"Serienmörder aus Mechelen wollte auch eine ganze Familie töten", titeln Het Laatste Nieuws, Het Nieuwsblad und Gazet van Antwerpen. Die Geschichte um den 55-jährigen Renaud Hardy scheint ganz Flandern zu elektrisieren. Der Mann war im Herbst 2015 verhaftet worden. Ihm werden zwei Morde zur Last gelegt, darüber hinaus wirft man ihm noch zwei weitere Mordversuche vor. Überführt wurde er durch DNA-Spuren, dennoch hatte er bislang immer vehement alle Vorwürfe abgestritten. In einigen Wochen muss sich Renaud Hardy vor einem Schwurgericht verantworten. Und jetzt hat er plötzlich ein Geständnis abgelegt. "Kurz vor seinem Prozess gibt er alles zu", so resümiert es Het Nieuwsblad.
In Het Laatste Nieuws hat ein Anwalt eine andere Lesart: "Hardy will offensichtlich aus all dem eine Show machen". Renaud Hardy hat jedenfalls bei seinem Geständnis auch neue Aussagen gemacht: Demnach wollte er 2014 eine ganze Familie auslöschen. Offenbar kannte er die Leute und war auch schon auf dem Weg zu ihnen, um seinen Plan in die Tat umzusetzen. Gescheitert sei das Vorhaben allein daran, dass er die Wohnung "nicht mehr gefunden habe".
Der "Diakon des Todes"
Apropos Serienmörder: "Ivo Poppe des fünffachen Mordes für schuldig befunden", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins. "Poppe weint bei der Urteilsverkündung", notiert Het Laatste Nieuws. Ivo Poppe wird der "Diakon des Todes" genannt. Er musste sich vor einem Schwurgericht verantworten. Gestern fällte die Jury ihr Urteil: Die Geschworenen sahen es als erwiesen an, dass Poppe fünf Menschen durch Injektionen in einem Krankenhaus getötet hat. Er selbst hatte angegeben, aus Mitgefühl gehandelt zu haben. "'Ivo der Barmherzige' war eigentlich 'Ivo der Schreckliche'", so fasst es Het Nieuwsblad zusammen. "Jetzt ist er offiziell ein Serienmörder", notiert Het Laatste Nieuws.
Het Nieuwsblad bringt dazu einen nachdenklichen Leitartikel: Ivo Poppe ist bestimmt kein Einzelfall. Nach Schätzungen von Experten sterben bis zu 1.000 Menschen pro Jahr an einer Injektion, um die sie nicht gebeten haben. Diese Zahl mag übertrieben sein, hier scheint es aber dennoch eine Grauzone zu geben. Offensichtlich will aber niemand darüber eine Debatte führen. Immerhin: Wir leben in einem Land, in dem das Recht auf Selbstbestimmung großgeschrieben wird. Kein Gott kann einen dazu zwingen, unnötig zu leiden. Es sind wir selbst, die entscheiden können, unser Leiden zu beenden. Dennoch: Bei allen Fortschritten in ethischen Fragen dürfen wir nicht aufhören, zu denken.
Zahlenkrieg um Atomausstieg
"Verlängerung der Laufzeit von Atomkraftwerken lohnt sich finanziell immer weniger", titelt sinngemäß De Standaard. Das Blatt präsentiert die Ergebnisse einer neuen Studie. Das Fazit des Forschungszentrums EnergyVille ist eindeutig: Eine Laufzeitverlängerung der Meiler ist spätestens ab 2040 nicht mehr rentabel. Auch Le Soir hat die Untersuchung einsehen können: "Die Ergebnisse dürften wohl ein Lächeln auf die Gesichter der Atomkraftgegner zaubern", meint das Blatt. Die Zeitung sieht jedenfalls einen "Zahlenkrieg über den Atomausstieg" aufziehen.
"Die Aussagekraft von Zahlen ist begrenzt", warnt Le Soir in seinem Leitartikel. Spätestens jetzt dürfte jedem klarwerden, dass es eigentlich so gut wie unmöglich ist, die Energiepolitik des Landes gleich für die nächsten Jahrzehnte zu simulieren. Wir hätten es wissen können. Beispiel: Wer hätte vor zehn Jahren gedacht, dass man im Jahr 2018 Offshore-Windparks ohne öffentliche Fördermittel bauen kann? Wenn also insbesondere die N-VA jetzt harte Zahlen fordert, um sich über den Atomausstieg aussprechen zu können, dann dazu nur so viel: Das ist und bleibt in erster Linie eine politische Entscheidung.
"Kein einziges Szenario ist ohne Risiko", stellt auch De Standaard fest. Und das gilt auch für die Option "Laufzeitverlängerung". Der einzige Weg hin zu einer Entscheidung über unsere energiepolitische Zukunft, das ist der politische Wille. Man muss schlicht und einfach an die Kraft der Erneuerung glauben.
Google, Sudanesen und (k)ein Treffen auf Augenhöhe
"Google pumpt 200 Millionen Euro nach Mons", so die Aufmachergeschichte von L'Echo und De Tijd. Der Internet-Gigant will sein Datencenter in Mons ausbauen. Unter anderem will Google in Solaranlagen investieren. Für die Wallonie und vor allem für die strukturschwache Provinz Hennegau ist das natürlich eine gute Neuigkeit.
"Abgeschobene Sudanesen: Der Staat hat wohl vorschnell gehandelt", titelt seinerseits Le Soir. Zu diesem Schluss war ja schon die Menschrechtsorganisation Amnesty International gelangt. Laut Le Soir geht ein neuer Entscheid des Kassationshofes in dieselbe Richtung. Demnach hätte das Ausländeramt also die Risiken prüfen müssen, die mit einer Abschiebung in den Sudan verbunden sind.
"Zweistündiges Tête-à-tête", schreibt Het Belang van Limburg auf Seite eins. Zu sehen sind Premierminister Charles Michel und der russische Präsident Wladimir Putin. Beide sind gestern in einer der Residenzen von Putin zusammengetroffen. "Wer ist jetzt der große Anführer?", fragt sich provokativ Het Laatste Nieuws. Hängt davon ab, wie man es betrachtet, schreibt das Blatt. Fakt ist nämlich, dass Putin so ungefähr 1,70 Meter groß ist, Charles Michel misst seinerseits 1,88 Meter.
Für Charles Michel dürfte der Trip nach Moskau auch seine angenehmen Seiten gehabt haben, meint Het Laatste Nieuws in seinem Leitartikel. Einmal weg von dem innenpolitischen Gerangel, ein bisschen Prestige und Glanz, was ihm in der Rue de la Loi ja so selten gegönnt ist. Und nicht vergessen: Jede Auslandsreise ist letztlich auch bestimmt für den innenpolitischen Gebrauch, sogar den innerparteilichen. Michel trifft in Moskau die Nummer eins und zwei, der von ihm nicht sehr geschätzte Außenminister Didier Reynders musste sich bislang mit der Nummer drei zufriedengeben. Die Botschaft lautet also: "Le Chef, c'est moi!" - der Boss bin ich.
Roger Pint