"Schützenfest", titeln sinngemäß Gazet van Antwerpen und La Dernière Heure. "Riesenerfolg und Rote Karte", so die Schlagzeile von L'Avenir. "Monsterergebnis mit zehn Mann", schreibt Het Belang van Limburg auf Seite eins.
Auf fast allen Titelseiten sieht man heute jubelnde Rote Teufel. Die Fußball-Nationalmannschaft hat am Abend im WM-Qualifikationsspiel mit Gibraltar kurzen Prozess gemacht: Belgien besiegte den "Fußballzwerg" mit 9:0. Einziger Wehmutstropfen: Mittelfeldspieler Axel Wittsel bekam nach einem unnötigen Foul die Rote Karte.
Das Tore-Festival ging aber auch danach munter weiter. "Das war schön!", meint denn auch fast schon gerührt Het Nieuwsblad. "Am Sonntag wird’s dann aber ernst", fügt das Blatt hinzu. Dann geht es nämlich gegen Griechenland; und das ist durchaus ein Gegner auf Augenhöhe. Im Falle eines Sieges sind die Roten Teufel für die WM im kommenden Jahr in Russland qualifiziert.
Schule ist wichtiger als die politische Krise
Zweites großes Thema ist aber natürlich der heutige Schulanfang. In allen Landesteilen wird es für viele Schüler heute wieder ernst. Die Zeitungen beleuchten natürlich in erster Linie die Situation in ihrer jeweiligen Gemeinschaft.
"1000 neue Stellen für die Kindergärten", so etwa die Aufmachergeschichte von Le Soir. Das ist ein Versprechen der Unterrichtsministerin der Französischen Gemeinschaft, Marie-Martine Schyns.
La Libre Belgique berichtet über die "großen Herausforderungen in diesem Schlüsseljahr". Im frankophonen Landesteil greifen ja schon die ersten Reformen des sogenannten "Exzellenzpaktes".
Die politischen Rahmenbedingungen sind dafür aber denkbar ungünstig, bemerkt Le Soir in seinem Leitartikel. Eben dieselbe CDH, die für den Exzellenzpakt verantwortlich zeichnet, hat ja vor zweieinhalb Monaten eine Krise ausgelöst. Bekanntlich ist es ihr in der Französischen Gemeinschaft aber nicht gelungen, die PS in die Opposition zu schicken. Die Regierung ist also so etwas wie eine Zwangsehe unter Leuten, die sich von Herzen verachten. Hoffentlich bleibt ein gewisses politisches Verantwortungsbewusstsein bestehen. Das Unterrichtswesen ist nämlich wichtiger, als gleich welche politische Krise.
Lehrer sind keine "Befehlsausführer"
In Flandern verspricht Unterrichtsministerin Hilde Crevits "mehr Sicherheit für Lehrkräfte, die in den Beruf einsteigen", wie Gazet van Antwerpen auf ihrer Titelseite hervorhebt. Wie fast überall haben es junge Lehrer besonders schwer, da sie meist an mehreren Schulen arbeiten müssen, um an einen vollen Stundenplan zu kommen. Das ist einer der Gründe, weswegen viele von ihnen frühzeitig das Handtuch werfen. Die flämische Unterrichtsministerin will diesen Leuten also den Einstieg erleichtern.
Und das ist auch gut so, findet Het Nieuwsblad. Es sind gerade die jungen Lehrer, die mit erfrischendem Enthusiasmus und Idealismus an die Sache herangehen. Insgesamt müssen Lehrer ganz klar im Mittelpunkt der Überlegungen stehen. Sie sind der Schlüssel, sie machen den Unterschied. In erster Linie muss man dafür sorgen, dass Lehrkräfte keine reinen "Befehlsausführer" sind, sondern Menschen, die eigene Akzente setzen und damit ihre Schüler inspirieren können.
"Reiche Eltern, gute Schulnoten", so derweil die Schlagzeile von De Standaard. Diese Erkenntnis trifft wohl auf Landesteile mehr oder weniger zu. Auch etwa das frankophone Unterrichtswesen fördert erwiesenermaßen soziale Ungleichheit.
"Der sozial-ökonomische Hintergrund der Kinder und Jugendlichen beeinflusst immer noch in erheblichem Maße die schulischen Resultate", notiert auch Het Nieuwsblad. Kurz und knapp: Wer reiche Eltern hat, der hat bessere Punkte, insbesondere beim Lese-Verständnis und in wissenschaftlichen Fächern.
Brexit: Zu viel Liebe für die Scheidung?
"Die Brexit-Verhandlungen werden ernst", notiert La Libre Belgique. Gestern haben die beiden Chef-Unterhändler der EU und Großbritanniens Bilanz gezogen, nach der inzwischen dritten Verhandlungsrunde über den Brexit. Und die fällt ernüchternd aus. "Die Gespräche stecken fest", so resümiert es etwa De Morgen. Schon jetzt ist klar, dass es äußerst schwierig wird, fristgerecht zum 30. März 2019 ein Abkommen vorzulegen, dass den Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union regelt.
Manchmal hat man den Eindruck, dass hier etwas forciert wird, von dem eigentlich keiner mehr weiß, warum es eigentlich nötig ist, meint De Morgen in seinem Kommentar. Mit jeder Verhandlungsrunde stellen die EU und Großbritannien offensichtlich fest, wie eng sie doch miteinander verwoben sind.
Und manchmal wird man den Eindruck nicht los, dass in dieser Ehe noch zu viel Liebe ist, um die Scheidungsprozedur endgültig einzuleiten. Die EU-Verantwortlichen wären aber gut beraten, hier keine Schadenfreude an den Tag zu legen. Nach dem Motto: "Wie dumm sind doch die Briten." Vielmehr muss Europa weiter daran arbeiten, sein Image aufzupolieren und attraktiver zu werden.
Ein "hyperaktiver Sozialist"
Le Soir schließlich hat versucht zu ermitteln, wie viele schriftliche Fragen bislang aus dem Wallonischen Parlament an die Adresse der neuen Regierung um den MR-Ministerpräsidenten Willy Borsus gerichtet wurden. Die Antwort: Es waren genau 114, und das allein im Monat August.
Bemerkenswert: Knapp die Hälfte davon, nämlich 51, wurden von einem einzigen Parlamentarier eingereicht. Und das ist kein geringerer der ostbelgische SP-Regionalabgeordnete Edmund Stoffels. Le Soir nennt ihn denn auch einen "hyperaktiven Sozialisten".
Roger Pint - Foto: Bruno Fahy, belga