
Zum Sex-Skandal bei Oxfam notiert Het Laatste Nieuws: Jetzt lassen wir doch mal die Kirche im Dorf! Wenn schon nicht jeder Priester, jeder Sporttrainer, Filmemacher, Politiker und Journalist – kurz: jeder Mann – ein Heiliger ist, warum sollten es dann Mitglieder von Hilfsorganisationen sein? Auch sie sind nur aus Fleisch und Blut. Was sie in ihrer Freizeit machen, geht uns im Grunde nicht viel an. Klar, Oxfam muss die Sache regeln, interne Standards müssen eingehalten werden. Aber jetzt wegen ein paar schwarzer Schafe die ganze Arbeit aller Hilfsorganisationen in Frage zu stellen, ist ein bisschen arg übertrieben, findet Het Laatste Nieuws.
Zu den neuesten Zahlen vom Arbeitsmarkt bemerkt Le Soir: Auf den ersten Blick sind das gute Neuigkeiten. Die Arbeitslosigkeit ist in den vergangenen zehn Jahren zurückgegangen. Da werden sich MR, PS, CDH und Ecolo alle auf die Schultern klopfen. Denn sie alle waren in den vergangenen zehn Jahren mal an der Regierung und haben diese Leistung "mit vollbracht".
Problematisch bleibt der Arbeitsmarkt dennoch: Denn von der guten Konjunktur profitieren immer nur die Gleichen, nämlich die großen Unternehmen und viele Absolventen von Universitäten. Langzeitarbeitslose aber bleiben außen vor. Auch für Freiberufler und kleine und mittlere Unternehmen wird zu wenig getan. Sie alle warten weiter auf Lösungen, kritisiert Le Soir.
Wer will schon in Vilvoorde aussteigen?
De Morgen empört sich über eine Ankündigung der Uniklinik Löwen und führt aus: Das Krankenhaus will ein System mit unterschiedlichen Preisniveaus einführen. Wer sich für ein Einzelzimmer entscheidet, wird von einem Chefarzt behandelt. Wer sich für ein Mehrbettzimmer entscheidet, wird von einem Assistenzarzt behandelt. Das ist so, als ob es für den Zug von Antwerpen nach Brüssel zwei Arten Tickets gäbe: die einen werden tatsächlich bis nach Brüssel gefahren, die anderen müssen in Vilvoorde aussteigen. Ein solches System muss unbedingt vermieden werden. Denn dass jeder Patient Zugang zu den gleichen Leistungen erhält, ist ein Eckpfeiler unseres Systems. Ohne dieses Grundprinzip wird unserer Solidargesellschaft der Boden entzogen, warnt De Morgen.
Die Wirtschaftszeitung L'Echo schreibt zum Thema Plastikmüll: Die Weigerung Chinas, weiterhin Millionen Tonnen von Plastikmüll aus Europa zu entsorgen, hat einen positiven Effekt: Europa ist aufgewacht. Nicht nur die Europäische Kommission hat einen Recycling-Plan entwickelt, auch in Belgien organisieren sich die Regionen. In der Wallonie wird wohl in zwei Wochen die neue Abfall-Strategie verabschiedet werden. Plastik wird darin ein großes Thema sein. Das ist alles sehr lobenswert. Es bleibt zu hoffen, dass diese Pläne dann auch tatsächlich umgesetzt werden und Früchte tragen, wünscht sich L'Echo.
Kay Wagner