"Federer packt die Nummer 20", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins. "Roger Federer: älter, stärker, noch besser", notiert De Standaard.
Roger Federer hat am Sonntag zum sechsten Mal die Australian Open gewonnen. Auch mit 36 Jahren weiß der Schweizer also immer noch zu beeindrucken. Le Soir bringt dazu eine kryptische Schlagzeile: "6, 20, 96, 1.139". Aufgedröselt ergibt das: Es ist der sechste Sieg von Roger Federer in Melbourne, sein 20. Grand-Slam, sein 96. Titel und der 1139. Match-Gewinn seiner Karriere. Das sind die Traum-Statistiken einer Ausnahmekarriere. "Die verrückten Zahlen einer außergewöhnlichen Laufbahn", schreibt auch sinngemäß La Libre Belgique auf Seite eins.
Tausende Belgier leiden unter Burn-out
"28.000 Belgier leiden an Burn-out", so derweil die Aufmachergeschichte von Le Soir. Diese Stresskrankheit bedroht rund einen von sechs Arbeitnehmern. Insgesamt steigt die Zahl der Menschen, die berufsunfähig sind. Im vergangenen Jahr verlief sich die von der Krankenversicherung Inami ausgezahlte Invaliden-Unterstützung auf über sieben Milliarden Euro. Sieben Prozent davon betrafen Fälle von Burn-out, 15 Prozent sind auf Depressionen zurückzuführen.
Was wir hier sehen, das sind Alarm-Signale, warnt Le Soir in seinem Leitartikel. Die steigende Zahl der Burn-out-Fälle ist ein Hinweis darauf, dass die Beziehung zwischen dem Menschen und der Arbeit ernsthaft gestört ist. Das kann man nicht so laufen lassen. Hier ist insbesondere der Staat gefragt. Der muss dafür sorgen, dass das System nicht die Menschen zermalmt, die ihm dienen. Ausgerechnet jetzt will die Regierung aber die Belgier dazu zwingen, noch länger zu arbeiten.
Eine neue Kapitänin für die Genter N-VA
"Exit Sleurs in Gent", titelt derweil Het Nieuwsblad. "Eine weinende Elke Sleurs tritt zurück", notiert Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Elke Sleurs, die ehemalige N-VA-Staatssekretärin für Chancengleichheit, hat sich unter Tränen aus dem kommunalen Wahlkampf in Gent zurückgezogen. Seit knapp einem Jahr erst war sie die designierte Spitzenkandidatin der N-VA in Gent. Die örtliche Parteisektion war aber zutiefst zerstritten. Jetzt schritt Parteichef Bart De Wever ein. Neue Spitzenkandidatin wird die 38-jährige Europaabgeordnete Anneleen Van Bossuyt. "Die unerfahrene Kapitänin Van Bossuyt soll das N-VA-Schiff in Gent wieder flott machen", so denn auch das Fazit von De Standaard.
Das ist jetzt schon die dritte politische Niederlage für Elke Sleurs, bemerkt Het Belang van Limburg. Erst musste sie als föderale Staatssekretärin ihre Zuständigkeit für Betrugsbekämpfung abgeben. Dann musste sie ihren Stuhl ganz räumen, zugunsten der jetzt amtierenden Zuhal Demir. Und jetzt wird sie auch noch als Spitzenkandidatin abgesägt.
Elke Sleurs ist wohl eine der sichtbarsten personellen Fehlentscheidungen von N-VA-Chef Bart De Wever, meint auch sinngemäß De Standaard. Schon ihre Auftritte als Staatssekretärin gerieten oft zur Lachnummer. Auch ihre Wortmeldungen im Stadtrat von Gent wirkten oft zerfahren und inhaltslos. De Wever wollte mit der Benennung von Elke Sleurs zur Spitzenkandidatin einen Überraschungscoup landen, um den unrühmlichen Abgang von Siegfried Bracke zu übertünchen, der über die Telenet-Affäre gestolpert war. Dieser Schachzug ist gründlich misslungen.
N-VA: Dampfwalze oder doch nicht?
Die N-VA Gent ist nun mal nicht N-VA Antwerpen, stellt Gazet van Antwerpen fest. Und ob die Probleme jetzt gelöst sind, das bleibt abzuwarten. Siegfried Bracke, der letztlich schon Elke Sleurs zu Fall gebracht hat, der ist nämlich immer noch da. Jetzt ist es die unerfahrene Anneleen Van Bossuyt, die Bracke und sein ausgeprägtes Ego, zähmen muss. Die Dauerprobleme in Gent zeigen, dass auch die N-VA nicht unfehlbar ist.
Het Nieuwsblad sieht das ähnlich. Oft wirkt die N-VA wie eine Dampfwalze. Das Gerangel in Gent zeigt, dass das kein Naturgesetz ist. Aber noch viel wichtiger: Was wir mit Blick auf die Kommunalwahlen im Oktober erleben werden, das sind 308 Wahlkämpfe; jede Gemeinde hat ihre Themen, ihre Sorgen, ihre Konstellationen. Es geht also nicht nur nicht nur eine große Schlacht in Antwerpen.
"Privatunternehmen bewacht fünf Autobahnparkplätze", titelt seinerseits Het Laatste Nieuws. Mit dieser Maßnahme will Innenminister Jan Jambon den Kampf gegen Menschenschmuggel verschärfen. Die Polizei verfügt offensichtlich nicht über die nötigen Mittel. Auch De Morgen bringt die Meldung auf Seite eins, verbindet das aber mit einer Reportage über den Autobahnparkplatz von Groot-Bijgaarden. "Wir wohnen hier mit Aussicht auf das Elend der Welt", sagen Anwohner.
Freimaurer und Katholiken einer Meinung
Apropos Asylpolitik. Le Soir kommt zurück auf seine Meldung vom Samstag. Wie das Blatt berichtete, hat sich die Freimaurer-Loge "le droit humain" schriftlich an die Freimaurer in der Regierung und im Parlament gewandt. Dies mit dem Appell, gegen das geplante Gesetz über Hausdurchsuchungen zu stimmen. "Der Freimaurer-Brief sorgt für hitzige Debatten", notiert das Blatt.
Auch La Libre Belgique nimmt in ihrem Leitartikel indirekt Bezug auf die Geschichte. Einige versuchen, die derzeitigen Probleme immer wieder auf den Konflikt zwischen Rechts und Links zu reduzieren. Als könnten etwa unsere Mobilitätsprobleme über ideologische Lösungen angepackt werden. Auch in der Migrationsdebatte sehen die Verfechter der harten Regierungslinie jegliche Kritik als Ausdruck einer linken Gesinnung. Dabei fällt auf, dass ausgerechnet Katholiken und Freimaurer in diesem Zusammenhang im Wesentlichen einer Meinung sind. Ergo: Statt einen imaginären Gegensatz zur allgemeingültigen Erklärung für Kritik zu stilisieren, sollte man einfach wieder eine nüchterne Debatte zulassen.
Roger Pint