"Terrorangriff in Brüssel: Was war das Motiv?", fragt L'Avenir auf Seite eins. "Bald acht Soldaten zusammen auf Patrouille", so die Schlagzeile von Gazet van Antwerpen. Und De Standaard titelt: "Heer plant mit Operation Homeland bis 2020".
Die Folgen des Messerangriffs auf Soldaten in der Brüsseler Innenstadt am Freitagabend beschäftigen am Montag weiter die Zeitungen. Sie berichten unter anderem, dass die Heeresleitung dabei ist, den Einsatz von Soldaten auf den Straßen noch auf Jahre hinaus zu planen.
Dazu kommentiert De Standaard: Die Politik sollte sich ein Vorbild an der Heeresleitung nehmen. Denn wir dürfen nicht vergessen: Soldaten gehören eigentlich nicht auf unsere Straßen. Dort sollten eigentlich Polizisten das tun, wobei ihnen heute viele Soldaten helfen. Nämlich patrouillieren und für Sicherheit sorgen. Deshalb muss jetzt auch die Politik schnell einen Plan entwickeln, wie möglichst schnell mehr Polizisten eingestellt werden können. Dafür muss sie natürlich Geld in die Hand nehmen, aber das ist nötig. Denn es sei noch mal daran erinnert: Soldaten sind nicht dazu da, und auch nicht dazu ausgebildet, um auf Straßen zu patrouillieren, betont De Standaard.
Die unendliche frankophone Politkrisengeschichte
La Libre Belgique kommentiert zur andauernden Politikkrise im frankophonen Landesteil: Am Montag feiert also CDH-Präsident Benoît Lutgen seine Rückkehr aus den Sommerferien. Weiterhin gilt es für ihn, eine Lösung für die Krise zu finden, in die er den frankophonen Landesteil gestürzt hat. Doch die Fronten scheinen verhärteter denn je. Nach Lösungen sieht es nicht aus. Den normalen Belgier stört das sicherlich nicht. Niemand hat deswegen schlaflose Nächte. Die Sonne scheint, die Züge fahren, der Wirtschaft geht es gut. Trotzdem ist die Krise schlimm. Denn auf dem Spiel steht vor allem das Funktionieren der Französischen Gemeinschaft. Deren Kernkompetenz ist das Bildungswesen. Und das Bildungswesen gehört schleunigst reformiert. Die Gemeinschaft jetzt zu blockieren, wäre eine Katastrophe. Die Politiker sollten sich endlich - man verzeihe den Ausdruck - in den Arsch treten, schimpft La Libre Belgique.
L'Avenir stellt fest: Das Zünglein an der Waage ist Défi-Präsident Olivier Maingain. Doch der hat sich in den Kopf gesetzt, stur auf seine Positionen zu beharren. Wie übrigens auch MR und CDH. Benoît Lutgen könnte es doch als Erfolg feiern, in der Wallonie die PS aus der Regierung geschubst zu haben. Doch das reicht ihm nicht. Wie das alles ausgehen soll, weiß zurzeit keiner, konstatiert L'Avenir.
Het Laatste Nieuws schreibt zur Kritik des SP.A-Vorsitzenden John Crombez an den Reformideen von PS-Präsident Elio Di Rupo: Warum regt sich Crombez überhaupt so auf? Die PS - eine Partei mit kommunistischem Programm? I wo! Denn die Ideen von Di Rupo sind längst Mainstream in der linken Szene. Rente mit 65? Schon heute gehen die meisten Menschen vorher in Rente. Die Viertagewoche? Das kommt sowieso nicht sofort. Alle Einnahmen gleich besteuern? Hat da jemand etwas dagegen? Das einzige Ziel von Di Rupo ist, der PTB den Wind aus den Segeln zu nehmen. Aber eine Revolution? Das steht nicht im Programm der PS, die auch mit dem neuen Programm weiter eine Partei des Establishments bleibt, wertet Het Laatste Nieuws.
Wer soll mit den Grünen das Rathaus stürmen?
Gazet van Antwerpen macht sich Gedanken zu den flämischen Grünen und schreibt: Das war ein durchweg gelungener Parteikongress am Wochenende für Groen. Die Partei präsentierte sich frisch, optimistisch und mit einem klaren Programm. Das ist gut, denn die Partei hat ja auch viel vor. Bei den anstehenden Wahlen auf föderaler und regionaler Ebene will Groen wieder fleißig punkten. Und in Antwerpen sogar das Rathaus erobern. Das können sie in Antwerpen natürlich nicht alleine. Dort brauchen sie die SP.A. Die linke Einheitsfront ist auch schon angedacht. Doch ist die Frage, ob die SP.A der richtige Partner für Groen ist. Die Distanz, die der SP.A-Vorsitzende Crombez zu den linken Positionen von Elio Di Rupo eingenommen hat, lässt Zweifel aufkommen. Und nicht zu vergessen: Neben einem klaren Programm mit deutlichem politischen Profil gehören zu einem guten Wahlkampf auch charismatische Köpfe. Und daran mangelt es beiden Parteien, findet Gazet van Antwerpen.
Macron im Umfragetief
Zu der sinkenden Popularität des französischen Präsidenten Emmanuel Macron notiert La Dernière Heure: Seit seiner Wahl hat Macron 24 Prozent an Zustimmung verloren. Zum gleichen Zeitpunkt hatte sein Vorgänger Hollande nur vier Punkte verloren und Sarkozy sogar fünf Punkte gewonnen. Die Franzosen scheinen nicht zufrieden mit der Politik des Weder-noch-und-von-allem-ein-bisschen. Und es sei auch noch einmal daran erinnert, dass Macron derjenige ist, der von allen Präsidenten Frankreichs mit den wenigsten Stimmen gewählt worden ist, so La Dernière Heure.
Le Soir meint: Der einzige Weg, der Macron aus dem Umfragetief wieder herausführen kann, ist der Erfolg. Der ist noch nicht zu sehen, weil Macron seine Reformen ja gerade erst begonnen hat. Dass die Franzosen grundsätzlich reformfeindlich und deshalb jetzt auch unzufrieden mit ihrem Präsidenten sind, ist also durchaus normal. Gut für Macron in dieser Situation ist, dass die Opposition aus seiner aktuellen Schwäche keinen Profit schlägt, weil sie noch die Wunden ihrer Wahlschlappen leckt, analysiert Le Soir.
Kay Wagner - Bild: Dirk Waem/BELGA