"Hochspannung rund um Brussels Airlines", titelt De Morgen. "Belgische Unternehmer mobilisieren sich für Brussels Airlines", heißt es bei De Standaard und Le Soir. "Die Pläne von Lufthansa, um Brussels Airlines zu zerschlagen", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins.
Der Aufsichtsrat von Lufthansa wird sich heute aller Wahrscheinlichkeit nach mit der Zukunft der belgischen Fluggesellschaft Brussels Airlines beschäftigen. Seit vergangenem Jahr gehört Brussels Airlines zu 100 Prozent der deutschen Lufthansa. Die belgischen Medien vermuten, dass Brussels Airlines in der Lufthansa Billigfluggesellschaft Eurowings aufgehen soll.
La Libre Belgique zeichnet ein düsteres Szenario und führt aus: Die Management-Spitze von Brussels Airlines wird wohl gefeuert werden, obwohl die Manager gute Ergebnisse vorweisen können. Das Unternehmen wird zerschlagen werden, seine gewinnbringende Strategie im Mülleimer landen. Ein Teil der Beschäftigten muss damit rechnen entlassen zu werden.
Wenn dieses Szenario heute Wirklichkeit werden sollte, wäre das ein riesiger Schaden, ein Verrat. Unser Land wäre wieder einmal lächerlich gemacht worden, erniedrigt sogar, beklagt La Libre Belgique.
Unterschied zwischen Weltmeistern
La Dernière Heure fragt: Wo ist die Politik? Beim Thema Migranten ist die Föderalregierung sehr aktiv. Aber wenn es darum geht, nationale Wirtschaftsinteressen zu verteidigen, hört man quasi nichts von ihr, schimpft La Dernière Heure.
Het Nieuwsblad analysiert: Franzosen, Niederländer, Deutsche und sogar Briten kämpfen auf Leben und Tod darum, ihre wirtschaftlichen Vorzeige-Unternehmen zu behalten, sie zu fördern und neue zu schaffen. Aber wir Belgier? Da ist es wie im Sport. Wir sind furchtbar stolz – wie gestern erst wieder – Weltmeister im Radcross zu werden. Ein Sport, der außerhalb von Flandern kaum jemanden interessiert.
Die Deutschen greifen nach ganz anderen Lorbeeren. Sie sind erst zufrieden, wenn sie Weltmeister im Fußball sind - ein Sport, der überall auf der Welt äußerst populär ist. Das ist der Unterschied zwischen uns und ihnen, weiß Het Nieuwsblad.
De Standaard fragt: Hätte die Geschichte von Brussels Airlines auch anders ausgehen können? Ja, wenn belgische Investoren nämlich nach der Gründung von Brussels Airlines auf den Trümmern von Sabena weiter und bis heute kräftig die Fluggesellschaft unterstützt hätten, dann hätte ein Einstieg von Lufthansa ins Kapital von Brussels Airlines vielleicht vermieden werden können. Doch den Reflex, unsere nationalen Unternehmen vor ausländischem Kapital zu schützen, haben wir nun mal nicht, bemerkt De Standaard.
Lieber billig statt Brussels Airlines
De Morgen geht auf den Aufruf von 50 Unternehmensbossen ein, die sich in der Wirtschaftszeitung L'Echo für Brussels Airlines einsetzen und meint: Dieser Aufruf kommt zu spät und ist überdies scheinheilig. Denn wo waren diese Unternehmensbosse in den vergangenen Jahren? Was haben sie getan, um das Szenario zu vermeiden, das heute droht?
Auch die Klagen der Belgier grundsätzlich sind nicht besser. Auch sie kaufen doch lieber ihre Billigflugtickets bei Ryanair und Co, als mit ihrem Geld eine nationale Fluggesellschaft zu unterstützen, bedauert De Morgen.
Het Laatste Nieuws meint: Das Ende von Brussels Airlines war unvermeidlich, weil die Fluggesellschaft einfach zu klein ist. Zwischen dem Giganten Lufthansa im Osten und dem Konsortium KLM-AirFrance im Westen konnte sie nicht bestehen. Nach dem Trauma von Sabena ist das eine erneute Demütigung für unser Land. Aber für Gefühle ist in der Wirtschaft kein Platz. Hier geht es nur um Zahlen, hält Het Laatste Nieuws fest.
Prozess gegen Salah Abdeslam
In Brüssel steht heute Salah Abdeslam vor Gericht. Er gilt als einziger überlebender Attentäter der Anschläge von Paris am 13. November 2015. Le Soir kommentiert: Im Brüsseler Prozess geht es nicht um die Anschläge von Paris, sondern um die Schießerei mit der Polizei, die sich Abdeslam am 15. März 2016 in der Rue du Dries in Forêt geliefert hat.
Aber natürlich hat sein Prozess noch eine andere Dimension. Er verweist auch auf die Attentate von Brüssel und Zaventem, die nur wenige Tage nach der Schießerei stattgefunden haben. Deshalb ist es nur verständlich, dass sich auch Opfer der Anschläge vom 22. März als Zivilkläger an dem Prozess beteiligen, rechtfertigt Le Soir.
Migranten brauchen Europa
Gazet van Antwerpen schreibt zur Asylpolitik: Gestern konnte Innenminister Jan Jambon (N-VA) verkünden, dass es auf den Autobahnplätzen Richtung Frankreich keine "Transitmigranten" mehr gibt. Möglich ist das durch private Sicherheitsdienste, die die Parkplätze bewachen. Und deshalb hat Jambon natürlich recht.
Aber das heißt nicht, dass das Problem der Transitmigranten gelöst ist – und das weiß auch Jambon. Hierfür ist eine enge Zusammenarbeit der europäischen Staaten gefragt. Doch große Bemühungen auf europäischer Ebene, das Problem in den Griff zu bekommen, sind dort nicht zu erkennen, bemängelt Gazet van Antwerpen.
MR, PS, CDH
L'Avenir analysiert den allgemeinen Zustand von MR, PS und CDH und meint: Alle erwarten eigentlich klare Antworten dieser Parteien auf die aktuelle politische Lage. Antworten, die mit der Ideologie dieser Parteien übereinstimmen. Doch solche Antworten sucht man bei allen drei Parteien vergeblich. Ihre aktuellen Präsidenten sind nicht dazu in der Lage, so L'Avenir.
kw/jp