"Katastrophen in Mittelamerika", titelt das GrenzEcho zu den Verwüstungen durch Wirbelsturm Irma auf den Karibikinseln sowie dem "Rekord-Erdbeben" in Mexiko. L'Avenir fragt sich, inwieweit der Mensch für den Wirbelsturm mitverantwortlich ist, und führt aus: Alles dreht sich hier um die Frage, ob das etwas mit dem Klimawandel zu tun hat. Niemand kann heute mit Sicherheit sagen, dass es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Wirbelstürmen und menschlichen Aktivitäten gibt. Die Klimatologen geben zu, dafür zu wenige Daten zu haben. Es ist nicht klar, inwieweit die Klimaextreme etwas mit der Erwärmung des Planeten zu tun haben. Doch allein deswegen nichts gegen die Klimaerwärmung zu tun, so wie das US-Präsident Trump ja will, ist sicherlich falsch. Denn es ist sehr naheliegend, dass auch unsere Lebensweise solche Katastrophen fördert. Als Vorbeugung sollten wir versuchen, den Faktor Mensch als Verursacher so niedrig zu halten wie möglich. Das sollten wir alleine den Menschen schuldig sein, die die Folgen der Katstrophen tragen müssen, mahnt L'Avenir.
Le Soir ist weniger zurückhaltend und schreibt: Die Wissenschaft sagt uns, dass die Klimaerwärmung auch durch den Menschen verursacht wird, durch den Ausstoß von Treibhausgasen. Diese zu verringern, müsste eigentlich unsere dringlichste Aufgabe sein. Doch viel zu stiefmütterlich gehen wir damit um. In Belgien ist jetzt schon im zweiten Jahr in Folge der Ausstoß von Treibhausgasen wieder gestiegen. Wir müssen radikal unseren Lebensstil ändern, weniger Energie verbrauchen, weniger Auto fahren, Ressourcen sparen, uns anders ernähren. In Klammern: Das täte auch unserem Lebensstil gut. Tun wir das alles nicht, werden wir schon bald die Rechnung dafür bekommen, wahrscheinlich sogar früher als erwartet. Und die wird sicherlich gesalzener ausfallen, als wir denken, warnt Le Soir.
Fatales Spektakel
Gazet van Antwerpen kommt auf das Hin und Her der vergangenen Woche zur geplanten Rentenreform der Föderalregierung zurück und meint: Es war nicht SP.A-Chef John Crombez, der mit seinen Äußerungen Angst bei den Menschen geschürt hat – so, wie das OpenVLD-Chefin Gwendolyn Rutten suggerieren wollte. Nein, es waren Rutten und die Regierungsmitglieder selbst, die Angst geschürt haben. Das Thema Rente ist viel zu sensibel, als dass man damit so einen Wirrwarr veranstalten dürfte, wie das die Regierung in den vergangenen Tagen gemacht hat. Das Spektakel, das die Regierung abgeliefert hat, ohne letztlich Klarheit zu schaffen, zeugt von mangelndem Respekt gegenüber den Bürgern, beklagt Gazet van Antwerpen.
Ähnlich De Morgen: Das war ein fatales Zeichen, das die Regierung da ausgesendet hat. Renten gelten für viele Menschen immer noch als sicherer Anker. Da Unsicherheit zu säen ist kontraproduktiv und lenkt von der eigentlichen Diskussion ab. Denn es ist ja gut und richtig, dass die Regierung das Thema angeht, aber dann sollte darüber auch eine vernünftige Diskussion möglich sein. Denn abgesehen von der Form sind auch inhaltlich die Vorschläge äußerst bedenklich. Die Regierung scheint "Bestrafung" als bestes Mittel gefunden zu haben: sowohl länger arbeiten, als auch Renten kürzen, wenn man mal arbeitslos wird – Peitsche, aber kein Zuckerbrot. Darüber muss noch mal vernünftig gesprochen werden, fordert De Morgen.
Ziel: die Mittelschicht
Die Wirtschaftszeitung L'Echo macht sich Gedanken zu der sogenannten Reichensteuer, die die Föderalregierung einführen will und schreibt: Die Regierung Michel täte gut daran, im Gegenzug die Belastungen für Unternehmen zu senken. Denn sonst begibt sie sich auf den gleichen Pfad wie – wenn auch extremer – die PS und – noch extremer – die PTB. Denn auch die wollen Reiche kräftig zur Kasse bitten, und das aus ideologischen Gründen. Eine Mitte-rechts-Regierung müsste es besser wissen, denn ohne Verbesserungen für die Mittelschicht geht ihr diese Wählerschaft verloren. Diese Menschen arbeiten viel und haben auch hohe Abgaben zu stemmen. Die Regierung muss darauf achtgeben, dass diese Wähler ihr nicht nach links entgleiten, meint L'Echo.
Het Belang van Limburg beschäftigt sich mit der PTB und fragt: Müssen wir uns tatsächlich vor der "Roten Gefahr" fürchten? Eigentlich nicht. Denn ihr Programm ist weniger revolutionär als viele rechtsliberale Politiker uns das glauben machen wollen. Die Analysen der PTB-Politiker zu unserer Gesellschaft sind oft richtig. Doch solange es die Partei nicht schafft, überzeugende Rezepte anzubieten, wie sie alles besser machen will, wird sie die Mittelschicht nicht für sich gewinnen. Und diese Schicht wird nötig sein, um an die Macht zu kommen, analysiert Het Belang van Limburg.
Strafvollzug wird vernachlässigt
Het Nieuwsblad kommt zurück auf einen Vorfall von Ende August: Ein betrunkener Mann hatte einem Polizisten in Brüssel einen Kopfstoß verpasst. Nur wenige Stunden später befand er sich schon wieder auf freiem Fuß. Dazu meint die Zeitung: Die Polizei regt sich darüber zu Recht auf. Und dieser Vorfall ist bezeichnend für ein grundsätzliches Problem: Die Föderalregierung hat in vergangenen Jahren viel in den Sicherheitsapparat investiert. Aber nicht in den Strafvollzug. Das ist genau so, als wenn ein Radsportler ein neues, schnelleres Fahrrad bekommt, aber nicht merkt, dass der Hinterreifen keine Luft mehr hat. Um tatsächlich schneller fahren zu können, muss der Reifen geflickt werden. Sprich: Für mehr Effizienz muss beim Strafvollzug genauso aufgerüstet werden, wie bei der Sicherheit, meint Het Nieuwsblad.
Kay Wagner - Bild: Martin Bureau/AFP