"294 zusätzliche Flüge gestrichen", titelt Het Belang van Limburg. L'Avenir rundet auf: "In Brüssel und Charleroi werden 300 Flüge annulliert", so die Schlagzeile auf Seite eins.
Die Billigfluggesellschaft Ryanair hat am Abend die Liste der Flüge bekannt gegeben, die in den kommenden sechs Wochen gestrichen werden sollen. Am Wochenende hatte das Unternehmen angekündigt, bis Ende Oktober insgesamt bis zu 2000 Flüge nicht stattfinden zu lassen. Hintergrund ist offenbar, dass Ryanair die irische Gesetzgebung in Bezug auf Urlaubsansprüche umsetzen muss. Das hat zur Folge, dass nicht ausreichend Piloten und Kabinenpersonal zur Verfügung stehen, um die Flüge abzuwickeln. "Charleroi gehört zu den größten Opfern des Ryanair-Chaos", bemerkt Het Laatste Nieuws.
"Hauptsache billig"
So mancher will das nicht so stehen lassen. "Kris Peeters lässt den Fall untersuchen", notiert etwa Het Nieuwsblad. Der Wirtschaftsminister ist ja auch für Verbraucherschutz zuständig. Auch die Verbraucherschutzorganisation Test-Achats erwägt gerichtliche Schritte, um eine Entschädigung der betroffenen Kunden durchzusetzen. De Morgen dämpft aber die Erwartungen: "Es gibt wenig Aussicht auf Entschädigung", schreibt das Blatt auf Seite eins.
Der charismatische Ryanair-Chef Michael O'Leary hat sich gestern jedenfalls für das Chaos entschuldigt. "O'Leary sagt sorry", bemerkt etwa Het Belang van Limburg. Das glaubt doch keiner, wettert Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel. Sagen wir es mal so: O'Leary hat sich bestimmt nicht bei den Passagieren entschuldigt. Die betrachtet der feurige Ire nämlich allenfalls als "Fracht". Nein, die Entschuldigung richtete sich wohl vor allem an die Aktionäre. Das Ganze wird das Unternehmen nämlich mindestens 20 Millionen Euro kosten. Die Geschichte ist und bleibt jedenfalls ein besonders krasser Massenvertragsbruch. Dem Kunden ist es offensichtlich egal, nach dem Motto: Hauptsache billig.
Chaos, Chaos, Chaos
Apropos Chaos. Die politische Krise im frankophonen Landesteil geht in eine neue Runde. Schauplatz ist im vorliegenden Fall die Region Brüssel. "Der Brüsseler PS-Ministerpräsident Rudi Vervoort hat gestern gleich zum Auftakt des neuen politischen Jahres die Vertrauensfrage gestellt", hält Le Soir auf seiner Titelseite fest. Er will damit wohl insbesondere die CDH dazu bringen, Farbe zu bekennen, schreibt auch sinngemäß L'Echo. Die CDH hatte ja am vergangenen 19. Juni auf allen Ebenen ihre Koalitionen mit der PS aufgekündigt. In Brüssel und der Französischen Gemeinschaft fanden sich aber keine Partner für alternative Mehrheiten.
Und jetzt geht die PS also zum Gegenangriff über, stellt L'Echo in seinem Leitartikel fest. Wenn Rudi Vervoort die Vertrauensfrage stellt, dann lässt das tief blicken. Die Mehrheit in der Hauptstadt-Region ist offensichtlich vollkommen zerrüttet. Vervoort reagiert mit einer Provokation auf eine Provokation. Heißt: Die PS will den Ball nicht flach halten, sondern gießt noch Öl ins Feuer.
"Hier wird dem Chaos noch Chaos beigemengt", kritisiert auch Le Soir. Eigentlich hätten wir uns vom Brüsseler Ministerpräsidenten eine Rede gewünscht, in der er die politischen Prioritäten der nächsten Monate skizziert. Und Baustellen gäbe es weiß Gott genug. Bekommen haben wir stattdessen aber einen politischen Paukenschlag. Bei einer solchen Mehrheit braucht man fast keine Opposition mehr. Der Bürger hat Besseres verdient.
Kilometer-Maut gegen Staus?
Zum Anlass der "Woche der Mobilität" beschäftigen sich einige Zeitungen auch heute wieder mit der Verkehrspolitik. "Nein, Staus haben nichts mit Schicksal zu tun", unterstreicht etwa La Libre Belgique. Was war der Sonntag doch für ein schöner Tag, als Tausende Radfahrer unbeschwert durch die Hauptstadt fahren konnten ohne damit rechnen zu müssen, von einem Lastwagen über den Haufen gefahren zu werden. Gestern Morgen ging die Hölle dann aber gleich wieder los, mit Monsterstaus auf einigen wichtigen Verkehrsachsen. Einen Lichtblick gab es aber: Der föderale Transportminister François Bellot kündigte eine Erhöhung des Zug-Angebots an. Ob das allerdings notorische Autofahrer zum Umdenken bewegen wird, ist offen.
Das kann Het Laatste Nieuws nur bestätigen. Das Blatt verweist auf neue Studien. Demnach gehen nur 14 Prozent der Autofahrer davon aus, dass sie in den kommenden fünf Jahren ihren Wagen weniger benutzen. In diesem Zusammenhang hört man häufig die Forderung nach einer Kilometer-Abgabe. Darüber kann man freilich streiten, meint das Blatt. Fakt ist aber, dass hierzulande steuerlicher Druck in vielen Fällen tatsächlich Verhaltensänderungen herbeigeführt hat.
L'Avenir warnt dagegen vor der Einführung einer Kilometer-Abgabe. Gerade die Wallonen müssen hier wachsam sein. Im südlichen Landesteil sind die Distanzen einfach größer. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind leider für viele nach wie vor keine Option, da sie oft keine wirkliche Alternative zum Auto darstellen. Und so lange das so ist, wird sich eine Kilometer-Abgabe eigentlich nur wie eine klassische Steuer anfühlen.
Weiler wirft das Handtuch
Das Bild eines Mannes prangt schließlich noch auf vielen Titelseiten. "Réne Weiler schmeißt hin", titelt etwa La Dernière Heure. Der Schweizer war seit 14 Monaten Trainer von Rekord-Landesmeister RSC Anderlecht. Nach einem schlechten Saisonstart forderten Fans lauthals die Entlassung des Fußball-Lehrers. "Die Fans stürzen Réne Weiler", so resümiert es denn auch De Standaard. Am Ende hatte Réne Weiler offensichtlich fast schon Angst um Leib und Leben. Het Nieuwsblad formuliert es so: "Weiler fühlte sich nicht mehr sicher".
Roger Pint - Bild: Virginie Lefour/Belga