"Fünf Zentimeter Schnee – 1.300 Kilometer Stau", titelt Het Belang van Limburg. "Schnee teilt Belgien in zwei Teile", so Le Soir. Und De Morgen schreibt: "25 Millionen Euro Schaden durch Schnee".
Schneefall in den Morgenstunden hat gestern in Flandern und der Hauptstadt-Region Brüssel für großes Verkehrschaos gesorgt. Die Zeitungen berichten ausführlich darüber. Einige widmen dem Thema ihre Kommentare.
Het Laatste Nieuws meint: Natürlich stellen wir uns jetzt wieder die klassischen Fragen: War das Chaos zu vermeiden? Wer ist schuld? Hat die Regierung versagt? Halten wir mal fest: Die Politik ist nicht daran schuld, dass es schneit. Aber ein bisschen Schuld an dem Chaos von gestern ist sie schon.
Nur allzu fatalistisch hat es nämlich geklungen, was die flämischen Behörden gestern von sich gegeben haben: Schnee räumen? Vergebliche Mühe. Salz streuen? Bringt nichts. Winterreifen? LKW-Fahrverbote? Lieber noch einen Winter lang drüber nachdenken. Lieber nichts tun, lieber untergehen und Schnee als eine Naturgewalt akzeptieren. Ist das die berühmt berüchtigte Schneeblindheit?, fragt sich Het Laatste Nieuws.
N-VA diesmal nicht verantwortlich
La Dernière Heure schimpft über die gestrigen Zustände in der Hauptstadt-Region Brüssel und führt aus: Selbst der öffentliche Nahverkehr hat nicht richtig funktioniert. Keine Präventivmaßnahmen, kein Streusalz, keine alternativen Fahrtstrecken, obwohl doch alles angekündigt war.
Wir warten ungeduldig auf die Erklärungen, die Brüssels Ministerpräsident Rudi Vervoort und Konsorten uns geben werden. Dieses Mal können sie – anders als beim Bau des Fußballstadions für die Europameisterschaft – die Schuld nicht bei der N-VA und der Föderalregierung suchen, wettert La Dernière Heure.
L'Avenir fragt: Müssen wir die Schuld für das gestrige Chaos nicht auch ein bisschen bei uns suchen? Sollten wir bei der Warnung vor solchen Wetterverhältnissen nicht auch unser eigenes Verhalten ändern? Zum Beispiel früher oder später als sonst zur Arbeit fahren oder besser noch von zu Hause arbeiten, sich dagegen wehren, überall immer präsent sein zu müssen, gibt L'Avenir zu bedenken.
Ähnlich Gazet van Antwerpen: Vielleicht sollten wir nicht nur von Behörden und Politikern fordern, vernünftige Notfallpläne in petto zu haben, wenn es schneit. Auch jeder einzelne von uns sollte solche Pläne machen, jedes einzelne Unternehmen.
Wie viele Menschen müssen im Notfall absolut im Büro sein? Wer kann von zu Hause arbeiten? Welche Pakete müssen unbedingt weg? Welche Lieferungen können warten? Wenn wir solche und ähnliche Fragen beantworten, sind an Tagen wie gestern nur wirklich die Menschen und Fahrzeuge draußen, die draußen sein müssen, glaubt Gazet van Antwerpen.
Konkrete Maßnahmen – leider Fehlanzeige
Die Energieminister der drei Regionen sowie ihre föderale Kollegin haben die Arbeit an ihrem Energiepakt beendet. Den Entwurf haben sie der Regierung vorgelegt. De Standaard setzt sich mit dem Inhalt des Pakts auseinander und kommentiert: Der Entwurf liest sich wie ein Märchenbuch.
Alles hört sich wunderbar an: Atomausstieg 2025, Abschied von fossiler Energie, Windmühlenboom im Meer und auf dem Land. Eine CO2-Steuer, elektrische Autos überall und so weiter und so fort. Das Problem ist nur, dass der Pakt keine einzige Maßnahme vorschlägt, wie das alles erreicht werden kann, mit welchen ganz konkreten Maßnahmen. In diesem Punkt ist der Pakt eine herbe Enttäuschung, bedauert De Standaard.
Het Nieuwsblad sieht das genauso und schreibt: Grundlegende Fragen werden nicht beantwortet. Wie sollen wir all die Vorschläge verwirklichen? Woher bekommen wir in der Übergangszeit unsere Energie? Wie kann sie bezahlbar und sicher sein? Welche grundlegenden Verhaltensregeln müssen wir ändern, um die grüne Zukunft zu verwirklichen? 14 Jahre nach dem ersten Gesetz über den Atomausstieg hätte alles deutlich konkreter sein müssen, beklagt Het Nieuwsblad.
Eine nationale Verwaltungshochschule für Belgien?
La Libre Belgique fragt sich allgemein, warum sich Belgien so schwer tut bei nationalen Projekten und notiert: Man müsste eine föderale Verwaltungsstruktur einführen, die ihren Namen verdient. Die bestünde einerseits aus Politikern, die von allen Belgiern gewählt würden und die sich um Anliegen von nationalem Interesse kümmern. Andererseits bestünde sie aus einer nationalen Verwaltungshochschule, deren Absolventen sich als künftige Elite um nationale Großprojekte kümmern würden.
Sind diese Vorstellungen utopisch? Vielleicht. Aber auf jeden Fall ein Weg, der in die Zukunft weist, meint La Libre Belgique.
Het Belang van Limburg bemerkt zu den Investitionen in die Bahn: 100 Millionen Euro soll die Flämische Regierung als Co-Finanzierung beisteuern, um 371 Millionen Euro Föderalgelder zu erhalten. Viele flämische Prioritätsprojekte können dadurch bis 2022 finanziert werden. Also eine gute Sache.
Natürlich kann man sich fragen, warum Flandern selbst noch 100 Millionen Euro zuschustern muss, wo die Bahn doch eine föderale Angelegenheit ist. Doch das ist nur logisch: Wenn man, wie die N-VA, immer mehr regionale Kompetenzen einfordert, muss man auch dafür zahlen, findet Het Belang van Limburg.
kw