"Unabhängigkeit für Katalonien?", fragt sich De Morgen auf Seite eins. "Spannung in Katalonien steigt – Traktoren besetzen Barcelona", schreibt Het Belang van Limburg. Und La Libre Belgique titelt: "Katalonien taucht ab ins Ungewisse".
Das Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien beschäftigt viele Zeitungen in ihren Berichten und Kommentaren. La Libre Belgique meint: Das Referendum in Katalonien wird stattfinden. Und dann wird das JA gewinnen. Denn die Gegner der Unabhängigkeit haben schon angekündigt, die Abstimmung zu boykottieren. In den 48 Stunden nach dem Referendum werden die Katalanen dann die Unabhängigkeit ausrufen. Und dann – ja, was dann? Madrid wird diese Unabhängigkeit nicht anerkennen, Brüssel auch nicht. Spannungen und Unsicherheit werden regieren. Eine neue Krise für Spanien zeichnet sich ab. Wenn sie andauern sollte, wird der konservative Premierminister Mariano Rajoy wohl Neuwahlen ausrufen müssen. Denn sicher ist auch, sein Rücktritt allein wird keinen Frieden stiften zwischen Madrid und Barcelona, orakelt La Libre Belgique.
Gewalt liegt in der Luft
Le Soir stellt fest, Rajoy hat einen schlimmen Fehler gemacht, indem er die Anliegen der Katalanen ignoriert hat. Diskussionen und Verhandlungen hätten die Lage entspannen können. Jetzt liegt sogar Gewalt in der Luft. Dass, was sich am Sonntag in Katalonien abspielen wird, betrifft uns alle. Denn egal, ob es zu einer einseitigen Unabhängigkeitserklärung oder zur gewalttätigen Repression kommt, wird das nicht nur gefährlich für Spanien sein. Es bedeutet auch Gefahrenpotential für Europa. Und auch in Belgien wird man die Ereignisse nicht neutral beobachten. Die N-VA steht voll hinter den Anliegen der Kameraden in Katalonien. Die N-VA wird aus all dem Lehren ziehen, für ihre Anliegen, glaubt Le Soir.
Auch De Morgen fürchtet Gewalt in Katalonien und notiert: Die Dämonen der Franco-Diktatur tauchen wieder auf, Gewalt und Unterdrückung. Schlimm. Und es ist erstaunlich, dass die Europäische Union ihre so oft gerühmte "Soft-Power" nicht eingesetzt hat, um den brodelnden Konflikt zu entschärfen. Die EU hätte den Hardliner Rajoy mäßigen können und die Katalanen zu mehr Realismus bringen können. Dafür ist es nun zu spät, bedauert De Morgen.
Wallonisches Wunder?
Die Wirtschaftszeitung L'Echo macht sich Gedanken zu den Steuer-Erleichterungen, die die neue wallonische Regierung für Hausbesitzer in Aussicht stellt. Alle werden bei der Reform gewinnen. Die Wallonen, die ihre erste Wohnung oder ihr erstes Haus kaufen, werden weniger Registrierungssteuer zahlen, diejenigen, die eine Immobilie verkaufen, um eine neue zu erwerben, bezahlen ebenfalls weniger. Stirbt der Hausbesitzer, geht das Eigentum ohne jegliche Erbschaftssteuer an den Ehepartner über und so weiter. Zu schön, um wahr zu sein? Immerhin ist es ein Rundumschlag und bietet Vorteile für alle. Ob das wallonische Wunder Wirklichkeit werden kann, ohne Steuererhöhungen, wie die neue Regierung verspricht, muss sich aber erst noch zeigen, warnt L'Echo.
Auch L'Avenir beschäftigt sich mit Haushaltsplänen und schreibt: Gestern hat die Französische Gemeinschaft ihr Budget für das kommende Jahr vorgestellt und sich über alles gelobt. Ähnliches hatten wir schon von der Föderalregierung gehört, die sich ja auch kräftig auf die Schulter geklopft hatte, bei der Verabschiedung ihres Sommerabkommens. Dabei scheint es eine Mode zu sein, es mit allem nicht ganz so genau zu nehmen. Durchgerechnet bis ins kleinste Detail sind diese Haushaltspläne nicht immer. Und die Föderalregierung ging mal eben von einer viel positiveren Wirtschaftsentwicklung aus, als das Planungsbüro und die Nationalbank. Diese Methoden sind bedenklich und kündigen ein böses Erwachen quasi schon an, so L'Avenir.
De Standaard kommt auf die Aussprache zur Sicherheit der belgischen Atomkraftwerke diese Woche in der Kammer zurück: Bei der Diskussion gab es Streit zwischen den anwesenden Wissenschaftlern. Sie konnten nicht genau sagen, woher die berühmten Risse in Doel 3 und Tihange 2 kommen. Ob sie mehr werden oder nicht, ob sie gefährlich sind und so weiter. Ist es schlimm, dass Wissenschaftler uns keine Sicherheit geben können? Nein. Denn auch Meinungsverschiedenheiten unter Wissenschaftlern bringen uns weiter. Sie helfen den Leihen Orientierung zu finden, in einer Welt, die immer komplizierter wird. Wenn Wissenschaftler immer nur Wahrheiten aussprechen würden, wären sie wertlos für die Gesellschaft, behauptet De Standaard.
De Wever sackt ab
Gazet van Antwerpen schreibt zu einer Umfrage, die ein Jahr vor den Kommunalwahlen in Antwerpen durchgeführt worden ist: Laut der Umfrage würden die Grünen ihr Ergebnis von vor fünf Jahren verdreifachen, und die N-VA um acht Prozent verlieren. Damit liegen Groen und N-VA fast gleichauf in der Wählergunst und zusammen mit der SP.A und den Unabhängigen würde Groen die N-VA weit überflügeln. Damit zeichnet sich ein spannendes Rennen zwischen N-VA und einer linken Koalition ab. Beide Seiten alleine wären aber trotzdem noch auf einen weiteren Partner angewiesen. Kris Peeters mit seiner CD&V wäre dann das Zünglein an der Waage. Das wird ein spannender Wahlkampf, prophezeit Gazet van Antwerpen.
Kay Wagner - Bild: Josep Lago/AFP