"Und plötzlich war die Straße weg", titelt Het Nieuwsblad. "Riesenloch und überschwemmte Gleise", so die Schlagzeile von L'Echo. "Brüssel läuft voll", schreibt Le Soir auf Seite eins.
Viele Zeitungen bringen am Freitag Fotos von einem enormen Krater, der sich in der Chaussée de Louvain aufgetan hat, einer der wichtigen Einfallstraßen in die Hauptstadt. Ursache ist eine geplatzte Wasserleitung. Der Boden wurde komplett unterspült. Einige Anwohner mussten evakuiert werden, weil man um die Stabilität ihrer Häuser bangte. Das Wasser ist unter anderem in einen Eisenbahntunnel eingedrungen; die Decke ist teilweise eingestürzt. Die Gleise wurden völlig überflutet. Der Zugverkehr auf der wichtigen Achse Brüssel-Namür ist unterbrochen.
Längst ist bekannt, dass der komplette Brüsseler Untergrund marode ist. Die betreffende Wasserleitung ist hundert Jahre alt, wie De Standaard berichtet. "Und es werden wohl noch hundert Jahre nötig sein, um die Leitungen und Abwasserkanäle zu sanieren", bemerkt Het Laatste Nieuws. Dies zumindest nach dem bisherigen Arbeitsrhythmus.
Bevor Sie sich jetzt wieder schieflachen über die Brüsseler Verhältnisse, meint Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel, sollten Sie wissen, dass das überall passieren kann. Zugegeben: Es ist schon das dritte große Loch, das sich in kürzester Zeit in der Hauptstadt aufgetan hat. Das "Höllenloch Brüssel" hat sich zu einem Senkloch entwickelt. Ähnliche Verhältnisse gibt es aber ein bisschen überall im Land. Viele große und kleine Gemeinden haben jahrzehntelang ihr Leitungs- beziehungsweise Abwassernetz nicht angerührt.
"And the winner is..." Nicht die PS und nicht die CDH
Politische Blickfänger ist am Freitag das neue Politbarometer von Le Soir und Het Laatste Nieuws. Am Freitag sind zunächst die Ergebnisse aus dem frankophonen Landesteil an der Reihe. Und apropos Loch: "Die PS stürzt ins Bodenlose", hält Le Soir auf seiner Titelseite fest. Gleiches gilt im Übrigen für die CDH, die massiv an Popularität einbüßt und in Brüssel sogar mit der Fünfprozenthürde flirtet. Die Analyse von Le Soir: "Der Coup von Benoît Lutgen kommt beim Wähler sehr schlecht an". Eindeutiger Gewinner ist die Partei Défi. "And the winner is... Der schlaue Fuchs Maingain", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. "Maingain triumphiert", stellt auch Le Soir fest.
Die Unnachgiebigkeit in ethischen Fragen hat sich ausgezahlt, analysiert Le Soir in seinem Leitartikel. Défi und auch Ecolo werden vom Wähler dafür belohnt, dass sie etwa in punkto Ämterhäufung hart geblieben sind. Der CDH und ihrem Vorsitzenden Benoît Lutgen haben die Wähler demgegenüber ihren Willen zur Veränderung nicht abgenommen. Bestraft wird wohl auch die Tatsache, dass der Coup ebenso unvorbereitet wie opportunistisch wirkte. Hervorzuheben ist in jedem Fall, dass es sich bei den Gewinnern dieser Umfrage nicht um Extremisten handelt. Aber wie heißt es so schön: Eine Umfrage ist immer noch nur eine Umfrage.
Aber die Dinge scheinen sich in jedem Fall zu bewegen, glaubt Het Laatste Nieuws. Im frankophonen Landesteil deuten sich Umbrüche an. Ein weiteres Indiz: PS-Schwergewichte wie Elio Di Rupo oder Laurette Onkelinx stürzen in der Popularitätshitparade ab. Selbst in der Wallonie ist der N-VA-Staatssekretär Theo Francken inzwischen beliebter.
Der "War on drugs" in Antwerpen eskaliert
"Der Drogenschmuggel explodiert", so derweil die Aufmachergeschichte von Het Nieuwsblad. Im Fokus steht hier die Stadt Antwerpen und insbesondere ihr Hafen. Dort sind die Mengen an beschlagnahmten Drogenlieferungen explodiert. Die Justizbehörden gehen aber davon aus, dass die Schmuggler reagieren werden. "Die Polizei schlägt Alarm wegen der Kokainmafia", so denn auch die Schlagzeile von De Standaard. Was man konkret befürchtet, steht unter anderem auf Seite eins von Gazet van Antwerpen: "Die Drogenmafia infiltriert die Polizei, den Zoll und auch Privatunternehmen".
Wir haben hier einen echten "War on drugs", einen Krieg gegen Drogen, bemerkt De Standaard in seinem Leitartikel. In Antwerpen scheint sich die Lage wirklich zuzuspitzen. Vor diesem Hintergrund ist es besorgniserregend, dass die Kriminalpolizei in der Scheldestadt gnadenlos unterbesetzt ist.
Die Reaktion kommt zu spät, findet ihrerseits Gazet van Antwerpen. Jetzt plötzlich wird in einem Gutachten Alarm geschlagen, wird mehr Personal für die Polizei und die Zollbehörden gefordert. Das Problem hat sich aber nicht über Nacht entwickelt. Seit Jahren gilt der Antwerpener Hafen als Drehscheibe des internationalen Drogenhandels. Jetzt oder nie muss man im Kampf gegen diese Mafiaorganisationen wirklich schwere Geschütze auffahren.
Tod und Zerstörung in der Karibik, Geplapper im Weißen Haus
Viele Zeitungen schließlich bringen auch am Freitag ebenso spektakuläre wie tragische Bilder aus den Gebieten, die vom Hurrikan Irma getroffen wurden. "Von der Landkarte gefegt", schreibt De Standaard unter ein Bild, das eine total verwüstete Szenerie zeigt. "Irma hinterlässt eine Schneise der Zerstörung", bemerkt auch Het Belang van Limburg. De Standaard formuliert es besonders drastisch: "Früher gab es mal eine Insel mit dem Namen Barbuda". Von dem Karibikparadies ist tatsächlich nicht mehr viel übrig. "Und jetzt stürmt Irma weiter Richtung Florida", warnt Het Nieuwsblad.
Nach dem Orkan Harvey bringt jetzt also Irma Tod und Zerstörung, konstatiert La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. Irma hat nie gesehene Ausmaße. Seit Tagen geben sich Klimaforscher bei den Fernsehsendern die Klinke in die Hand und warnen davor, dass das nur der Anfang ist. Der Klimawandel wird noch mehr dieser Monster hervorbringen. Vor diesem Hintergrund wird das ignorante Geplapper der Klimawandelskeptiker im Weißen Haus immer unerträglicher.
Roger Pint- Bild: Nicolas Maeterlinck/BELGA