"Zwei Soldaten in Brüssel angegriffen", titelt Le Soir. "Mann erschossen nach Messerattacke auf zwei Soldaten", so die Schlagzeile von Het Belang van Limburg und Het Nieuwsblad. "Soldaten erschießen Angreifer", schreiben Het Laatste Nieuws und das GrenzEcho.
Am Freitagabend ist ein Mann mitten im Zentrum der Hauptstadt auf eine Gruppe von Soldaten losgegangen, die auf Patrouille waren. "Er zückte ein Messer und rief 'Allahu akbar'", berichtet ein Augenzeuge in Gazet van Antwerpen. Mindestens einer der beiden Soldaten wurde leicht verletzt. Die Militärs reagierten sofort und eröffneten das Feuer auf den Angreifer. Zwei Schüsse krachten; der Angreifer erlag wenig später seinen Verletzungen.
Het Nieuwsblad bringt auf Seite eins ein Foto des Täters. Es handelt sich um einen 30-jährigen Somalier aus Brügge. Neben dem Messer hatte er auch eine Schreckschusspistole bei sich. Die Behörden stufen die Tat als einen möglichen Terrorakt ein.
Bei aller Erleichterung gibt es aber auch kritische Töne. Der Sprecher einer Militärgewerkschaft hat wegen der Einsätze von Soldaten im öffentlichen Raum nach wie vor Bauchschmerzen. "Hier haben Kriegswaffen nichts verloren", sagt der Gewerkschafter in Le Soir. Die Männer müssten in Bruchteilen von Sekunden entscheiden, ob der Gebrauch ihrer Waffe eine angemessene Reaktion ist oder nicht. Und was, so fragt sich der Gewerkschafter, was würde wohl passieren, wenn ein Querschläger irgendwann mal einen Passanten trifft?
Ein Ticket nach Brüssel
"Wollte der Terror-Imam zurück nach Belgien?", fragt sich derweil De Morgen. Die Rede ist hier von dem 42-jährigen Prediger aus Spanien, der als der Drahtzieher der Anschläge von Barcelona und Cambrils gilt. Der Mann hat Anfang letzten Jahres drei Monate lang in Belgien gewohnt. Nach seinem Tod bei einer Explosion wurden Flugtickets nach Brüssel bei dem Imam entdeckt. Wie De Morgen berichtet, ist wohl eins davon ausgestellt auf den kommenden 15. Oktober.
De Standaard nimmt den Fall des Terror-Imams zum Anlass für seine Aufmachergeschichte: "Wer sind eigentlich die Imame in unseren Moscheen?" Hintergrund ist ja, dass sich besagter Terror-Imam bei seinem Aufenthalt in Belgien in einer Moschee in der Nähe von Vilvoorde als Prediger angeboten hatte.
Eine Falschmeldung mit wahrem Kern
Im Mittelpunkt vieler Leitartikel steht derweil ein Vorstoß von Finanzminister Johan Van Overtveldt, der am Freitag viel Staub aufgewirbelt hatte. Der N-VA-Politiker hatte laut über eine mögliche Privatisierung der nationalen Eisenbahngesellschaft SNCB nachgedacht. Premierminister Charles Michel reagierte umgehend und fegte die Idee vom Tisch. "Eine Privatisierung der nationalen Eisenbahngesellschaft steht nicht zur Debatte", machte Michel per Kommuniqué klar. "Die Falschmeldung, die einen wahren Kern hat", schreibt aber La Libre Belgique. Vielleicht geht es hier ja tatsächlich nicht um die SNCB, wohl aber um Betriebe wie Proximus oder Belfius, bei denen der Staat sehr wohl seine Beteiligungen zurückschrauben könnte.
Jetzt sprechen wir also plötzlich wieder über Privatisierungen, giftet Le Soir in seinem Leitartikel. Die Art und Weise, wie der Finanzminister das Thema wieder ins Spiel gebracht hat, hätte wohl plumper und unglücklicher nicht sein können. Zumal hier ja auch gleich wieder Meinungsverschiedenheiten unter den Mehrheitspartnern zu Tage getreten sind. Ganz davon abgesehen: Privatisierungen als Patentlösung zu verklären, ist ein Fehler. Der Staat muss die Möglichkeit behalten, auf die langfristigen strategischen Ziele von Unternehmen wie Proximus, Belfius oder der SNCB Einfluss zu nehmen. Dass Van Overtveldt hier mit der Tür ins Haus fällt, ist nicht nachvollziehbar.
So unsinnig wie unerwünscht
Van Overtveldt verhält sich wie ein gemeiner Straßenkrämer, stichelt L'Echo. Er gehört zu denen, die an das ultraliberale Dogma glauben, dass da lautet: "Alles privatisieren!". Aber gut, man kann sich die Frage ja mal offen stellen. Für manche Betriebe kann es tatsächlich sinnvoll sein, die staatlichen Beteiligungen zumindest zurückzuschrauben. Beispiel Belfius: Damit würde der Staat das Risiko auf mehrere Schultern verteilen. Bei der Staatsbahn hingegen würde wohl auch eine Privatisierung nicht helfen.
Eine Privatisierung der Bahn ist ebenso unsinnig wie unerwünscht, meint auch Gazet van Antwerpen. Unsinnig, weil sich wohl kein privater Investor für einen Staatsbetrieb interessieren würde, der auf einem Schuldenberg von drei Milliarden Euro sitzt. Beispiele wie etwa in Großbritannien haben zudem gezeigt, dass die Privatisierung der staatlichen Eisenbahngesellschaft in der Praxis eher eine Verschlimmbesserung ist. Wenn sich die Politik wirklich mit der SNCB beschäftigen will, dann sollte man seine Energie besser darauf verwenden, mit dem eisernen Besen durch das Unternehmen zu gehen.
Die Regierung sitzt im falschen Zug, meint auch Het Nieuwsblad. Die SNCB ist kein gewöhnliches Dienstleistungsunternehmen. Viel mehr ist die Staatsbahn und mit ihr der gesamte Öffentliche Personentransport ein zentraler Faktor in der Mobilitätspolitik. Solche Unternehmen gibt man nicht an die Privatwirtschaft ab, da sie nach anderen Regeln funktionieren. Hier geht es nämlich nicht darum, möglichst viel Gewinn zu erwirtschaften. Was nicht heißt, dass bei der SNCB nicht dringend aufgeräumt werden muss.
Der Vorstoß von Johan Van Overtveldt lässt in jedem Fall tief blicken, meint De Morgen. Allein über eine Privatisierung der SNCB nachzudenken, kommt eigentlich schon einem Tabubruch gleich. Hier gilt offensichtlich: Was nicht ist oder noch nicht geht, das kann noch werden. Bei der SNCB wäre man gut beraten, alles zu tun, um Gegenargumente zu liefern, um diesen liberalen Propheten den Wind aus den Segeln zu nehmen. Denn wer ehrlich ist: Der Ruf der Staatsbahn ist momentan so schlecht, dass es enorm schwierig ist, sie ernsthaft zu verteidigen.
Roger Pint - Bild: Aurore Belot/AFP