"Brüssel, Opfer einer unverständlichen Gewalt", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins. "Ausschreitungen in Brüssel nach Sieg von Marokko", so La Dernière Heure. Und das GrenzEcho titelt: "Krawalle in Brüssel: Kritik an Polizeieinsatz".
Angebliche Fans der marokkanischen Fußballmannschaft hatten am Samstagabend in der Brüsseler Innenstadt randaliert, nachdem sich Marokko für die Fußball-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr qualifiziert hatte. Mehrere Geschäfte wurden verwüstet, Autos angezündet und 22 Polizisten verletzt. Von den Randalierern wurde keiner festgenommen.
Die Polizei schaut einfach zu
Het Laatste Nieuws kritisiert das alles scharf und stellt fest: Die Welt stand Kopf in Brüssel. Randalierer, die ungestört alles verwüsten konnten, was sie wollten, und Polizisten, die einfach zusahen. Das ist nicht zu akzeptieren. Bei solchen Vorkommnissen muss sofort hart durchgegriffen werden. Die Polizei hätte eingreifen müssen, ohne jegliches Zögern. Das sind Behörden und Politiker den normalen Bürgern schuldig, findet Het Laatste Nieuws.
Ähnlich empört notiert Het Nieuwsblad: Das waren keine Hooligans, die da randaliert haben, das war organisierte Gewalt. Und die Polizei schaut einfach zu. Unfassbar! Die Brüsseler Bürgermeister, die alten wie die neuen, scheinen unfähig zu sein, mit diesem Phänomen der Gewalt zurecht zu kommen. Auf Innenminister Jan Jambon wartet viel Arbeit in Brüssel. Und Premierminister Charles Michel täte gut daran, ihm zu helfen, meint Het Nieuwsblad.
Gazet van Antwerpen versteht ebenfalls nicht, warum die Polizei nicht eingegriffen hat, hält aber auch fest: Das größte Problem, das die Gewalt am Samstag offenbart hat, ist doch, dass junge Menschen ohne jegliches soziales Gewissen in dieser Stadt leben. Und es anscheinend niemanden gibt, der sich um sie kümmert oder sie kontrolliert. In der Lösung dieses Problems liegt die größte Aufgabe für Brüssel, glaubt Gazet van Antwerpen.
La Dernière Heure warnt: Auf keinen Fall dürfen wir jetzt in die Rassismus-Falle tappen. Sicher: Die vermummten Idioten haben den Sieg der marokkanischen Nationalmannschaft zum Anlass genommen, um zu randalieren. Doch das waren bei Weitem natürlich nicht alle Marokkaner, Araber oder gar Moslems. Die meisten von diesen schämen sich nämlich für die Szenen, die wir am Samstag erleben mussten, versichert La Dernière Heure.
Alles noch Spekulation
Der Belästigungsskandal um den VRT-TV-Star Bart De Pauw beschäftigt weiter die flämischen Zeitungen. Kommentierend meint dazu Het Belang van Limburg: Die beiden Frauen, die sich über die sexuellen Avancen von De Pauw beschwert haben, zeigen sich jetzt erstaunt über das Ausmaß, den der Skandal angenommen hat. Tatsächlich haben die Flamen das ganze Wochenende in sozialen Netzwerken darüber diskutiert.
Das Pro-De-Pauw-Lager steht dem Anti-De-Pauw-Lager gegenüber und die Affäre scheint längst nicht zu Ende. Jetzt untersucht sogar die Staatsanwaltschaft den Fall. Die VRT als öffentlich finanzierte Sendeanstalt konnte gar nicht anders, als sich von De Pauw zu trennen, glaubt Het Belang van Limburg.
De Standaard sieht das anders: Die VRT hat nicht richtig gehandelt. Denn dadurch sieht es jetzt so aus, als ob De Pauw auf jeden Fall schuldig ist. Das ist aber noch nicht bewiesen. Deshalb ist es gut, dass sich jetzt die Staatsanwaltschaft darum kümmert. Das erhöht die Chance, Gewissheit zu bekommen, ob De Pauw seine Position missbraucht hat, oder die Anschuldigungen aus der Luft gegriffen sind. Zurzeit ist das alles nur Spekulation, notiert De Standaard.
L'Avenir schreibt zum gestrigen Protest-Marsch in Brüssel gegen die Migrationspolitik der Föderalregierung: Immer mehr Menschen sind mit dieser Politik nicht einverstanden. Sie kritisieren die Behandlung der Migranten durch die Behörden. Diese Behandlung sei menschenunwürdig. Immer mehr Menschen werden aktiv, um den Flüchtlingen zu helfen. Der Widerstand formiert sich, stellt L'Avenir fest.
2100 ist schon bald
Le Soir kommentiert die Klimakonferenz in Bonn und schreibt: Diese Woche beginnen die Verhandlungen auf ministerieller Ebene. Das werden sehr technische Verhandlungen sein. Hoffen wir, dass sie erfolgreich werden. Denn fast alle Staaten tun zu wenig, um das selbst gesteckte Ziel zu erreichen, die Erderwärmung zu stoppen. Belgien gehört auch zu diesen Ländern. Erstaunlich, dass sich die dafür Verantwortlichen kaum darüber aufregen. Aber halten wir uns mal vor Augen: Ein Kind, dass heute geboren wird, hat große Chancen, das Jahr 2100 zu erleben. Wollen wir diesem Kind eine lebenswerte Welt hinterlassen oder einen Albtraum, fragt rhetorisch Le Soir.
La Libre Belgique sorgt sich um die Lage in Nah-Ost und erklärt: Der libanesische Premierminister ist jetzt in Saudi-Arabien und dort von seinem Amt zurückgetreten. Das sorgt für Spannungen im Libanon. Dort ist der Einfluss des Iran sehr groß. Iran und Saudi-Arabien kämpfen um die Vormacht in der Region. Es steht zu befürchten, dass der Konflikt sich zuspitzt und es zu einem bewaffneten Konflikt im Libanon kommen könnte, an dem sich übrigens auch Israel beteiligen könnte. An so einem Konflikt kann keiner wirklich Interesse haben, meint La Libre Belgique.