Der Missbrauch Minderjähriger durch katholische Priester, die innenpolitische Situation, die Vergreisung der Bevölkerung und die Tour de France sind heute die Themen der Tageszeitungen.
„Die Gerichtspolizei legt Kardinal Danneels auf den Grill“, lautet die Schlagzeile in De Standaard. Die Brüsseler Ermittlungsbehörden wollen heute den Kardinal sehr gründlich als Zeuge befragen. Noch ist keine Rede davon, dass er verdächtigt wird. Das kann sich jedoch ändern, wenn seine Erklärungen nicht bündig sind. Der Ruf des Kardinals steht auf dem Spiel. Die Justiz will wissen, ob der ehemalige Primas sexuellen Missbrauch in der Kirche vertuscht hat.
Sollte sich das bestätigen, so schreibt Le Soir, muss der Kardinal sogar vor dem Untersuchungsrichter erscheinen. Dieser steht in diesem Augenblick unter Aufsicht. Die Generalstaatsanwaltschaft will sicher gehen, dass die Ermittlungen korrekt verlaufen. Sollte das nicht der Fall sein, könnten sie dem Untersuchungsrichter entzogen werden.
Merkwürdige Funde bei Hausdurchsuchung im Erzbistum
Het Laatste Nieuws macht mit der Schlagzeile auf: „Seltsame Entdeckungen beim Erzbischof“. Bei den Hausdurchsuchungen im Palast des Erzbischofs in Mechelen fand die Brüsseler Justiz Dokumente über Pädophilie, die nur für das Gericht bestimmt waren. Darunter hunderte Fotos von den Ermittlungen in der Affäre Marc Dutroux und von der Ausgrabung der Leichen und der Leichenschau von Julie und Melissa. Das Gericht will auch mehr Informationen über einen Briefwechsel über geheime und verbrannte Akten über Pädophilie in der Kirche. Es ist den Ermittlungsbehörden ein Rätsel, wie diese Dokumente in den Keller des Erzbistums gelangten.
De Morgen findet: Der Brüsseler Generalprokurator hat sehr schnell eine Untersuchung über die Ermittlungen über Missbrauch in der Kirche angeordnet. Gewöhnlich wartet man, bis die Ermittlungen nahezu abgerundet sind. Durch sein schnelles Auftreten entsteht der Eindruck, dass die Justiz gespalten ist, und dass es einen Krieg zwischen den Freimaurern in der Justiz und einer Gruppe katholischer Richter gibt.
Langsame Koalitionsbildung
La Libre Belgique kommentiert die Arbeit des Informateurs Bart De Wever. Man spürt, dass die beiden Wahlsieger PS und N-VA nicht auf der gleichen Wellenlänge sind. Der Informator möchte die größte Verantwortung dem Regierungsbildner zuspielen. Dieser wiederum wartet ab, bis der Informator einen deutlichen Weg vorgezeichnet hat. Man muss alles tun, um zu vermeiden, dass die Verhandlungen wieder in dem Sumpf versinken, in dem vor drei Jahren die blaue Orange stecken blieb.
Vereidigungen im Parlament
Die 150 gewählten Mitglieder der Kammer legen heute Nachmittag ihren Eid ab, bemerkt L'Avenir. Doch viele von der Bevölkerung Gewählte nehmen ihren Sitz nicht ein, sondern überlassen ihn ihrem Ersatzkandidaten. Das Karussell wird sich noch schneller drehen, sobald die Minister für die neue Regierung bekannt sind.
Gazet van Antwerpen behauptet: Das System der Ersatzkandidaten ist eine Schande für das Parlament. Sie sind nicht gewählt. Ihr einziger Verdienst ist, dass sie mit dem Parteivorsitzenden oder den Spitzenkandidaten befreundet sind und dadurch einen guten Listenplatz erhielten. Ohne auch nur eine Stimme erhalten zu haben, genießen sie vier Jahre lang ein gutes Einkommen. Sie sind das Fleisch gewordene Gegenteil eines mündigen Parlamentariers.
Längere Arbeitsdauer und Vergreisung
De Tijd befasst sich mit der Vergreisung der Bevölkerung. Die erste Welle kommt bereits in den nächsten Jahren. Doch Belgien hat keine Rücklagen. Zu wenige Menschen arbeiten und wenn schon, dann oft nicht lange genug. Es besteht immer noch kein Gefühl der Dringlichkeit. Die Sozialisten haben sogar versprochen, die Pensionen noch anzuheben.
L'Echo fordert die Politiker auf, in den kommenden vier Jahren den Mut zu besitzen, eine echte Reform der Ruhestandsregelungen durchzuführen.
Het Nieuwsblad bringt die Schlagzeile: „Die Tour de France - zwei Tage in Belgien - zwei Tage Chaos“. Erneut kam es zu schweren Stürzen, die auch die Favoriten nicht verschonten.
Bild 1: belga - Bild 2: brf/sp