"Der Belgier denkt nicht daran, auf das Auto zu verzichten", so die Schlagzeile bei Het Laatste Nieuws. "Autofahrer werden belohnt, wenn sie Stoßzeiten vermeiden", schreibt De Morgen auf Seite eins. Und Gazet van Antwerpen titelt: "350 neue Carsharing-Autos in Antwerpen".
Nach dem Start in die Mobilitätswoche am Wochenende bestimmen Themen rund um das Auto die Titelseiten und die Kommentare. Gazet van Antwerpen freut sich über die Ankündigung der neuen Carsharing-Autos in der Stadt ab Januar und führt aus: Das ist eine hervorragende Neuigkeit. Internationale Studien zeigen, dass ein Carsharing-Auto sieben normale Autos ersetzt. Dem Verkehr in Antwerpen wird das guttun – auch wenn der Effekt natürlich nicht sofort zu spüren sein wird. Toll bei dem neuen Angebot wir auch sein, dass der neue Anbieter nur Autos mit alternativen Antrieben, nämlich Strom und Gas anschaffen wird. Außerdem wird man die Autos abstellen können, wo man will. Carsharing ist erwachsen geworden, jubelt Gazet van Antwerpen.
Was bringt der autofreie Sonntag?
De Standaard macht sich Gedanken zum autofreien Sonntag, der gestern in vielen Städten stattfand, und fordert: Schafft den autofreien Sonntag ab. Er war als Sensibilisierungs-Kampagne gedacht. Doch gebracht hat er nichts. Nach dem schönen Sonntag, fast ohne Autos, mit Freizeitangeboten für Groß und Klein auf Straßen und Plätzen, fahren wir danach weiter Auto, wie bisher. Und das jetzt nun schon fast 20 Jahre lang. Jetzt müssen endlich Taten her. Die Politik ist gefragt, auf allen Ebenen. Radikale Maßnahmen müssen getroffen werden. Elektro-Autos müssen massiv eingeführt und die nötigen Ladestationen eingerichtet werden. Der öffentliche Nahverkehr muss wirklich attraktiv gestaltet werden. Die Autofahrer müssen pro gefahrenem Kilometer zur Kasse gebeten werden – auch, wenn das in Flandern total unpopulär ist. Aber nur so kommen wir weg vom reinen Sensibilisieren und gestalten wirklichen Wandel, prophezeit De Standaard.
Schlechtes Klima auch ohne Autos
De Morgen kommentiert in die gleiche Richtung und schreibt: Mit Angstmacherei und Feindbildern schaffen wir den Wandel nicht. Es bringt nichts, auf die Feinstaubbelastung durch Autos oder die hohe Zahl der Verkehrstoten zu verweisen, um die Menschen dazu zu bringen, das Auto stehen zu lassen. Vielmehr müssen die Alternativen so attraktiv gestaltet werden, dass die Autofahrer freiwillig auf ihr Auto verzichten. Das Angebot an guten Fahrradwegen und an bequem nutzbarem Öffentlichem Nahverkehr muss ausgebaut werden, fordert De Morgen.
La Dernière Heure ärgert sich über das gesellschaftliche Klima, dass gestern am autofreien Sonntag zu spüren war: Man hatte den Eindruck, dass einige Menschen nur deshalb aus ihrer Wohnung gekommen waren, um jeden Autofahrer zu beschimpfen, der trotz autofreiem Sonntag unterwegs war. Egal, ob der Fahrer eine Erlaubnis hatte, oder nicht. Warum dieser Hass? Denn es war ja auch nicht so, dass gestern im Straßenverkehr plötzlich alles gut lief. Ganz im Gegenteil, die Verkehrsregeln schienen an vielen Orten nicht mehr zu existieren. Rote Ampeln? Einbahnstraßen? Rechts vor links? Alles über den Haufen geworfen. Der gestrige Tag hat wieder einmal gezeigt, wie wenig Rücksicht wir auf unsere Mitmenschen nehmen. Eine bedauernswerte Mentalität, findet La Dernière Heure.
Sparen und nicht fliegen
Zu der Ankündigung der Billigfluggesellschaft Ryanair in den kommenden Wochen auf rund 2000 Flüge zu verzichten, kommentiert La Libre Belgique: Hauptgrund für die Probleme ist der Mangel an Piloten. Ryanair wird gerade Opfer seiner eigenen Politik. Das Unternehmen hat gespart, wo es konnte, um Tickets möglich billig zu machen und viele Menschen anzuziehen. Dafür werden die Piloten quasi ausgebeutet. Die pochen jetzt auf ihre Rechte, bzw. schauen sich nach anderen Arbeitgebern um. Es wird nicht leicht sein für Ryanair, diese Krise zu überwinden. Und auch nicht, die vielen unzufriedenen Kunden, die jetzt um ihre Flüge zittern, wieder für sich zu gewinnen, meint La Libre Belgique.
Gleiche Regeln für alle
Le Soir schreibt zu den Plänen, neue Verhaltensregeln für Politiker zum guten Regierungsstil aufzustellen: Heute präsentieren drei führende CDH-Politiker aus Brüssel ihre Ideen in unserer Zeitung. Die sind meistens lobenswert. Doch bei einigen Ideen fragt man sich schon: Ist das nicht einfach nur normal? Zum Beispiel: Transparenz zu schaffen bei Ministerreisen, bei Ernennungen oder auch bei Subventionen? Wie dem auch sei: besser jetzt als nie. Aber zwei Sachen wünschen wir uns trotzdem, nämlich, dass die Ergebnisse der Region Brüssel zur Good Governance besser sind, als die der Kammer. Und dass danach endlich mal für alle Parlamente des Landes die gleichen Regeln gelten, fordert Le Soir.
L'Avenir blickt auf das offizielle Fest-Programm der "Fêtes de Wallonie" am Samstag in Namur zurück und stöhnt: Wie provinziell war das denn? Trachtengruppen, Männer- und Frauenchöre, Politikerreden, bei denen man fast eingeschlafen ist. Und danach klopfen sich alle auf die Schulter, freuen sich über sich selbst und gehen Häppchen essen. Eine Retro-Veranstaltung vor dem Herrn. Eine Region, die in der Zukunft ihre Chance sieht, präsentiert sich anders, kritisiert L'Avenir.
Kay Wagner - Bild: Laurie Dieffembacq/Belga