"2017 - das sehr, sehr heiße Jahr", titelt L'Avenir. "Warum 2018 das Jahr der politischen Pitbulls wird", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins. "Rettungskräfte mit falschem Alarm in die Falle gelockt", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws.
Die Zeitungen beschäftigen sich sowohl in ausführlichen Berichten, als auch in ihren Kommentaren mit dem abgelaufenen und dem neuen Jahr, sowie der Silvesternacht. In der Brüsseler Stadtgemeinde Molenbeek war es dabei zu Ausschreitungen gekommen.
L'Avenir meint: 2018 wird in gewisser Weise die Fortsetzung von 2017 sein. Licht und Schatten werden auch die kommenden zwölf Monate bestimmen. Ist das Glas halb voll oder halb leer? Schon jetzt sieht es so aus, als ob wir am Ende von 2018 wieder vor dieser Frage stehen werden, glaubt L'Avenir.
De Standaard hofft derweil, dass es besser wird, und führt aus: Die Neujahrsrede von UN-Generalsekretär António Guterres ist als Ansporn zu verstehen. Guterres zeichnete ein düsteres Bild der aktuellen Lage und damit des Jahres 2017: die nukleare Bedrohung, der galoppierende Klimawandel, zunehmender Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit - das sind nur einige Beispiele aus seiner Brandrede. Die UN hat die Funktion, die Welt besser zu machen. Genau das will Guterres erreichen. Er hat uns die Baustellen aufgezeigt, an denen es zu arbeiten gilt. Es bleibt zu hoffen, dass die Rede ihr Ziel nicht verfehlt und es am Ende von 2018 tatsächlich weniger Konflikte, Bedrohungen und Notsituationen gibt, schließt De Standaard.
Sich nicht das Träumen verbieten
La Libre Belgique beschäftigt sich mit einer dieser Baustellen: den Konsequenzen aus der Weinstein-Affäre. Die Zeitung schreibt: Festzuhalten ist, dass der Skandal um die sexuellen Übergriffe auf Frauen vor allem in den USA, Großbritannien und Skandinavien für Furore gesorgt hat, kaum dagegen in Frankreich und Belgien. Das ist zu bedauern und muss sich ändern. Denn der Kampf um mehr Respekt Frauen gegenüber ist kein feministischer Kampf, sondern ein Gebot des menschlichen Zusammenlebens. Wenn wir uns jetzt nicht weiter darum bemühen, die Lehren aus der Weinstein-Affäre zu ziehen, wird der Skandal lediglich eine üble Randnotiz aus dem Jahr 2017 bleiben, befürchtet La Libre Belgique.
La Dernière Heure will unbedingt positiv auf 2018 schauen und wünscht sich, dass in diesem Jahr die Ungleichheiten zwischen Arm und Reich kleiner werden. Dass Theo Francken weniger Angst vor Ausländern hat. Dass Kompany wieder für die Roten Teufel spielen kann und sie zum Weltmeistertitel in Russland führt. Dass die politische Erneuerung tatsächlich stattfindet. Dass Journalisten das Wort "Attentat" 2018 nicht benutzen müssen. Ein Traum? Vielleicht. Aber 2018 sollte auch ein Jahr werden, indem wir uns das Träumen nicht verbieten, wünscht sich La Dernière Heure.
Sie können es einfach nicht lassen
De Morgen fragt sich bezüglich der Äußerungen verschiedener flämischer Politiker während der vergangenen Tage: Warum können die Politiker nicht einfach mal ein paar Tage schweigen? Jetzt gibt es schon mal ein paar Feiertage, keine politische Agenda, und trotzdem können sie es nicht lassen. Und es sind nicht irgendwelche Politiker, die ihren Drang zu Interviews, Tweets oder Posts auf Facebook nicht unterdrücken können: Bart De Wever, Wouter Beke, Gwendolyn Rutten, alles Präsidenten der Regierungsparteien. Auch Zuhal Demir musste ihren Parteigenossen Theo Francken verteidigen. Reines Geplänkel, schlechtes Theater. Und es steht zu befürchten, dass das jetzt 500 Tage so weitergeht, ärgert sich De Morgen.
Het Laatste Nieuws sieht die gleiche Gefahr und schreibt: Nach der Regierungsbildung 2014 wurden uns fünf Jahre versprochen, in denen durchregiert werden sollte. Fünf Jahre ohne störende Wahlen. Doch das scheint nicht einzutreten. Denn schon jetzt beginnt das Wahlkampfgetöse für die Kommunalwahlen im Herbst. 2019 kommen Föderalwahlen. Es wird peinlich werden für die Regierung, wenn sie zugeben muss, statt der versprochenen fünf Jahre nur drei Jahre "durchregiert" zu haben, prophezeit Het Laatste Nieuws.
Ein offener Brief und ein paar Trainer für Altersheime
Die Dardenne-Brüder veröffentlichen heute in Le Soir und De Standaard einen offenen Brief, in dem sie von Charles Michel den Rücktritt von Asylstaatssekretär Theo Francken wegen der Sudanesen-Affäre fordern. Dazu kommentiert Le Soir: Es kann sein, dass die Kritik der beiden belgischen Filmemacher als "Kritik von Linken" abgetan wird. Das wäre natürlich falsch. Denn die Dardenne-Brüder haben durchaus recht: Michel will die Untersuchungen zu den Aussagen der abgeschobenen Sudanesen, in ihrem Heimatland gefoltert worden zu sein, abwarten. Was wird geschehen, wenn die Aussagen nicht richtig waren? Arbeitet Belgien dann weiter mit dem Sudan zusammen? Der Sudan bleibt ein Land, in dem gefoltert wird. Belgien täte gut daran, die Zusammenarbeit mit dem Sudan sofort zu beenden, so Le Soir.
Het Nieuwsblad schreibt zum kritikwürdigen Zustand flämischer Altersheime: Minister Jo Vandeurzen will jetzt Trainer in die Altersheime schicken, um dort für Verbesserungen zu sorgen. Doch das wird nicht reichen. Ein paar Trainer hier, ein bisschen Geld dort - das ist nicht genug. An den Zuständen der Altersheime muss sich grundsätzlich etwas ändern. Wir warten weiter auf solch umfassende Reformpläne, bedauert Het Nieuwsblad.
Kay Wagner