"Elise ist im Viertelfinale der Australian Open", jubeln gleichermaßen Het Belang van Limburg, L'Avenir und auch das GrenzEcho. "Elise Mertens überrascht die Welt und auch sich selbst", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins. Die 22-jährige Elise Mertens hat zum ersten Mal bei einem Grand Slam-Turnier die Runde der letzten Acht erreicht.
"Immer noch auf den Spuren von Kim Clijsters", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. Sowohl Elise Mertens als auch die frühere Weltranglistenerste Kim Clijsters kommen ja aus der Provinz Limburg. "Ein Stern ist geboren", titelt denn auch La Libre Belgique.
Menschenkette für Migranten
"Katz-und-Maus-Spiel um Migranten", so derweil die Aufmachergeschichte von De Morgen. Rund 2.500 Menschen haben am Sonntag mit einer Menschenkette gegen die Politik von Asylstaatssekretär Theo Francken protestiert. Sie waren ursprünglich zum Brüsseler Maximilianpark gekommen, um eine offenbar geplante Razzia gegen Transit-Migranten zu verhindern. Zuvor waren Gerüchte kursiert, wonach eine Polizei-Aktion unmittelbar bevorstehe. Het Nieuwsblad glaubt zu wissen, wo die Information herkam: "Es gab eine undichte Stelle innerhalb der Polizei". Menschenrechtsorganisationen sorgten dafür, dass die meisten Migranten bei Gastfamilien untergebracht wurden. Die Zeitung fasst zusammen: "Aktivisten holen die Illegalen aus dem Park, bevor die Polizei das tun kann". De Standaard ist deutlicher: "Die Bürger und die Polizei boykottieren eine Razzia gegen Migranten". Le Soir spricht auf seiner Titelseite sinngemäß von einem "bürgerlichen Aufbegehren".
Dieses gesellschaftliche Engagement ist ein zartes Pflänzchen, warnt Le Soir in seinem Leitartikel. Hier geht es um ganz normale Bürger, die nicht notwendigerweise einer bestimmten Partei oder Gewerkschaft angehören. Engagierte Leute, die auf ihre Art auf die Ereignisse der letzten Wochen reagieren wollen. Mit dieser Bewegung muss man behutsam umgehen, man darf ihr Verhalten nicht kriminalisieren, aber auch nicht politisch instrumentalisieren. In diesen Zeiten der Polarisierung gilt es zu vermeiden, alles auf den Konflikt zwischen Rechts und Links zu reduzieren.
Auch L'Avenir warnt vor noch tieferen Gräben innerhalb der Gesellschaft. Der ideologische Konflikt um die Migranten aus dem Maximilianpark spitzt sich immer weiter zu. Es wird Zeit, dass die Regierung Lösungen präsentiert, damit zumindest ein bisschen Ruhe einkehrt. Man muss aber kein Berufspessimist sein, um da seine Zweifel zu haben. Vor dem Hintergrund der baldigen Kommunalwahlen ist mit einer weiteren Verhärtung der Fronten zu rechnen. Und das ist durchaus beängstigend.
Wunden lecken, schön reden, sich neu erfinden
Vor allem die flämischen Zeitungen beschäftigen sich am Montag mit den Neujahrsempfängen von SP.A und Groen. Beide müssen sich ja noch vom Bruch ihres Wahlbündnisses in Antwerpen erholen. Am Wochenende hat sich zumindest eins gezeigt, analysiert De Standaard: Beide Parteien mögen zwar gleichermaßen links im politischen Spektrum stehen, sie sind dafür längst noch nicht austauschbar. Deswegen ist das Aus für die Kartellliste auch für beide Parteien eher positiv: Jeder kann jetzt, ohne Rücksicht auf einen Bündnispartner, wirklich seine eigenen Inhalte ungefiltert offensiv an die Wähler bringen.
Het Nieuwsblad glaubt seinerseits, zweifelhafte Aussagen bei den flämischen Sozialisten gehört zu haben. Da wurde das Verhalten des bisherigen Antwerpener SP.A-Spitzenkandidaten Tom Meeuws plötzlich schön geredet. Nach dem Motto: Ausgaben zu stückeln, um die Aufsichtsgremien zu umschiffen, das machen wir doch alle. Hier handelt es sich um eine klare Normverschiebung, warnt das Blatt. So fängt es an! Es sind diese kleinen, auf den ersten Blick harmlos erscheinenden Übertretungen, die am Ende zu Katastrophen führen können.
Mit dem Mut der Verzweiflung hat SP.A-Chef John Crombez versucht, seinen Sozialisten Aufbruchstimmung einzuhauchen, notiert Het Laatste Nieuws. Überall versuchen die Sozialisten, sich neu zu erfinden. Die Quadratur des Kreises lautet: Die Zukunft nicht verhindern, sondern sie sozial begleiten. Vielleicht liefern die jüngsten Ereignisse in Deutschland erste Hinweise darauf, wo die rote Reise hingehen könnte.
Deutsch-französische Achse des gesunden Menschenverstands
"Tod im Herzen", so kommentiert De Morgen die Entscheidung der deutschen SPD, jetzt tatsächlich Koalitionsverhandlungen mit der CDU/CSU aufzunehmen. Mit dem Tod im Herzen haben die Delegierten grünes Licht für diese neue Etappe gegeben. Und es gibt tatsächlich Grund zur Skepsis: Viele Wähler sind wütend darüber, dass sie nur ganz wenige Früchte des Wirtschaftswachstums ernten konnten. Und diese wütenden Wähler, vor allem im verarmten Osten, die haben Recht. Wenn die neue Regierung diesen sozialwirtschaftlichen Sorgen nicht Rechnung trägt, dann droht auch den Volksparteien in Deutschland der Absturz.
Het Belang van Limburg stößt seinerseits ein erleichtertes "Uff!" aus. Uff!, es gibt ja doch noch Fixpunkte. Die Entscheidung des SPD-Sonderparteitages ist die richtige. Für Deutschland, aber auch für Europa und die Welt. In einer Welt, in der Russland zu einer gemeinen Diktatur gerät, in der die USA geführt werden von einem Mann, dessen geistige Gesundheit öffentlich in Frage gestellt wird, in der China am Ende noch der stabilste Partner zu sein scheint, in der auch in Europa mehr und mehr autoritäre Tendenzen zu Tage treten, in dieser Welt gibt es anscheinend wenigstens noch eine deutsch-französische Achse des gesunden Menschenverstands.
Roger Pint