"Schreckliches Familiendrama", titelt La Dernière Heure. "Familiendrama fordert fünf Menschenleben", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. "Frau und drei Kinder sterben bei Familiendrama", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins.
Die Polizei hat am Montag in der Gemeinde Beersel, südlich von Brüssel, eine grausige Entdeckung gemacht. "Ein Selbstmord brachte sie zum Ort des Geschehens", schreibt sinngemäß La Dernière Heure. Es war so: Erst hatte man in Molenbeek einen 39-jährigen Mann tot aufgefunden. Er war offensichtlich aus dem Fenster gesprungen; die Polizei geht jedenfalls von Selbstmord aus.
Man wollte daraufhin seine Angehörigen informieren. Seine Ex-Frau wohnte mit den Kindern in Dworp in der Gemeinde Beersel. In der Wohnung entdeckte man dann aber die Leichen der Mutter und der drei Kinder von 11, 8 und 6 Jahren. Für die Zeitungen besteht kaum ein Zweifel daran, dass der Vater erst seine Ex-Frau und seine Kinder getötet und dann Selbstmord begangen hat.
"Not in my name"
"Jetzt wendet sich auch die akademische Welt gegen das Gesetz über Hausdurchsuchungen", schreibt derweil Le Soir auf Seite eins. Die Zeitung veröffentlicht gleich zwei offene Briefe, und zwar von einer Gruppe von Politikwissenschaftlern beziehungsweise von acht Verfassungsrechtlern. Sie alle wenden sich gegen einen Gesetzesvorschlag von Asyl-Staatssekretär Theo Francken (N-VA) und Justizminister Koen Geens (CD&V), der im Moment im zuständigen Kammerausschuss besprochen wird.
Demnach soll die Polizei die Möglichkeit bekommen, sich auf der Suche nach einem abzuschiebenden Migranten auch Zugang zu Privatwohnungen zu verschaffen. Erst am Wochenende hatte Le Soir den Appell einer Freimaurer-Loge veröffentlicht, die sich ebenfalls gegen das Gesetz ausspricht.
"Da kann keiner sagen, dass er nicht gewarnt gewesen wäre", meint Le Soir in seinem Leitartikel. Es ist nicht nur die Opposition, es sind nicht nur die Gewerkschaften, es ist nicht nur die angebliche "linke Industrie", die N-VA-Chef Bart De Wever gesehen zu haben glaubt, es sind nicht nur die Frankophonen, nicht nur die Intellektuellen, nicht nur linke Filmemacher, es sind einfach nur immer mehr engagierte Bürger und Persönlichkeiten, die schlicht und einfach sagen: "Not in my name", nicht in meinem Namen.
Ihnen geht es nicht darum, die Regierung politisch zu destabilisieren. Für all diese Leute wurde vielmehr eine Grenze überschritten. Sie sorgen sich um die Achtung der Menschenrechte, der Demokratie und der bürgerlichen Freiheiten.
Belgische Unternehmen keine "Big Player"
"Biotechnologie: der größte belgische Deal aller Zeiten", titelt überschwänglich De Tijd. "Die belgischen Bio-Tech-Unternehmen verdrehen den Pharma-Riesen den Kopf", notiert auch L'Echo. Das Genter Unternehmen Ablynx wird von dem französischen Pharmakonzern Sanofi übernommen. Ablynx ist spezialisiert auf die Entwicklung von Nano-Partikeln. Gegenwert der Transaktion: unglaubliche 3,9 Milliarden Euro. Die Zeitungen sind sich aber nicht einig, ob das nun eine gute oder eine schlechte Neuigkeit ist.
Für L'Echo etwa gibt es keinen Grund zur Besorgnis. Die Vergangenheit lehrt, dass die Integration der belgischen Pharmaunternehmen in große ausländische Multinationals sehr oft sehr positiv verlaufen ist. In den meisten Fällen wurde den belgischen Standorten danach auch nicht der Geldhahn zugedreht. Das hat schlicht und einfach damit zu tun, dass die belgische Bio-Tech-Unternehmen zu den kreativsten und dynamischsten der Welt gehören.
Andere sind da weniger enthusiastisch. Immer dann, wenn ein Entscheidungszentrum ins Ausland verlegt wird, hat man so ein zwiespältiges Gefühl, meint etwa De Standaard. Auf der einen Seite ist es bestimmt gut und gesund, dass ein innovativer Betrieb im Schlepptau eines Multinationals Zugang zum Weltmarkt bekommt. Zugleich ist das aber auch der Beweis dafür, dass ein belgisches Unternehmen das mit eigener Kraft eben nicht schafft. Unser Land bietet also immer noch nicht alle Möglichkeiten und Rahmenbedingungen, um erfolgreiche Start-ups auf dem Weg zum erwachsenwerden, erfolgreich zu begleiten. Das ist auch ein Appell an die self-made-Milliardäre in diesem Land, ihr Geld nicht nur in schillernde Immobilien-Projekte zu stecken.
De Tijd macht eine ähnliche Analyse. Die Entscheidungen bei Ablynx werden jetzt nicht mehr in Gent, sondern in Paris getroffen. Belgien hat eine schlagkräftige Pharmaindustrie. Wir schaffen es aber einfach nicht, einen wirklichen "Big Player" am Weltmarkt zu etablieren. Jetzt erst recht kann man nur bedauern, dass eine angedachte Fusion zwischen Ablynx und dem Bio-Tech-Unternehmen Galapagos aus Mechelen vor einigen Jahren nicht zustande gekommen ist. Jetzt wird Ablynx übernommen; bald ist vielleicht auch Galapagos dran.
Eine ähnliche Feststellung macht im Übrigen auch La Libre Belgique, wenn auch in einem anderen Zusammenhang. Die Firma I-Movix aus Mons ist pleite. Noch vor zehn Jahren hatte das Unternehmen bei den Olympischen Spielen in Peking die Bildeffekte für die Live-Übertragungen gestaltet. Dieses hoffnungsvolle Projekt ist jetzt gescheitert. Es fehlte der Mut und das nötige Geld, um am Weltmarkt langfristig überleben zu können.
Michel zu Besuch bei "Zar Vladimir"
Einige Blätter beschäftigen sich schließlich mit dem Arbeitsbesuch von Premierminister Charles Michel in Moskau. Het Laatste Nieuws und L'Avenir sind sich einig: Die Visite bei "Zar Vladimir" wird ein Drahtseilakt. Es gibt viele gute Gründe, Russland mit Vorsicht zu begegnen.
Angefangen bei der Annexion der Krim, über die mutmaßliche und auch die erwiesene Einmischung in eine Reihe von Wahlen, bis hin zur finanziellen Unterstützung von rechtsextremen beziehungsweise Europa feindlichen Parteien. In einem Punkt hat Michel aber Recht, sind sich beide Zeitungen einig: Die derzeitigen Probleme mit dem russischen Nachbarn kann man nur über Dialog lösen.
rop