Jubelnde Spanier
"Historisch" titelt heute La Dernière Heure. Spanien ist erstmals in einem WM-Finale. Auch für L'avenir ist der 1:0 Sieg der Spanier über Deutschland der große Aufmacher. Die jubelnden Spanier sind heute auf fast allen Titelseiten zu finden.
Brüsseler Finale
In der Brüsseler Rue de la Loi findet indes schon heute ein Finale statt, wie es Le Soir formuliert. Bart De Wever wird heute nach exakt drei Wochen seine Sondierungsmission abschließen, und dem König am Nachmittag seinen Abschlussbericht präsentieren. Was danach passieren wird, ist noch völlig offen, da sind sich die meisten Zeitungen einig. De Standaard etwa vertritt auf seiner Titelseite die Ansicht, dass der König wohl nicht sofort einen Regierungsbildner in die Arena schicken wird.
Der Graben zwischen PS und N-VA ist noch zu tief. Die beiden Wahlgewinner vom 13. Juni werden ja die Achse der nächsten Regierung bilden. Doch bevor man die nächste Stufe zünden kann, im Hinblick auf die Bildung einer neuen Regierung, gibt es noch erheblichen Gesprächsbedarf zwischen beiden Parteien.
La Libre Belgique sieht das ähnlich: Elio Di Rupo zögert noch, als Regierungsbildner die Bühne zu betreten. Die Zeit ist noch nicht reif. Es wird erwartet, dass der Palast in einer ersten Phase keine neue Initiative ergreifen wird. Damit würde PS und N-VA noch etwas Zeit gegeben, ein Rahmenabkommen auszuhandeln. Erst am kommenden Montag oder Dienstag würde dann eine neue Runde eingeläutet.
Putsch bei den Liberalen
In der Zwischenzeit sind die Flügelkämpfe innerhalb der frankophonen Liberalen MR weder voll entbrannt. Für Le Soir ist die Autorität des Parteichefs Didier Reynders inzwischen vollends verpufft. Hintergrund: Bei der Bestimmung der neuen Gemeinschaftssenatoren hat sich eine Gruppe von MR-Mitgliedern über die Parteispitze hinweggesetzt und eigene Kandidaten zu Senatoren gemacht. Die Fraktion um Didier Reynders wurde damit offen desavouiert, von einem Putsch ist die Rede.
Kommentierend meint dazu La Libre Belgique: Jetzt nähern sich die Flügelkämpfe bei den Liberalen endgültig ihrem Höhepunkt. Das Ganze trägt fast schon apokalyptische Züge. Die Hauptschuld an diesem blauen Debakel trägt Didier Reynders. Er konnte oder wollte nicht ein Klima schaffen, das die verschiedenen Flügel miteinander versöhnt hätte. Genau das ist aber eigentlich die Aufgabe eines Parteipräsidenten.
Für Le Soir und De Morgen dürften die internen Querelen bei den frankophonen Liberalen auch Auswirkungen auf die Regierungsbildung haben. Die MR disqualifiziert sich selbst. Eine Partei, die derartig zerstritten ist, ist definitiv reif für eine Oppositionskur, meint Le Soir. Der Einzige, der sich noch an die Macht klammert, ist Didier Reynders. Er sollte sich das zweimal überlegen: Eine derart geschwächte MR wäre in einer möglichen Koalition der N-VA und der PS quasi ausgeliefert.
Wählerbetrug !?
Einige Zeitungen, vor allem in Flandern, sorgen sich indes um die politische Kultur in diesem Land. Die flämischen N-VA-Minister Muyters und Bourgeois haben gestern ein wahres Spießrutenlaufen veranstaltet, notiert etwa Gazet van Antwerpen. Erst traten sie als Minister zurück, dann legten sie schleunigst im Senat den Eid als Parlamentarier ab, um dann gleich wieder von dem Mandat Abstand zu nehmen und wieder das Ministeramt zu übernehmen. Das ist Wählerbetrug, meint auch De Standaard.
Hier geht es nur darum, sich für den Ernstfall einen Posten warmzuhalten. Das steht gerade der N-VA nicht gut zu Gesicht. Die Partei hat über Jahre hinweg eben diese Praktiken angeprangert. Auch Het Laatste Nieuws übt harsche Kritik an den N-VA-Ministern und stellt fest: Einer von zehn flämischen Gewählten war ein Scheinkandidat. Er ließ sich wählen für ein Mandat, das er letztlich nicht angenommen hat. Diese Kandidaten stehen für 1,6 Millionen Vorzugsstimmen: All diese Wähler wurden betrogen.
Kirche vs. Justiz
Auch die gerichtlichen Ermittlungen in Kirchenkreisen im Zusammenhang mit Missbrauchsvorwürfen sorgen weiter für Schlagzeilen. "Die Bischöfe erhöhen den Druck auf die Ermittler", titelt heute etwa De Morgen. Die belgische katholische Kirche hat gestern mit scharfen Worten reagiert auf Presseberichte über die jüngsten Hausdurchsuchungen und die Anhörung des früheren Erzbischofs von Mechelen, Kardinal Danneels. Dabei waren Einzelheiten ans Licht gekommen, die eigentlich unter das Ermittlungsgeheimnis fallen.
Ein Sprecher des Erzbistums zeigte sich empört und drohte mit juristischen Schritten gegen Ermittler oder Justizmitarbeiter, die gegen ihre berufliche Schweigepflicht verstoßen. Kommentierend meint dazu De Morgen: Dass die Kirche wütend ist, empört über die Informationslecks, ist vielleicht nachvollziehbar. Doch wäre man beizeiten ebenso empört gewesen über die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen, hätte man seinerzeit genau so viel Energie in die Aufarbeitung der Klagen investiert wie jetzt, dann wäre es nie so weit gekommen.
Versuchte Kindesentführung
Het Laatste Nieuws und Het Nieuwsblad berichten heute in großer Aufmachung auf ihrer Titelseite über eine versuchte Kindesentführung im Küstenort Blankenberg. Ein Unbekannter hatte versucht, unter falschem Vorwand zwei achtjährige Mädchen in ein Appartement zu locken. Die beiden Kinder reagierten geistesgegenwärtig und konnten fliehen. Viele Zeitungen veröffentlichen heute ein Phantombild des mutmaßlichen Täters.
Ein vergiftetes Geschenk
Le Soir schließlich berichtet heute auf seiner Titelseite über ein eher peinliches Geschenk: Königin Paola erhielt von Kongos Präsident Kabila zum Abschluss des Kongo-Besuchs des Königspaares ein Diamantencollier. Denkt man an die Armut der Bevölkerung im Kongo, dann wird der Umgang mit einem solchen Geschenk zu einem heiklen Thema. Laut De Morgen hat der Palast aber schon die Klippe umschifft: Die Königin hat den Schmuck der königlichen Stiftung geschenkt.