"Kran fällt auf Apartmenthaus", titelt Het Laatste Nieuws. "Sturm weht Kran in ein Gebäude", so die Schlagzeile von Gazet van Antwerpen. "Frau stirbt durch niedergestürzten Kran", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins.
Auf den Titelseiten vieler flämischer Zeitungen sieht man heute ebenso spektakuläre wie erschreckende Bilder. In Nieuwpoort an der Küste wurde ein Kran vom Sturm umgeweht. Er krachte offensichtlich mit voller Wucht in ein Apartmenthaus. "Es sieht aus, als habe ein gigantisches Schwert eine tiefe Kerbe in das Gebäude geschlagen", so beschreibt Het Nieuwsblad die Szenerie.
Der Kran muss buchstäblich wie eine Bombe eingeschlagen sein. Eine 73-jährige Frau wurde getötet, drei weitere Bewohner wurden schwer verletzt. Noch tragischer ist, dass das Unglück quasi mit Ansage kam. Vor drei Wochen war das Viertel wegen desselben Krans schon einmal geräumt worden. Eine Prüfung hatte aber ergeben, dass keine Gefahr von der Konstruktion ausgeht. "Das ist unfassbar und unannehmbar", reagiert der Bürgermeister von Nieuwpoort in Het Laatste Nieuws.
Festival unter Verdacht
"Das Festival des Liebesfilms wird des Sozialbetrugs verdächtigt", so derweil die Aufmacher-Geschichte von La Libre Belgique. Dieses "Festival du film d'amour" (Fifa) ist ein Vorzeigeevent der Stadt Mons. Bürgermeister Elio Di Rupo ist der Gründer und bis heute auch der Verwaltungsratspräsident des Fifa. Die Sozialinspektion geht jetzt dem Verdacht nach, dass Leute, die für das Fifa arbeiten, eigentlich von der Provinz Hennegau bezahlt werden. La Dernière Heure, die zur selben Pressegruppe gehört wie La Libre Belgique, bringt die Info heute ebenfalls.
"Ein 'Like' auf Facebook ist ein Kündigungsgrund", schreibt sinngemäß L'Echo auf Seite eins. Ein Mitarbeiter einer Brüsseler VoE ist entlassen worden, weil er einen Beitrag des umstrittenen französischen Humoristen Dieudonné gelikt hatte. Und der Lütticher Arbeitsgerichtshof hat jetzt in zweiter Instanz die Kündigung für rechtens erklärt.
"Frohe Ostern!"
"Energie, Pensionen, Arco", De Morgen listet heute auf seiner Titelseite die Akten auf, die noch auf dem Tisch der Regierung liegen. Die Equipe von Charles Michel muss noch eine Reihe von heiklen Entscheidungen treffen. So müssen etwa noch genaue Einzelheiten der Rentenreform ausformuliert werden, im Raum steht ebenfalls noch der Energiepakt inklusive Atomausstieg. Nicht zu vergessen: Die Entscheidung über den Nachfolger der F16-Kampfflugzeuge.
Da kann man nur sagen: "Frohe Ostern!", frotzelt De Morgen in seinem Leitartikel. Bis zu den Osterferien sollten diese Dossiers eigentlich geregelt sein. Schaut man sich aber den derzeitigen Zustand der Föderalregierung an, dann sind da zumindest Zweifel erlaubt. Die N-VA hat in den letzten Tagen klargemacht, wer der Boss ist, nämlich sie selbst. Die Koalitionspartner MR, OpenVLD und CD&V sind zunehmend irritiert. Dass sie die N-VA gewähren lassen, das ist ein Offenbarungseid, der Beweis für ihre Schwäche.
Es ist in der Tat die N-VA, die derzeit für Spannungen sorgt. Auf der einen Seite schwelt die Polemik um den N-VA-Asylstaatssekretär Theo Francken weiter, auf der anderen Seite hat N-VA-Chef Bart De Wever gerade dem Atomausstieg eine Absage erteilt. Jetzt gilt offensichtlich das Gesetz des Stärkeren, analysiert Het Laatste Nieuws. Die N-VA hat offensichtlich beschlossen, ihr Ding durchzuziehen. Die Koalitionspartner scheinen dabei zähneknirschend zu schweigen. Der Grund liegt auf der Hand: Niemand hat ein Interesse daran, dass die Regierung über Themen wie die Asylpolitik oder den Atomausstieg stürzt.
Das politische Gleichgewicht ist zerstört, glaubt auch La Libre Belgique. Die N-VA spielt jetzt ihren Status als stärkste Kraft innerhalb der Koalition ungeniert aus. Dabei entsteht der unschöne Eindruck, dass Charles Michel dazu verdammt ist, nach der Pfeife von Bart De Wever zu tanzen. Es wird Zeit, dass Michel noch einmal klarmacht, dass es nur einen Chef in dieser Regierung gibt, und das ist er selbst.
Arme Premier, arme MR
"Der arme Premier", meint fasst schon mitfühlend Het Nieuwsblad. Die MR scheint urplötzlich in der Wirklichkeit aufgewacht zu sein. Zwar wusste jeder um die Übermacht der N-VA. Jetzt allerdings verhalten sich die flämischen Nationalisten auch so. Und die MR-Leute können nur verdattert zusehen, wie die Autorität ihres Premierministers im Mülleimer landet.
Wir wussten ja, so hakt L'Avenir ein, wir wussten ja, dass die N-VA das Ende Belgiens anstrebt. Im Moment kann es aber so aussehen, als wollten die Nationalisten auch der MR den Todesstoß versetzen. Einige frankophone Liberale haben offensichtlich die Gefahr erkannt, fordern mehr oder weniger unverhohlen den Rücktritt von Theo Francken. Für Gérard Deprez sind die "Grenzen des Erträglichen" erreicht. Es wird Zeit, dass Charles Michel definiert, wo diese Grenzen liegen.
Auch Het Laatste Nieuws glaubt, dass Bart De Wever an die MR denken sollte. Die frankophonen Liberalen, das sind die einzigen Verbündeten der N-VA im südlichen Landesteil. De Wever wird die MR 2019 nötig haben. Das Wohlwollen der Liberalen verdient man sich aber nicht, indem man die MR im frankophonen Landesteil permanent zu Hampelmännern degradiert.
Roger Pint