"Irma setzt Florida unter Wasser", titelt Gazet van Antwerpen. "Irma verbreitet Tod und Verderben in Florida", so Le Soir auf Seite eins. "Unsere Vision von der Hölle", zitiert Het Belang van Limburg den Bürgermeister einer betroffenen Gemeinde.
Bilder von wasserüberfluteten Straßen und Palmen, die sich im Wind biegen und dadurch einen Eindruck von der Wucht des Hurrikans Irma geben, zieren heute viele Titelseiten. Auch in ihren Berichten greifen die Zeitungen die Sturmkatastrophe groß auf. Ihre Kommentare widmen sie allerdings anderen Themen.
Le Soir kommt auf die neuesten Politbarometer vom Ende der vergangenen Woche zurück und bemerkt: Die drei großen Parteien im frankophonen Landesteil verlieren deutlich an Zustimmung. 2014 konnten PS, MR und CDH zusammen 72 Prozent in der Wallonie gewinnen, in Brüssel 57 Prozent. Jetzt schaffen diese traditionellen Parteien gerade mal knapp über 50 Prozent in der Wallonie, 37 Prozent in Brüssel. Das zeigt: Der Wähler will Parteien, die eine andere Politik versprechen, auch eine andere Art, Politik zu machen. Diese Neugestaltung der Politik muss die dringlichste Aufgabe aller Parteien sein, glaubt Le Soir.
L'Avenir analysiert die politische Landschaft ähnlich und schaut nach vorn: Das Erstarken der kleineren Parteien, diese neue Konkurrenz, kann etwas Gutes sein. Sie kann die traditionellen Parteien dazu zwingen, sich in Frage zu stellen, neue Ideen zu entwickeln und neue Köpfe ranzulassen. Kurz: Sie eröffnet neue politische Perspektiven und kann inspirieren, hofft L'Avenir.
Zu den schlechten Werten der CDH schreibt das GrenzEcho: "Wir wollen unsere Verantwortung übernehmen", haben verschiedene CDH-Minister letzte Woche erklärt, als sie auf die schwierige Lage angesprochen wurden. Für Benoît Lutgen bedeutet dies, darüber nachzudenken, ob er als Parteipräsident noch der richtige Mann ist, schlussfolgert das GrenzEcho.
Keine Antwerpener Bronx zulassen
Zur neuerlichen Gewalt gegen Polizisten in der Antwerpener Gemeinde Borgerhout schreibt Gazet van Antwerpen: Es bleibt dabei: Gewalt gegen Polizisten ist inakzeptabel. Wir müssen acht geben, dass Borgerhout nicht zur Bronx von Antwerpen wird. Die Täter und ihre Hintermänner müssen gefasst und die Ursachen ihres Handelns beseitigt werden. Denn Borgerhout ist ein ganz normaler Stadtteil von Antwerpen – und so soll es auch bleiben, fordert Gazet van Antwerpen.
Ganz ähnlich sieht es Het Nieuwsblad: Pläne, wie man die Situation in Borgerhout wieder in den Griff bekommt, liegen wohl schon auf dem Tisch. Es bleibt zu hoffen, dass sie Früchte tragen. Alle Betroffenen müssen dabei eng zusammenarbeiten. Allen voran die Polizei. Sie muss es schaffen, das Vertrauen der Bürger zurückzugewinnen. Denn Zustände wie in Molenbeek und Teilen von Anderlecht, wo Polizisten nur mit mindestens zwei Streifenwagen unterwegs sind, wollen wir in Antwerpen nicht haben, meint Het Nieuwsblad.
Geld für Kampfjets, aber nicht für die Infrastruktur?
La Dernière Heure kommentiert die Pläne der Föderalregierung, für knapp 3,6 Milliarden Euro neue Kampfjets zu kaufen: Dem Steuerzahler ist es egal, welche Flugzeuge das sein werden. Er sollte sich allerdings zu Recht aufregen darüber, wieviel Geld die Regierung dafür ausgeben will. Das ist nämlich fast so viel wie die Hälfte der belgischen Staatsverschuldung. Und man kann sich schon fragen, wofür Belgien Flugzeuge braucht, die so schnell sind, dass sie unser Land in zehn Minuten überflogen haben. All das schreit doch geradezu danach, dass hier eine europäische Lösung viel besser wäre, so La Dernière Heure.
La Libre Belgique fragt sich zu dem Loch, das in der Brüsseler Ausfallsstraße Chaussée de Louvain vergangene Woche durch das Absacken der Fahrbahn entstanden war: War das ein Zufall? Sicher nicht. Ganz objektiv gilt es festzustellen: Das Loch und das damit verbundene tagelange Chaos im Brüsseler Straßenverkehr ist eine Folge einer jahrelangen Unterfinanzierung der Infrastruktur. Noch in den 1970er Jahren hatte Belgien fünf Prozent seines Bruttoinlandsprodukts in Infrastrukturmaßnahmen investiert. Jetzt sind es nur noch 2,4 Prozent. Gerade Brüssel ist dazu aufgerufen, eine Strategie für bessere Infrastruktur und Mobilität zu entwickeln. Dabei müssen die Region und die Gemeinden eng zusammenarbeiten, rät La Libre Belgique.
Die Welt 16 Jahre nach 9/11
Het Laatste Nieuws erinnert an die Anschläge vom 11. September heute vor genau 16 Jahren in New York und führt aus: Wie ist es der Welt seitdem ergangen? Eines ist klar: Sicherer ist sie nicht geworden. Als Antwort auf die Anschläge haben die USA Krieg angefangen. In Syrien und im Irak haben wir als Folge davon die größten Katastrophen seit dem Zweiten Weltkrieg. Gleichzeitig wird Westeuropa von Flüchtlingen aus den Kriegsgebieten überschwemmt und IS-Kämpfer verstecken sich in unseren Städten.
Das liegt auch daran, dass die Amerikaner keine Marshallpläne entwickelt haben. Nachdem die Soldaten abgezogen waren, wurden die Staaten sich selbst überlassen, es wurde nichts für den Wiederaufbau getan. Fazit: Die Reaktion auf den 11. September hat den Krieg auch zu uns gebracht, nichts hat sich zum Guten entwickelt, beklagt Het Laatste Nieuws.
Kay Wagner - Foto: Saul Loeb/AFP