"Traumlos für die Roten Teufel", titeln Gazet van Antwerpen und das GrenzEcho. "Die Belgier haben eine vergleichsweise harmlose Gruppe", so die Schlagzeile von La Libre Belgique und Le Soir. "Das Viertelfinale ist Pflicht", notiert schon fordernd Het Nieuwsblad.
In der Tat: Es hätte schlimmer kommen können. Bei der WM in Russland muss die Nationalmannschaft zunächst gegen Fußball-Zwerg Panama antreten; danach stehen Tunesien und schließlich England auf dem Spielplan. Auf vielen Titelseiten sieht man eben das Los, auf dem "England" steht. In den Händen hält es der frühere argentinische Weltfußballer Diego Maradona. Angesichts dieser Gruppe sind sich Experten einig: Die Roten Teufel sollten sich mindestens für die K.o.-Runde qualifizieren. Einige Zeitungen haben sich schon das übrige Tableau angeschaut und zunächst keine ernstzunehmenden potentiellen Gegner entdecken können. Im Viertelfinale allerdings warten dann härtere Brocken: "Die Roten Teufel können sich schon mal für das Viertelfinale gegen Brasilien oder Deutschland warmlaufen", so aber schon mal die zuversichtliche Schlagzeile von Het Laatste Nieuws.
Jetzt wissen die Roten Teufel also, auf wen sie sich gefasst machen müssen. Die sportliche Vorfreude wird aber doch ziemlich getrübt, meint La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. Dass die WM in Russland stattfinden wird, sorgt nach wie vor für scharfe Kritik. Wieder einmal wird der Kreml wohl ein sportliches Großereignis für Propagandazwecke nutzen. Dass die WM überhaupt in dem Land stattfindet, bringen viele Beobachter zudem mit Korruption in Verbindung. Darüber hinaus steht zu befürchten, dass die WM zur Bühne wird für Krawallmacher. Die russischen Hooligans gelten als extrem brutal und rassistisch. Insgesamt also kein allzu glückliches Bild des Gastgebers.
In letzter Sekunde
Le Soir kommt noch einmal zurück auf das Zugunglück vom Montagabend. "Morlanwelz: Ein viel schlimmeres Drama wurde vermieden". Die Zeitung hat nach eigenen Angaben bislang unveröffentlichte Dokumente einsehen können. Demnach hätte der Geisterzug auch mit einem vollbesetzten Personenzug kollidieren können.
Offensichtlich hat das zuständige Stellwerk buchstäblich in letzter Sekunde ein Haltesignal auf Rot gesetzt und den Personenzug gestoppt. Damit sei eine Kollision mit den führerlosen Waggons verhindert worden.
Legitime Forderungen oder Erpressung?
"Laurent stellt Bedingungen", so derweil die Aufmachergeschichte von Het Laatste Nieuws. Am Freitag hatten ja Zeitungen einen Brief des Rechtsanwalts von Prinz Laurent veröffentlicht. Der wehrt sich gegen die drohende Kürzung der staatlichen Dotation für den Bruder des Königs. Zusätzlich stellt Prinz Laurent aber Forderungen. So verlangt er unter anderem, dass seine Frau Claire - im Falle seines Ablebens - eine Art Rente bekommt. Das sei so im bisherigen Gesetz nicht vorgesehen. Darüber hinaus wünscht sich Laurent mehr Handlungsspielraum.
Einige Zeitungen scheinen bis zu einem gewissen Grad Verständnis für den Prinzen aufzubringen. Klar, meint Le Soir: Prinz Laurent ist nicht immer ein Sympathieträger. Das bedeutet aber nicht, dass man ihn anders behandeln darf als alle anderen Bürger. Konkret: Es ist nachvollziehbar, wenn der Prinz sich zumindest klare Verhältnisse wünscht. Das Gesetz, das seine staatliche Dotation regelt, ist tatsächlich zu vage. Und wenn man schon von Laurent verlangt, dass er sich an seine Pflichten hält, dann sollten auch die Politiker ihre Arbeit tun.
Auf flämischer Seite ist man weniger verständnisvoll. Selbst ein Kleinkind spürt doch, dass Prinz Laurent hier den Bogen überspannt, giftet etwa Het Laatste Nieuws. Der Prinz will mehr Handlungsspielraum? Es gibt unheimlich viele Galaabende und Preisverleihungen, auf denen der Mann sich gerne zeigen darf. Nur sollte er eben die Finger von der Politik lassen. Es kann nicht sein, dass der Prinz in regelmäßigen Abständen die Regierung in Verlegenheit bringt. "Verhalten Sie sich endlich wie ein Erwachsener und nicht wie ein Kind!", wendet sich das Blatt an den Prinzen.
Auch De Standaard schäumt vor Wut: Prinz Laurent bekommt jährlich eine Dotation von 300.000 Euro. Damit verbunden sind Regeln. Wenn man sich an die nicht halten will, dann muss man eben aussteigen, auf den Titel, aber dann auch auf die Dotation verzichten. Was Laurent stattdessen tut, das kann man dagegen als Erpressung betrachten. Er gibt zu verstehen, dass er jederzeit insbesondere das Königshaus in Verlegenheit bringen kann. Für Leute, die nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren worden sind, ist eine solche Haltung schlichtweg inakzeptabel.
Greoli - Juncker - Vandeput
Der Samstag ist bekanntermaßen der Tag der politischen Interviews. Le Soir bringt am Samstag ein Gespräch mit der CDH-Spitzenpolitikerin Alda Greoli. Die ist Ministerin sowohl in der Wallonischen Region als auch in der Französischen Gemeinschaft. Mit Blick auf die Parlamentswahl 2019 macht Greoli klar: Die CDH wird keine Koalition mit der N-VA eingehen. Die Zentrumshumanisten bleiben also bei der Haltung, die sie auch schon bei der letzten Wahl eingenommen hatten.
Het Laatste Nieuws bringt heute ein Exklusivinterview mit dem EU-Kommissionsvorsitzenden Jean-Claude Juncker. Die Quintessenz in drei Schlagzeilen: "Ich betrachte Charles Michel als einen Bruder". "Die Katalonien-Frage ist und bleibt eine innerspanische Angelegenheit" - und schließlich: "Nein, ich habe kein Alkoholproblem".
Het Belang van Limburg hat sich mit dem N-VA-Föderalminister Steven Vandeput unterhalten. Der ist für Verteidigung, aber auch für die Föderalbeamten zuständig. Vandeput will offensichtlich mit einigen Vorurteilen aufräumen. Schlagzeile auf Seite eins der Zeitung: "Der Staat bezahlt besser als der Privatsektor".
Roger Pint