"Als wäre eine enorme Bombe hochgegangen", titelt Gazet van Antwerpen. "Drei Häuser nach Explosion eingestürzt", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. "Eine Pizzeria wurde weggeblasen", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins.
Eine gewaltige Explosion hat am Abend Antwerpen erschüttert. "Sie war kilometerweit zu spüren", schreibt Het Nieuwsblad. Ereignet hat sich das Unglück am Paardenmarkt, unweit des Stadtzentrums. Drei Häuser wurden völlig zerstört, die Fassade wurde buchstäblich weggefegt. Die Fotos auf vielen Titelseiten sind äußerst spektakulär. Nach vorläufigen Angaben wurden mindestens 14 Menschen verletzt, sechs von ihnen schwer. Die Ursache ist noch unklar, die Polizei schließt aber einen terroristischen Hintergrund aus.
"Angeline ist eine von uns"
Auch heute berichten viele Zeitungen noch über die rassistischen Anfeindungen gegen die neue Miss Belgien. Angeline Flor Pua war am Samstagabend zur schönsten Frau des Landes gekürt worden. Weil sie philippinische Wurzeln hat, tauchten wenig später Hasskommentare in sozialen Netzwerken auf. "Es verletzt mich sehr", zitiert das GrenzEcho die 22-Jährige.
"Angeline ist eine von uns", findet Het Laatste Nieuws. Und, zwischen Klammern: Sie ist eine tolle Frau. Und doch musste Angeline ziemlich hässliche Dinge über sich lesen. Das ist aber kein typisch flämisches oder belgisches Phänomen. Die Geburt des Neujahrsbabys in Wien etwa sorgte ebenfalls für eine Welle von Hasskommentaren im Internet, und das nur, weil der stolze Papa türkische Wurzeln hat und die Mama ein Kopftuch trägt. Unsere Gesellschaften müssen Rassismus strenger ahnden. Solches Verhalten gehört verurteilt - von den Gerichten, aber auch von uns allen.
Rassismus – wirklich nur am Rande?
De Morgen hingegen warnt vor voreiligen Schlüssen. So viele Hasskommentare finde man gar nicht, die schiere Angst vor Rassismus habe zu einer Überreaktion geführt, was aus einer Mücke einen Elefanten gemacht habe. Man sollte nichts kleinreden, aber auch nichts aufblasen, warnt De Morgen in seinem Leitartikel. Es hilft dem Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung nicht, wenn man den Eindruck erweckt, dass Tweets und Facebook-Mitteilungen von einer kleinen Minderheit plötzlich stellvertretend stehen für das allgemeine Klima in Flandern. Nein, in Flandern laufen nicht scharenweise tumbe Rassisten durch die Gegend. Was nicht heißt, dass es kein Problem gäbe. Es gibt die Diskriminierungen im Alltag, etwa bei der Job- oder der Wohnungssuche. Und dieses Problem ist durchaus struktureller Natur.
Ist das wirklich nur eine Randerscheinung?, fragt sich hingegen sinngemäß Gazet van Antwerpen. Beispiel: Am Strafgericht von Mechelen haben 40 Beamte der lokalen Polizei ein Ehrenspalier gebildet für einen Kollegen, der sich wegen Rassismus verantworten muss. Der Mann hatte eine Fotomontage verbreitet, auf der eine indisch-stämmige Kommissarin wegen ihrer Wurzeln und ihres Geschlechts brutal verunglimpft wird. Dass sich dutzende Polizisten damit solidarisch zeigen, ist erschreckend. In Mechelen jedenfalls gibt es offensichtlich im Kampf gegen Rassismus noch viel zu tun.
Exzellenzpakt ist dringend nötig
Im frankophonen Landesteil läuft derweil seit einigen Tagen eine Debatte über die Zukunft des Unterrichtswesens. Der sogenannte Exzellenzpakt ist auf die Zielgerade eingebogen. Und dieses Reformpaket ist bitter, bitter nötig, meint Le Soir beschwörend. Das Unterrichtswesen in der Wallonie und in Brüssel belegt im internationalen Vergleich oft die letzten Plätze. Hier muss unbedingt was passieren. Deswegen sollten es sich die verschiedenen politischen Parteien auch gut überlegen, bevor sie den Entwurf zerpflücken. Viel zu oft sind Reformen angefangen und dann später von anderen wieder abgeändert oder entschärft worden. Das frankophone Unterrichtswesen braucht kein Geld. Genau deswegen sollten wir uns jetzt endlich aufs Wesentliche konzentrieren.
L'Avenir ist da offensichtlich eher pessimistisch. Es gibt wohl keinen Bereich, bei dem die Meinungen mehr auseinandergehen. Über das Unterrichtswesen kann man leidenschaftlich streiten. Schon jetzt gibt es wieder Misstöne. Der wallonische Ministerpräsident Willy Borsus, dessen Partei in der Französischen Gemeinschaft in der Opposition sitzt, übte schon hörbare Kritik an dem neuen Entwurf. Man sieht es: Die Wahrscheinlichkeit, dass am Ende alle auf einer Wellenlänge sind, ist eher gering.
Cash for Car: Lohnt sich das?
"Geld statt Firmenwagen, ist das nun vorteilhaft oder nicht?", fragt sich La Libre Belgique auf Seite eins. Die Regierung will Arbeitnehmern ja die Möglichkeit geben, den Firmenwagen umzumünzen in ein zusätzliches Gehalt, zu ähnlichen steuerlichen Bedingungen. Die Frage ist aber nach wie vor, ob sich das auch wirklich lohnen wird. Davon abgesehen muss das entsprechende Gesetz erstmal durchs Parlament. Der Staatsrat jedenfalls hat schon ziemlich vernichtende Kritik an dem Entwurf geübt.
Das klingt doch alles irgendwie bekannt, ärgert sich La Libre in ihrem Leitartikel. Dabei geht es doch eigentlich um ein wirklich gravierendes Problem. Es wäre gut, wenn es wirkliche Alternativen um Firmenwagen gäbe. Selbst die OECD, die nun wirklich nicht als Umweltschutz-Organisation gilt, hat Belgien schon mehrmals dazu aufgefordert, die Förderung von Firmenwagen zu überdenken. Nur wurde offensichtlich ein ehrgeiziges Projekt wieder mal in ein halbgares Gesetz gegossen. Schade, kann man da nur sagen.
Roger Pint