Der Sieg Spaniens im Finale der Fußballweltmeisterschaft ist heute das Aufmacher-Thema in der gesamten belgischen Inlandspresse.
Spanien ist Fußballweltmeister
Spanien ist zum ersten Mal Fußballweltmeister, schreibt das Grenz-Echo und meint zum Spielverlauf, dass die Begegnung über weite Strecken nicht hochklassig, aber jeder Zeit spannend und vor allem hart umkämpft war.
Le Soir titelt hierzu: „Spanien hat seinen Star“. Andres Iniesta hat zum Ende der Verlängerung Spanien erlöst und dem Land seinen ersten Weltcupsieg im Fußball beschert. Die Brüsseler Tageszeitung bemerkt in diesem Zusammenhang, dass zum Ende der Fußballweltmeisterschaft eines sicherlich festgehalten werden könne: Es habe sich um ein Turnier gehandelt, das von Südafrika brillant organisiert gewesen sei. Das Land habe die Aufnahmeprüfung in das Lager der Großen bestens bestanden. Der gesamte afrikanische Kontinent werde hiervon profitieren, denn schon jetzt stehe fest, so der Leitartikler der Brüsseler Tageszeitung, die Fußballweltmeisterschaft wird eines Tages nach Afrika zurückkehren.
Zum innenpolitischen Geschehen notiert Le Soir heute, dass der gestrige offizielle Feiertag Flanderns Anlass zur Wiederholung der Forderung nach einer Staatsreform und einer möglichen flämischen Verfassung gegeben hat.
De Standaard schreibt zum Ende der Fußballweltmeisterschaft auf der Titelseite: „ Oranje in Trauer“. Spaniens erster Gewinn der Fußballweltmeisterschaft beschert den Niederländern den dritten Kater. Ein Oranje-Fest, das so schön hätte werden können, wurde erneut zum Trauma. Im Leitartikel zieht De Standaard Parallelen zwischen Sport und Politik und zwischen Spanien und Belgien. In Katalonien wären am Samstag gut eine Million Menschen auf die Straße gegangen; um gegen eine mögliche Einschränkung der Autonomie dieser Region zu demonstrieren. Flandern habe es im Kampf mit der föderalen Ebene, also Brüssel, zwar nicht so schwer wie die Katalanen in ihrem Streit mit Madrid, aber auch hierzulande gehe nicht alles von selber. Es sei unbedingt nötig, so notiert De Standaard, dass die nächste föderale Regierung zusammen mit den Gliedstaaten Belgien dahingehend reformiert, dass Flandern und die Wallonie für die wirtschaftlich ungewisse Zukunft besser aufgestellt sind.
Erste Hitzewelle seit vier Jahren
De Morgen widmet dem Finale der Fußballweltmeisterschaft die Titelseite, notiert aber auch, dass Belgien die erste wirkliche Hitzewelle seit vier Jahren erlebt. Nach einem eiskalten Winter sollen wir noch wenigstens einige Wochen im Bann eines heißen Sommers bleiben. Nach Aussagen eines britischen Meteorologen würde der warme Sommer sogar, so schreibt De Morgen, noch sechs Wochen andauern.
Gazet Van Antwerpen macht auch mit der Fußballweltmeisterschaft und dem spanischen Titelgewinn auf, meint aber auch, dass in den kommenden Tagen mit schweren Unwettern in Belgien zu rechnen sei. Die drückende Hitze der letzten Tage sei vorbei, doch bringe der Übergang von einer Hitzewelle zu normalen Sommertemperaturen auch immer schwere Gewitter und heftige Niederschläge mit sich. Das Blatt warnt dann auch vor den Gefahren des Blitzschlags. Bei heftigen Gewittern müsse man alles tun, um nicht Gefahr zu laufen vom Blitz getroffen zu werden.
Flanderns Feiertag rückt flämische Forderung nach Staatsreform wieder in den Vordergrund
Het Belang van Limburg kommentiert im Leitartikel die innenpolitische Situation und die Äußerungen flämischer Spitzenpolitiker am gestrigen flämischen Feiertag. Beispiel: Es sei Zeit für eine kopernikanische Revolution. Nicht mehr Belgien, sondern Flandern müsse der Mittelpunkt werden, um den sich alles dreht. Bis es so weit sei, müsse man aber noch etwas Geduld haben. Heute würden Elio Di Rupo und sein Tandem-Gefährte Bart De Wever mit dem Ausloten von Koalitionsmodellen beginnen. Wie das schließlich ausgehe, bleibe abzuwarten.
Auch Het Laatste Nieuws widmet den Leitartikel dem gestrigen Feiertag Flanderns. Das Blatt meint, dass einige Politiker in Flandern unbedingt umdenken müssten. Vor allem gelte dies für den Vorsitzenden des flämischen Parlaments, der habe bei seiner Festrede Brüssel gestern links liegen lassen. Doch was die N-VA für Flandern fordere, eine eigene Identität nämlich, wolle man Brüssel nicht zugestehen. Wenn man zu Kompromissen mit den Französischsprachigen kommen wolle, müssten Politiker wie Flanderns Parlamentspräsident Jan Peumans lernen, die Realität dieses Landes zu erkennen. Die sei z.B., dass Brüssel weder Flandern noch die Wallonie sei sondern auf eigenen Beinen stehe, kommentiert Het Laatste Nieuws.
Auch La Libre Belgique hat Fußballweltmeister Spanien auf der Titelseite. Den Leitartikel widmet aber auch dieses Blatt der anstehenden Regierungsbildung. Kommentierend meint La Libre Belgique, dass es ein Fehler wäre zu glauben, dass Bart De Wever inzwischen einen Sinneswandel durchgemacht habe und jeder zu radikalen Forderung abgeschworen hätte. Dies brauche nicht Anlass zur Panik für die Französischsprachigen zu sein, sie aber müssten jetzt vor allem realistisch und pragmatisch auftreten.
Lernen vom Nachbarn
Het Nieuwsblad schließlich titelt auf Seite 1 „Olé“ und wertet im Leitartikel die Fußballweltmeisterschaft als eine Lektion für Belgien. Im Kommentar fragt sich die Zeitung, weshalb Deutschland und die Niederlande können, was hierzulande anscheinend unmöglich ist. Dabei mache sportliches Talent doch an Landesgrenzen nicht halt. Was ist los? Die Niederlande sind Vize-Weltmeister, Deutsche Dritter und die Belgier haben die letzten vier Wochen zuhause gesessen und sind während der Qualifikationsrunde in den letzten zwei Jahren nicht einmal in die Nähe einer möglichen Teilnahme an dieser Weltmeisterschaft gerückt. Vielleicht könne man ja von der Art und Weise, wie bei den Nachbarn mit Sport umgegangen wird, etwas lernen.
Bild: epa