"Migranten: der große Graben", titelt Le Soir. "Die Debatte", heißt es schlicht bei De Morgen auf Seite eins.
Die Zeitungen greifen die Kontroverse auf, die N-VA-Chef Bart De Wever gestern in einem Meinungsbeitrag in De Morgen ausgelöst hatte. Die Kontroverse hatte sich an der Forderung von De Wever entzündet, dass die Linke sich beim Thema Migration entscheiden müsse, zwischen einem Staat mit offenen Grenzen und der Bewahrung der sozialen Sicherheit. Viele Politiker, aber auch Menschenrechtsorganisationen hatten diese Zuspitzung scharf kritisiert.
Gazet van Antwerpen meint dazu: Der Aufschrei bei Links war groß. Groen-Vorsitzende Meyrem Almaci bezeichnete De Wever als "gefährlichen Demagogen". SP.A-Chef John Crombez polterte, dass De Wever selbst eine Bedrohung für die soziale Sicherheit sei. Durch die Einsparung von fünf Milliarden Euro. Diese Behauptungen sind schön und gut. Aber was tragen sie zur Sache bei? Wie das Problem der Migration gelöst werden kann, das sagte gestern keiner aus der Opposition. De Wever hat immerhin eine Diskussion angestoßen. Klar, er polarisiert. Aber warum sollte er damit aufhören? Wenn die Reaktionen auf seine Äußerungen immer nur persönliche Angriffe sind, und er in der Sache Recht behält, fragt Gazet van Antwerpen.
Europa ist in der Pflicht
Het Laatste Nieuws bedauert: Es ist schade, dass die wichtige Diskussion durch allzu viele Misstöne in den Hintergrund rückt. Denn, wenn man den Text von De Wever liest, dann muss man erkennen, dass De Wever mit seiner Analyse recht hat. Allerdings provoziert er natürlich mit seiner polarisierenden Gegenüberstellung. Und als Antwort bekam er ebenfalls nur Beschimpfungen zurück. Über die Sache wurde nicht diskutiert. Das muss aufhören. Links und Rechts müssen sich zusammensetzen, um gemeinsam einen Plan für eine sinnvolle Migrationspolitik auszuarbeiten, fordert Het Laatste Nieuws.
Auch Le Soir gibt De Wever in seiner Analyse recht, sieht aber vor allem Europa in der Pflicht und führt aus: Europa hat es geschafft, die Grenzen innerhalb des Kontinents verschwinden zu lassen. Doch um die Organisation seiner Außengrenze hat sich Europa nicht bemüht. Auch die Linken und Mitte-Links-Parteien, sowohl in Belgien, als auch Europa, haben nie die Fragen beantwortet, wen wir aufnehmen sollen, wie und wo? Diese Fragen gilt es aber zu klären, um eine vernünftige Einwanderungspolitik zu gestalten. Und das auch, um Populisten das Wasser abzugraben, so Le Soir.
Davos: Nicht mehr das, was es mal war
Die Wirtschaftszeitung De Tijd schreibt zum Weltwirtschaftsforum: Davos ist ein Festival der Globalisierung. In Davos ein Plädoyer für Protektionismus zu halten, ist wie Fluchen in der Kirche. US-Präsident Trump wird das tun, wenn er morgen seine Rede hält. Zwei seiner Minister haben schon den Ton gesetzt. Für die Weltwirtschaft bedeutet das nichts Gutes. Auch die USA selbst werden nicht lange Freude am Schutz der eigenen Wirtschaft haben. Denn auf längere Sicht verliert jeder, wenn jeder zunächst nur an sich denkt, ist sich De Tijd sicher.
De Standaard gibt sich besorgt: Dass Trump weiter mit aller Macht sein Programm "America First" vertritt, könnte böse Folgen haben. Denn ein schwacher Dollar, den wir zurzeit schon haben, ist schlecht für den Rest der Welt. Wirtschaftlich gesehen natürlich. Sollte der Dollar noch schwächer werden, könnte der weltweite Wirtschaftsaufschwung abrupt zu Ende gehen. Die Amerikaner wird das nicht scheren. Frei nach dem Motto: Unser Geld, eure Probleme, analysiert De Standaard.
L'Avenir notiert: Davos ist nicht mehr das, was es mal war. Die Globalisierung wurde hier als Gott verehrt. Dieses Jahr mehren sich die kritischen Stimmen. Natürlich: Trump mit seinem "America First". Aber auch ein Macron, der gestern von den unerwünschten Nebeneffekten der Globalisierung gesprochen hatte. Auch andere europäische Staaten werden immer skeptischer. Für Schwellenländer sind das schlechte Nachrichten. Denn sie sehen in der Globalisierung eine Möglichkeit endlich aus ihrer Misere herauszukommen, notiert L'Avenir.
Wie in Sowjet-Zeiten…
L'Echo kommentiert zu der Strafe von einer Milliarde Euro an den Halbleiter-Hersteller Qualcomm: Es ist gut, dass die EU-Kommission diese hohe Strafe verhängt. Die Technik von Qualcomm ist in 90 Prozent unserer mobilen Geräte eingebaut, mit denen wir Internet empfangen können. Der Exklusiv-Vertrag, den Qualcomm mit Apple unterzeichnet hat, ist das Gegenteil der freien Marktwirtschaft. Konkurrenz wird abgewürgt. Es ist wieder so, wie in Sowjet-Zeiten, als es nur einen Anbieter für ein Produkt gab. Die Marktposition auszunutzen, um solche Verträge auszuhandeln, ist tatsächlich unlauterer Wettbewerb. Es ist gut, dass da jemand eingreift, findet L'Echo.
De Morgen schreibt zur Diskussion um ein Verbot von Smartphones an Schulen: Es klingt vielleicht sehr konservativ, aber ja, das Verbot von Smartphones im Klassenzimmer wäre eine gute Sache. Damit verweigert man sich nicht dem Fortschritt. Sondern man schützt die Jugend vor einer zu großen Abhängigkeit von diesen Geräten, mit denen sie allzu oft, allzu naiv umgehen. Die negativen Effekte des ständigen Gebrauchs des Smartphones in allen möglichen Lebenslagen beobachten wir gerade bei den Menschen zwischen 20 und 40 Jahren: Schlafstörungen, Konzentrationsmängel, Burn-out und so weiter, hält De Morgen fest.