"Abgestürzt mitten im Wohngebiet", titelt Het Belang van Limburg. "Zwei wallonische Freunde überleben den Crash nicht", fügt das Blatt gleich hinzu. "Abgestürzt auf dem Weg zur Reparatur", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad.
Spektakuläre Fotos heute auf mehreren Titelseiten flämischer Zeitungen: Man sieht ein Sportflugzeug, das sich in den Boden gebohrt zu haben scheint. Das Ganze tatsächlich in einem Wohngebiet. Ereignet hat sich die Tragödie gestern am frühen Nachmittag. Der Pilot und ein weiterer Insasse waren unterwegs von Kortrijk nach Genk, wo Wartungsarbeiten an der Maschine durchgeführt werden sollten.
Laut Augenzeugen soll das Flugzeug Motorprobleme gehabt haben. Über Stokrooie, nördlich von Hasselt, stürzte die einmotorige Beechcraft ab. Die beiden Insassen, zwei Männer aus Mouscron beziehungsweise Namur, waren auf der Stelle tot. "Der Pilot hat noch alles getan, um zu verhindern, dass Menschen am Boden zu Schaden kommen", schreibt Het Nieuwsblad. "Unser Viertel ist einer noch größeren Katastrophe entgangen", sagt ein Anwohner in Het Belang van Limburg.
Drama im Karneval
Und noch eine Tragödie beschäftigt heute insbesondere die flämische Presse: In Aalst ist gestern eine Leiche in der Dender gefunden worden. Bei dem Toten handelt es sich um einen 43-jährigen Mann, der am Sonntag nach dem Karnevalszug in den Fluss gefallen war. "Acht Stunden lang wurde vergeblich nach dem ertrunkenen Karnevalisten gesucht", notiert Het Nieuwsblad. "Aber auch nach dem Tod des Karnevalisten ging der Karnevalszug weiter", bemerkt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Die Zeitung illustriert das mit einem fast schon absurden Foto: Auf dem Fluss sieht man ein Suchboot der Polizei - und direkt daneben, auf der Uferstraße, den Karnevalszug.
Mikroben im Wasser, Mittelspur-Fahrer und eine Razzia
"Die Wasserqualität bereitet Sorgen", so derweil die alarmierende Schlagzeile von Le Soir. Nach Schätzungen der EU-Kommission ist die Gesundheit von 900.000 Belgiern gefährdet. Schuld ist demnach vor allem das veraltete Leitungsnetz. Bei einem Fünftel der wallonischen Wasserwerke sei die mikrobiologische Qualität des Wassers ungenügend.
Bemerkenswerte Aufmachergeschichte auf Seite eins von Het Laatste Nieuws: "160 Euro Geldbuße für notorische Mittelspurfahrer", schreibt das Blatt. Das zumindest ist ein Vorschlag der OpenVLD, ausgehend von der Feststellung, dass sich immer noch viel zu viele Fahrer auf der Autobahn nach dem Überholvorgang nicht wieder rechts einordnen, was zu einer widersprüchlichen Situation führe. Auf Mittelspur-Fahren steht ein Bußgeld von höchstens 85 Euro. Rechts zu überholen wird mit bis zu 160 Euro geahndet.
Das Leid mit den Mittelspur-Fahrern, bemerkt Het Laatste Nieuws in seinem Leitartikel. Oft sind es Menschen, die mehr Jahre auf dem Buckel als Kilometer auf dem Zähler haben. Und die verleiten eben die jungen Wilden dazu, am Ende rechts zu überholen. Muss man den Vorschlag der OpenVLD dafür begrüßen? Die Antwort lautet: Nein, danke! Opa bezahlt bald genauso viel wie der nervöse Jungspund, der rechts überholt. Wollen wir allen Ernstes ein zugegebenermaßen störendes Verhalten am Ende genauso streng ahnden wie einen erwiesenermaßen gefährlichen Fahrstil?
Für Diskussionsstoff sorgt auch heute noch eine spektakuläre Razzia vom vergangenen Wochenende: Die Polizei hatte mit einem beeindruckenden Aufgebot eine Kontrolle bei einer flämischen Kulturvereinigung in Brüssel durchgeführt. Dabei waren mehrere illegale Einwanderer aufgegriffen worden. "Die Razzia war unverhältnismäßig", wettert der flämische Kulturminister Sven Gatz in De Morgen. Pikant ist dabei, dass Gatz Mitglied der OpenVLD ist, und die flämischen Liberalen sind ja bekanntermaßen Teil der föderalen Regierungskoalition.
Für Le Soir ergibt das Ganze inzwischen ein in sich schlüssiges Bild: Die Razzia bei der VOE Globe Aroma, zuvor die Polizeiaktionen im Maximilianpark, nicht zu vergessen das geplante Gesetz über die ominösen "Wohnungsbetretungen", zuletzt auch die offene Kritik des N-VA-Innenministers Jan Jambon am Anwalt von Salah Abdeslam ... Die N-VA flirtet offensichtlich mit den Grenzen. Und es wäre kurzsichtig und falsch, wenn man dahinter nur Publicity oder Getrommel vermuten würde. Nein, was hier passiert, das ist ernst. Sich dagegen zu wehren, nachdrücklich daran zu erinnern, dass der Rechtsstaat nicht verhandelbar ist, das ist denn auch berechtigt und richtig.
Wer hat Angst vorm bösen Wolf?
Apropos N-VA: "In Brüssel schließt allein die MR eine Zusammenarbeit mit den flämischen Nationalisten nicht aus", schreibt L'Echo auf Seite eins. Tatsächlich haben gerade eben PS, Défi und die CDH eine mögliche Allianz mit der N-VA prinzipiell ausgeschlossen.
"Wer hat Angst vorm bösen Wolf?", stichelt das Blatt in seinem Leitartikel. Statt die N-VA zum Schreckgespenst zu stempeln, sollten sich die Frankophonen in Brüssel lieber einmal die Frage stellen, welche Themen der Partei von Bart De Wever Auftrieb geben könnten. Eben diese Frankophonen, die permanent so tun, als liefe in der Hauptstadt alles rund, als gebe es keine institutionelle Lasagne, wo die rechte Hand nicht weiß, was die linke tut. Statt den Kopf in den Sand zu stecken, sollte man schnellstens versuchen, der N-VA das Wasser abzugraben – indem man ihr die Wahlkampfthemen nimmt.
Roger Pint