"2019 werden wir wieder mit unserem Gemeinschaftsprogramm kommen", zitiert La Libre Belgique den N-VA-Spitzenpolitiker Jan Jambon auf ihrer Titelseite. Die Zeitung hat ein Interview mit Jambon geführt und beschäftigt sich selbst auch in ihrem Kommentar mit dem Gemeinschaftsthema. Allerdings nur aus der Perspektive der Frankophonen.
La Libre Belgique schreibt: Die politische Krise im frankophonen Landesteil hat gezeigt, dass sich die Verantwortlichen dringend mit den dortigen Einrichtungen beschäftigen müssen. Da steht vor allem die Französische Gemeinschaft im Mittelpunkt. Man sollte sich schon fragen, wofür ist die Struktur mit zwei Regionalparlamenten und einem Gemeinschaftsparlament wirklich nützlich? Oder ist sie vielleicht überflüssig? Dient sie den Bürgern oder wurde sie erfunden, um die Pfründe lokaler Platzhirsche zu sichern? Man muss sich trauen, diese Debatte offen zu führen, mit einem Ziel: die größtmögliche Effizienz zu erreichen, fordert La Libre Belgique.
Vorschlag: Schulwesen wird Kompetenz der Regionen
Die Wirtschaftszeitung L'Echo beschäftigt sich ebenfalls mit der Französischen Gemeinschaft und führt aus: Der am Freitag erfolgte Schulanfang hat uns nochmal vor Augen geführt, in was für einem bedauernswerten Zustand das frankophone Schulsystem ist. Wer ist dafür verantwortlich? Letztlich die Französische Gemeinschaft. Denn in ihre Kompetenz fällt das frankophone Schulwesen. Da darf man schon mal fragen, ob die Schulpolitik nicht besser bei den Regionen angesiedelt wäre. Die Regionen sind näher an der Wirklichkeit, können die Verbindung zwischen Ausbildung und Arbeitswelt besser herstellen. So, wie die Französische Gemeinschaft bislang funktioniert hat, darf es nicht weitergehen. Sie hat sich als Kunstobjekt bewahrheitet, das ein nicht sehr eindeutig definiertes Ziel verfolgt, Unmengen an Geld verschlingt und dazu noch ziemlich ineffizient ist. Unsere Kinder haben Besseres verdient, urteilt L'Echo.
Zum ersten föderalen Ministerrat nach der Sommerpause kommentiert Het Belang van Limburg: An Arbeit mangelt es nicht für die Minister. Denn das, was sie in ihrer letzten Sitzung vor der Sommerpause als sogenanntes Sommerabkommen so groß gefeiert haben, gilt es jetzt im Detail auszuarbeiten. Bei vielen Vorhaben ist nämlich noch nicht klar, wie sie finanziert werden sollen. Bis Oktober will die Europäische Kommission die Zahlen sehen und im Januar müssen die Maßnahmen dann umgesetzt werden. Dazwischen liegt noch der Herbst, den die Gewerkschaften zu einem "heißen Herbst" gestalten wollen. Das und die Suche nach dem vielen Geld wird sicherlich noch zu Spannungen und Streit bei den Regierungspartnern führen, orakelt Het Belang van Limburg.
Noch nie so wenig weg
Das Ende der Ferien ist auch für De Standaard ein Thema. Die Zeitung schreibt: Man hat den Eindruck bekommen, dass die Urlaubszeit dieses Jahr eine Zeit der Rekorde war. So viele Menschen, wie noch nie, sind in den Sommerurlaub gereist. Allein der Flughafen Zaventem hat seine Passagierzahlen um sieben Prozent gesteigert. Rekorde auch beim Gebrauch des Internets während des Urlaubs. Das ist die Konsequenz der weggefallenen Roaming-Gebühren. Wir danken der Europäischen Union! Das hat dazu geführt, dass wir auch im Urlaub ständig informiert waren, über das, was zu Hause vorfiel. Wer gerade wo was in Brüssel eingekauft hatte, was unsere Freunde auf Facebook gepostet haben und so weiter. Körperlich woanders, geistig immer noch in Belgien: Wir waren noch nie so wenig weg, wie in diesen Sommerferien, resümiert De Standaard.
Zur Situation bei dem geschlossenen Werk von Caterpillar in Gosselies schreibt Le Soir: Es ist genau ein Jahr her, dass die Schließung des Werks bekannt gegeben wurde. 2.000 Angestellte verloren dadurch ihren Job, und das, obwohl der Standort schwarze Zahlen schrieb. Wo stehen wir heute? Richtig viel ist nicht passiert. Erst 20 Prozent der Beschäftigten haben wieder einen neuen Job. Neue Unternehmen konnten noch nicht angeworben werden. Der neue wallonische Wirtschaftsminister Pierre-Yves Jeholet hat allerdings vollkommen Recht, wenn er seinem Vorgänger daraus keinen Vorwurf macht. Bei Caterpillar gab es weitgehend politischen Konsens, begründet Jeholet das Ausbleiben der Kritik. Doch ab jetzt steht er in der Verantwortung, und in einem Jahr muss er sich daran messen lassen, wie es bei Caterpillar dann aussieht, meint Le Soir.
Eupen als Versuchslabor
Das GrenzEcho schreibt zum Verzicht Pascal Arimont bei den PDG-Wahlen 2019 als Spitzenkandidat seiner CSP anzutreten: Da sich Arimont als Parteipräsident aus der Verantwortung stiehlt, muss sich die Frage gestellt werden: Was will die CSP überhaupt? Hinter den Kulissen ist zu hören, dass CSP und PFF auf Ebene der Stadt Eupen ordentlich miteinander flirten. Im Oktober 2018 sind Kommunalwahlen. Der Plan: Ecolo raushauen und eine Mehrheit aus CSP, PFF und SP bilden. Die Stadt Eupen als Versuchslabor für eine künftige Zusammenarbeit im PDG. Der Verlierer hier: Die ProDG, die von diesem möglichen Szenario weiß und sich einige Sorgen macht, vermutet das GrenzEcho.
Kay Wagner - Bild: Benoit Doppagne/BELGA