De Standaard schreibt: Für Bart De Wever und den PS-Vorsitzenden Di Rupo geht es hart auf hart, auf Biegen oder Brechen. Wenn die beiden ein Abkommen erzielen, können sie mit den anderen potentiellen Koalitionspartnern verhandeln. Man sucht eine Einigung über drei wichtige Elemente: Wie kann man 22 Milliarden Euro im Staatshaushalt einsparen? Wie sieht die nächste Staatsreform aus? Wie kann man die Sozialsicherheit reformieren?
De Morgen meint: De Wever wird versuchen, mit einem Text, der so wenig konkret wie möglich ist, die Initiative dem PS-Vorsitzenden zu überlassen. Dann müsste Di Rupo konkrete Lösungen für die Spaltung von BHV, die Staatsreform und den Haushalt bereit halten. Doch er verspürt nur wenig Lust, allein die Verantwortung zu übernehmen. Solange De Wever andere Parteien nicht davon überzeugen kann, dass er in der Lage ist, eine ausgehandelte Lösung für diese drei großen Probleme durch einen Kongress seiner Partei zu schleusen, und so lange er selbst keinen Ministerposten übernehmen will, wird es noch eine Zeit lang dauern, bis auch nur der Anfang eines Koalitionsabkommens auf dem Papier steht.
Le Soir findet: Wenn man sich auf den Schein verlässt, hat man den Eindruck, dass seit den Wahlen nichts geschehen ist. Doch hinter den Kulissen laufen Verhandlungen über das Wesentliche. Indem die Gespräche im Verborgenen stattfinden und man in einem Augenblick über die Zukunft des Landes redet, wo alle Bürger an Sport und Urlaub denken, sorgt man dafür, dass die demokratische Debatte nur von einem kleinen Teil der Bevölkerung verfolgt wird.
CD&V-Kritik an De Wever
Het Laatste Nieuws stellt fest, dass die flämischen Christdemokraten fast täglich Kritik an Bart De Wever üben. Es ist jedoch viel zu früh, um den Wahlsieger abzuschießen. Genau wie seinerzeit Leterme hat auch De Wever keine Erfahrung auf der föderalen Ebene. Er muss viel entdecken. Das ist wohl auch der Grund, weshalb er so lange wartete, um Gespräche mit den Parteivorsitzenden zu führen. De Wever will an erster Stelle ein Abkommen mit Di Rupo. Das ist logisch, denn die beiden sind die Sieger in ihrer Region. Sie müssen zu einander finden, sonst geht es nicht.
Wie wird die Koalition aussehen?
L'Avenir fragt: Mit wem hat De Wever Kontakt aufgenommen? Nicht mit Ecolo, wie der grüne Vorsitzende Javeaux erklärte. Ist das ein Vorzeichen einer Koalition zwischen PS, MR und cdH?
Gazet Van Antwerpen erklärt: Die PS hat die Wahl. Sie braucht nur einen frankophonen Partner, um eine Mehrheit zu bilden. Doch mit Hinblick auf die Staatsreform wird Di Rupo sich sicher für eine Dreier-Koalition entscheiden. Eine Beteiligung der cdH ist fast eine Gewissheit. Kommt auch noch die MR hinzu, muss De Wever Vorabkommen mit Joëlle Milquet und dem FDF Vorsitzenden Maingain abschließen. Wenn diese beiden mit am Tisch sitzen, läuft man Gefahr, wieder ein Debakel wie vor drei Jahren zu erleben.
Het Nieuwsblad meint: Die Wahlen haben zwar zwei große Sieger, doch damit ist das Problem nicht gelöst. Selbst wenn N-VA und PS untereinander ein gemeinschaftspolitisches Abkommen erzielen, brauchen sie andere, um es zu verabschieden. Zudem gibt es noch große Unterschiede im wirtschaftlichen und sozialen Bereich. De Wever hat die Wahlen in Flandern mit einem zentrumsrechten Programm gewonnen. Er kann nicht ohne weiteres einer Regierung beitreten, die von Linksparteien beherrscht wird. Die Wahlen gewinnen ist eine Sache, die Verhandlungen gewinnen ist eine andere.
Der Staatshaushalt muss Vorrang haben
La Libre Belgique unterstreicht: Der Staatshaushalt muss Vorrang erhalten. Der Informateur hat mit seinen wirtschaftlichen und sozialen Gesprächspartnern nachdrücklich auf die Notwendigkeit hingewiesen, 22 Milliarden Euro aufzutreiben. Die PS hat hingegen ihren Wählern soziale Maßnahmen versprochen, die 7 Milliarden Euro kosten werden. Und die MR will keine neuen Steuern. Es wäre sehr schlimm, wenn diese beiden politischen Kräfte sich neutralisieren würden.