"Dutzende Verletzte und mehrere Tote bei einer Schießerei in einer Schule", titeln Gazet van Antwerpen und Het Laatste Nieuws. Het Nieuwsblad bringt auf Seite eins eine erste Bilanz, die immer noch Bestand hat: "Mindestens 17 Tote, der Täter wurde festgenommen".
Einige Zeitungen haben es geschafft, die dramatischen Ereignisse schon auf ihre Titelseiten zu heben. In Parkland im US-Bundesstaat Florida hat ein 19-Jähriger ein Blutbad angerichtet. Wie unter anderem Het Nieuwsblad berichtet, ging der mutmaßliche Täter dabei besonders heimtückisch vor: "Er löste Feueralarm aus und danach brach die Hölle los". Tatsächlich hat der 19-Jährige erst dafür gesorgt, dass die Leute das Gebäude verließen, um dann draußen das Feuer auf sie zu eröffnen.
Hiobsbotschaft zum Klimawandel
Alarmierende Schlagzeile heute auch auf Seite eins von Le Soir: "Der Anstieg der Meeresspiegel ist unausweichlich", schreibt das Blatt. Der Weltklimarat, der den Klimawandel untersucht, hat neue, pessimistische Daten veröffentlicht.
Nach den Erkenntnissen des UN-Gremiums ist es so: Selbst, wenn wir es schaffen, dass die Durchschnittstemperatur "nur" um 1,5 Grad steigt, selbst dann werden die Meeresspiegel schon spürbar ansteigen. De Morgen greift seinerseits die Ergebnisse einer Studie der Universität von Colorado auf. Die Schlagzeile ist noch viel drastischer: "Der Meeresspiegel wird bis zum Jahr 2100 um 65 Zentimeter ansteigen".
Die Zeitung zeigt anhand einer Karte die Auswirkungen, die das auf Belgien hätte. Grob zusammengefasst: Ostende wäre vom Meer verschlungen, massive Hochwasserprobleme gäbe es auch in Brügge und Antwerpen.
Transparenz und Kontrolle statt Vertuschen
"Auch bei Ärzte ohne Grenzen gab es 24 Klagen über sexuellen Missbrauch", titelt derweil Gazet van Antwerpen. Die Organisation hat die Zahlen selbst bekanntgegeben. Dies wohl auch im Fahrwasser des Sex-Skandals beim britischen Zweig der Hilfsorganisation Oxfam.
Unter anderem Het Nieuwsblad und De Standaard bringen heute exklusiv ein Interview mit einer Schlüsselfigur: Zum ersten Mal reagiert der Belgier Roland Van Hauwermeiren, der ehemalige Oxfam-Direktor, der in Folge der Enthüllungen über Sex-Partys in Haiti schon vor einigen Jahren seinen Hut nehmen musste. Der scheint sich fast schon als Opfer zu sehen: "Viel wird hier übertrieben", sagt der 68-Jährige in De Standaard. "Resultat ist jetzt, dass selbst meine Familie nicht mehr mit mir sprechen will", beklagt Roland Van Hauwermeiren auf Seite eins von Het Nieuwsblad.
Die Hilfsorganisationen, allen voran Oxfam, ernten jetzt die Früchte, die sie selbst ausgesät haben, glaubt Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel. Viel zu lange hat man es möglichst vermieden, mal richtig aufzuräumen. Dies unter dem Vorwand, dass man den Kritikern der internationalen Solidarität keine zusätzliche Munition geben wollte. So nachvollziehbar der Gedanke gewesen sein mag, er ist und bleibt falsch. Erstens: Wo kein Sonnenlicht hinkommt, da wuchert zwangsläufig Schimmel. Und zweitens: Wenn die Dinge dann doch ans Licht kommen, dann ist der Schaden umso größer.
Der Sektor der Hilfsorganisationen muss jetzt schnellstens in sich gehen, mahnt auch Le Soir. Eben solche Vereinigungen wie Oxfam oder auch Ärzte ohne Grenzen müssen "per se" moralisch vorbildlich sein. Dieses Grundvertrauen ist jetzt erschüttert. Und dafür müssen sich die betroffenen Organisationen entschuldigen. Man darf das Kind jetzt aber nicht mit dem Bade ausschütten. So skandalös die Vorfälle etwa in Haiti auch gewesen sein mögen, sie betreffen nur eine Handvoll Personen. Dafür darf man nicht einen ganzen Sektor verurteilen.
Gazet van Antwerpen sieht das ähnlich: Jetzt besteht die Gefahr, dass alle Hilfsorganisationen unter Generalverdacht geraten. Für die Hilfsbedürftigen auf der Welt wäre das eine Katastrophe. Um das zu vermeiden, muss der ganze Sektor jetzt offener umgehen mit Klagen etwa wegen sexuellem Missbrauch. Faule Äpfel gibt es in jedem Betrieb. Man muss sie nur möglichst schnell aussortieren. Und das geht nur mit Transparenz und Kontrolle.
Schlechte Nachricht für die Autofahrer auf den Titelseiten von De Tijd und L'Echo: "Der neue Abgastest wird für einen Anstieg der Autosteuer sorgen", schreiben beide Wirtschaftszeitungen. Es ist so: Ab September werden strengere Abgastests eingeführt. Das Problem: Die Autosteuern richten sich bislang nach eben diesen Daten – ein höherer CO2-Ausstoß bedeutet also eine höhere Steuer.
De Tijd rechnet vor: Für einen Kleinwagen wie den Renault Clio Diesel steigt die Steuer um 15 Euro, bei einem "kleinen" Allradfahrzeug wie dem BMW X1 Benziner sind es aber schon 113 Euro. Die Regierung will anscheinend versuchen, diese faktische Steuererhöhung abzufedern.
Lieber Pianist in einem Bordell als Politiker
La Libre Belgique beschäftigt sich heute mit den Kommunalwahlen im Herbst: Am 14. Oktober werden nicht nur die Kommunal-, sondern auch die Provinzialräte neu zusammengestellt. Da gibt es nur ein Problem: Vielerorts gibt es nicht genug Kandidaten, um mit wirklich vollständigen Listen anzutreten.
Und das ist schade, meint La Libre sinngemäß in ihrem Leitartikel. Erst recht, wenn man sich eine der wohl plausibelsten Erklärungen für dieses Phänomen vor Augen hält: Die Politik hat gerade einen schlechten Ruf. Junge Menschen, die sich politisch engagieren wollen, geraten schnell in den Verdacht, potentielle Profiteure zu sein. Nach dem Motto: "Sagen Sie meiner Mutter bitte nicht, dass ich in der Politik aktiv bin; sie denkt nämlich, ich wäre Pianist in einem Bordell". Politik als Schande also. Die Demokratie braucht dringend eine wirkliche Frischzellenkur.
Roger Pint