"Es war fast perfekt", titelt L'Avenir. "Knapp verfehlt", schreibt Het Belang van Limburg. "Ein Märchen, aber kein Happy End", so die Schlagzeile auf Seite eins von Het Laatste Nieuws.
Ausnahmslos alle Zeitungen bringen heute auf ihren Titelseiten Fotos des Lütticher Tennisprofis David Goffin. Der 26-Jährige hat eine verrückte Woche hinter sich. Nach Siegen unter anderem gegen Rafael Nadal und Roger Federer erreichte David Goffin das Finale des Masters-Turniers in London. Gegen den Bulgaren Igor Dimitrov musste er sich am Ende nach einem spannenden Match knapp geschlagen geben.
"Er hat gekämpft wie ein Löwe", titelt Het Nieuwsblad. "Kämpfend unterlegen", notiert Gazet van Antwerpen. "Goffin verliert und schreibt dennoch Sportgeschichte", so die Schlagzeile von De Standaard. Denn in der Tat: Vor ihm hatte es nie ein Belgier ins Masters-Finale geschafft. "Goffin geht erhobenen Hauptes", so denn auch das Fazit von Le Soir.
Goffin ist definitiv kein Geheimtipp mehr, notiert Het Nieuwsblad in einem Kommentar. Der diskrete, fast phlegmatische Goffin schafft eben Fakten auf dem Platz. Mal eben Nadal und Federer geschlagen. Und dann im Masters-Finale. Dabei hatten wir doch eigentlich geglaubt, dass Kim Clijsters und Justine Henin für die Ewigkeit außer Reichweite bleiben würden. David Goffin hat jetzt im Männertennis in Belgien ebenfalls den Zenit erreicht.
Der Davis-Cup kann kommen
Wer es unbedingt will, der könnte die Leistung von David Goffin jetzt – typisch belgisch – kaputt relativieren, schreibt Het Laatste Nieuws. Denn, zugegeben: Gleich eine Reihe von Weltklasse-Spielern war verletzungsbedingt nicht dabei. Auch Rafael Nadal war sichtlich angeschlagen, als er gegen Goffin verlor. Dennoch: Goffin ist ein Weltklasse-Spieler. Da gibt es keine Diskussion. Und, nicht vergessen: Er ist erst 26. Sein bestes Tennis dürfte erst noch kommen.
"Und jetzt gewinnst du für uns den Davis-Cup", motiviert La Dernière Heure den Lütticher Tennisprofi. Die belgische Mannschaft bestreitet ab Freitag das Finale im Davis-Cup gegen Frankreich. "Zittert, ihr Franzosen", droht L'Avenir in seinem Leitartikel.
David Goffin hat mal eben eine der größten Leistungen in der belgischen Tennisgeschichte dargeboten, fast schon auf Augenhöhe mit Justine Henin und Kim Clijsters. Wenn er diesen Elan mit ins Davis-Cup-Finale nehmen kann, dann müssen die Franzosen sich anschnallen.
La Dernière Heure schlägt in dieselbe Kerbe. David Goffin hat in der letzten Woche fünf Matches auf höchstem Niveau abgeliefert. Sein Selbstbewusstsein sollte recht groß sein, und diese positive Energie sollte er ins Davis-Cup-Finale mitnehmen. Wer weiß, vielleicht hält er am Ende zusammen mit seinen Team-Kollegen die legendäre silberne Salatschüssel in den Händen.
Bis das Tischtuch reißt…
Innenpolitisch dreht sich weiter alles um die Ausschreitungen in Brüssel in der letzten Woche. "Justizminister Koen Geens schießt scharf auf Brüssel", titelt etwa Gazet van Antwerpen. Nach dem N-VA-Innenminister Jan Jambon hat nun auch Koen Geens harsche Kritik an den Brüsseler Behörden geübt. Die Polizei in der Hauptstadt habe "unprofessionell" auf die Ausschreitungen reagiert.
Insbesondere habe es Abstimmungsprobleme auf der Kommando-Ebene gegeben. Auch hier steht mindestens zwischen den Zeilen die Forderung nach einer Fusion der sechs Brüsseler Polizeizonen. De Morgen resümiert: Flämische Minister verlangen eine integrierte Hauptstadt-Polizei".
Das muss den frankophonen Brüsselern doch endlich einleuchten, findet Gazet van Antwerpen. Brüssel dürfte wohl die einzige Stadt in Europa, vielleicht in der ganzen Welt sein, in der es keine einheitliche Polizei gibt. Aber nein! Die Brüsseler Politiker halten an ihren kleinen Kaiserreichen fest, wo sie in allen Belangen das Sagen haben.
Das Schlimme ist, dass die Brüsseler in solchen Fällen immer gleich auf stur schalten, beklagt sinngemäß Het Laatste Nieuws. Jeder, der den Finger in die Wunde legt, wird mindestens abgekanzelt oder sogar mehr. Selbst ein polizeiinterner Untersuchungsbericht, der eine Reihe von Missständen auflistet, ändert daran nichts. Jetzt wird es endlich Zeit für eine wirkliche Debatte über die Polizeistruktur in Brüssel.
"Es reicht!", wettert derweil Le Soir. Hier wird gerade wieder ein trauriges Schauspiel dargeboten: N-VA gegen PS, rechts gegen links, Flamen gegen Frankophone… Jeder zeigt mit dem Finger auf den jeweils anderen. Warum können die Politiker nicht einfach im Sinne der Bürger handeln und nüchtern über Probleme debattieren.
Auch Het Nieuwsblad scheint zu resignieren. In dieser Diskussion werden mal eben alle Klischees erfüllt. Jeder gegen jeden, keiner will schuld sein. Es ist, als säßen alle an einem Tisch, wobei jeder am Tischtuch zieht; auf die Gefahr hin, dass es zerreißt. Es ist nicht normal, dass eine Diskussion offensichtlich unmöglich ist; es ist nicht normal, dass über Themen wie Polizei und Sicherheit nicht mal mehr geredet werden kann.
Le Soir bringt auf seiner Titelseite eine alarmierende Warnung: "Die Bevölkerung atmet gefährliche Luft ein", so die Schlagzeile. Das jedenfalls ist die Meinung von 100 Medizinern, die eindringlich Maßnahmen fordern, zur Verbesserung der Luftqualität. Besonders problematisch ist demnach die Situation in Brüssel.
Falsche Hasen retten Leben
Bemerkenswerter Titel schließlich unter anderem in Het Nieuwsblad: "Verkleidet als Kaninchen haben sie ein Leben gerettet". Es ist so: In Hasselt hatte eine Gruppe junger Frauen einen Junggesellinnen-Abschied gefeiert. In dem Restaurant erlitt ein 80-Jähriger einen Herzstillstand. Zum Glück handelte es sich bei den Frauen um Krankenschwestern; die leisteten gleich erste Hilfe und retteten dem Mann das Leben.
rop - Bild: Glyn Kirk (afp)