"Innerhalb einer Woche so viel Regen, wie sonst in einem Jahr", titeln Het Belang van Limburg und Gazet van Antwerpen. "Und es wird noch schlimmer", so die Schlagzeile von De Morgen und Het Nieuwsblad.
Viele Zeitungen blicken erschrocken in den Süden der USA, wo nach wie vor der Orkan Harvey wütet. Die Blätter bringen beeindruckende Fotostrecken, die die katastrophalen Ausmaße zeigen: Menschen, die bis zur Hüfte im Wasser stehen; ganze Straßenzüge, die überflutet sind. Ein besonders frappierendes Bild druckt Het Laatste Nieuws am Dienstag ab: Senioren in einem Altenheim, die im Aufenthaltsraum bis zum Oberkörper im Wasser sitzen und auf ihre Evakuierung warten. "Inzwischen wurden schon 30.000 Leute in Sicherheit gebracht", notiert Het Nieuwsblad. "Die Evakuierung verläuft aber total chaotisch", schreibt De Morgen. Laut Meteorologen wird sich die Lage in den kommenden Tagen wohl noch zuspitzen, da es weiterhin regnen soll.
"Für Donald Trump ist der Sturm Harvey ein Gottesgeschenk", bemerkt derweil zynisch De Morgen. Die Katastrophe gibt dem US-Präsidenten die Möglichkeit, Initiative zu zeigen und dabei ganz nebenbei von seinen innenpolitischen Problemen abzulenken. Allerdings muss er erstmal seine Tatkraft unter Beweis stellen, merkt Het Nieuwsblad an. Man erinnere sich an George W. Bush, der nach dem katastrophalen Hurricane Katrina zu zögerlich reagierte, was das Image des damaligen US-Präsidenten nachhaltig belastete.
Der Klimawandel – eine "chinesische Verschwörung"?
Auch Harvey könnte zu einem politischen Symbol werden, glaubt De Morgen. Hier geht es aber nicht nur um das reine Organisieren von Hilfsmaßnahmen. Vielmehr ist Harvey eine greifbare Folge des Klimawandels. Der Orkan mit seinen historischen Dimensionen ist eine Art Weckruf, zeigt, dass die Folgen des Klimawandels nicht erst in ferner Zukunft spürbar werden. US-Präsident Trump sollte denn auch in Deiche investieren, statt über den Bau einer ebenso nutzlosen, wie unbezahlbaren Mauer an der Grenze zu Mexiko nachzudenken.
Donald Trump sollte endlich den Realitäten ins Auge sehen, fordert auch Het Belang van Limburg. Er, der den Klimawandel immer noch als eine "chinesische Verschwörung" betrachtet. In Houston, Texas, kann er die Folgen des Klimawandels persönlich begutachten. Die meisten Wissenschaftler sind sich einig, dass es einen direkten Zusammenhang gibt, zwischen der Erderwärmung und der Häufung extremer Wetterphänomene. Ironie der Geschichte: Harvey trifft mit Houston ausgerechnet das Zentrum der amerikanischen Erdölproduktion. Wie viele Orkane sind noch nötig, um Trump von der Realität des Klimawandels zu überzeugen?
"Lieber mit der NV-A als mit der PS"
"Acht Gründe, warum Défi das Angebot von MR und CDH zurückgewiesen hat", so derweil die Aufmachergeschichte von La Libre Belgique. Es ist ja so: In der Wallonie gibt es zwar seit einigen Wochen eine neue Regierung. Das gilt aber nicht für die Region Brüssel und die Französische Gemeinschaft. Dort sind nach wie vor die alten Regierungen an der Macht, also die Koalitionen um die PS. Die CDH will aber nicht mehr mit den Sozialisten regieren. Nur brauchen MR und CDH Défi als Mehrheitsbeschaffer. Der Défi-Chef Olivier Maingain hat aber am Abend ein neues Gesprächsangebot von MR und CDH ausgeschlagen. La Libre Belgique nennt jetzt eben acht Gründe, warum Maingain "Nein!" sagt. Besonders heikel sind demnach immer noch die Nachwehen nach dem Auseinanderbrechen des Kartells mit der MR im Jahr 2011.
Nichtsdestotrotz gibt es nach wie vor Bewegung innerhalb der frankophonen Parteienlandschaft. Nach ihrer Abkehr von der PS scheint sich die CDH grundsätzlich neu auszurichten. "Immer noch lieber mit der N-VA als mit der PS", so fasst De Standaard die Pirouette zusammen. Die flämischen Nationalisten scheinen jedenfalls plötzlich in den Augen der CDH nicht mehr als "teuflische Rassisten" durchzugehen. Die Zentrumshumanisten schwenken auf einen Mitte-Rechts-Kurs ein, so die Analyse von De Standaard.
Der Sinneswandel bei der CDH kann erheblichen Einfluss auf die Koalitionsbildung nach der Wahl 2019 haben, glaubt Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel. Die CDH schwenkt auf die Linie der aktuellen föderalen Mehrheit ein. Das wäre ein zusätzliches Argument für eine mögliche Regierung Michel II. Allerdings wird sich die N-VA dann entscheiden müssen. Denn eines ist sicher: Mit der CDH ist und bleibt eine neue Staatsreform nicht zu machen.
Scharfe Kritik am Forem
In der Wallonie nimmt derweil die neue Regierung aus MR und CDH Fahrt auf. Und der neue MR-Beschäftigungsminister Pierre-Yves Jeholet hat gestern gleich mal eine Duftmarke gesetzt: "Jeholet führt einen Frontalangriff auf das Forem", schreibt etwa La Libre Belgique. Der MR-Politiker übte fasst schon Fundamentalkritik am wallonischen Arbeitsamt.
Das vielleicht nicht ganz zu Unrecht, räumt L'Avenir in seinem Leitartikel ein. Die wallonischen Arbeitslosenzahlen sind nach wie vor alles andere als rosig. Und es ist legitim, wenn man die bisherige Herangehensweise des Forem einmal hinterfragt. Über den Ton des neuen Ministers kann man aber streiten. Aus dem Mund von Pierre-Yves Jeholet hörte es sich fasst so an, als bestehe die Wallonie ausschließlich aus einem Haufen staatlich durchgefütterter Profiteure.
Auch L'Echo stößt sich am Tonfall des neuen wallonischen Ministers. Klar: Angesichts der schlechten Arbeitsmarktzahlen wäre eine Reform bestimmt nicht schädlich. Die Kunst besteht aber darin, hier nicht in Karikaturen abzudriften und am Ende eine ganze Bevölkerungsgruppe an den Pranger zu stellen.
Roger Pint - Bild: Brendan Smialowski/AFP