"Ende der Flucht für Attentäter von Barcelona", titeln fast gleichlautend Le Soir und L'Avenir. "Spanische Polizei erschießt Ramblas Fahrer", so Gazet van Antwerpen. Und das GrenzEcho schreibt auf Seite eins: "Haupttäter und gesuchter Imam tot".
Viele Zeitungen berichten auch am Dienstag wieder über die Folgen und Hintergründe der Terroranschläge von Barcelona und Cambrils. In ihren Kommentaren gehen sie allerdings auf andere Themen ein.
Le Soir meint zum am Montag angestoßenen Erneuerungsprozess der PS: Das ist eine schöne, eine gute Sache. Sich mal zurücklehnen und überlegen, was man eigentlich will. Sich herausnehmen aus dem politischen Alltag und sich Gedanken über Grundsätzliches machen. Die PS ist durch die Skandale der jüngsten Vergangenheit und ihre sinkende Beliebtheit jetzt dazu gezwungen. Aber so, wie sie es angeht, ist das doch vielversprechend. Tot ist die PS zumindest noch nicht, stellt Le Soir fest.
L'Avenir hingegen schreibt: PS-Präsident Elio Di Rupo hat sein neues Buch "Nouvelles conquêtes" genannt, doch viel Neues erfahren wir darin nicht. Es sind die gleichen Rezepte, die er uns schon seit 30 Jahren präsentiert. Ein Sozialismus, der Umweltfragen verbindet mit wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Ideen. Davon spricht die PS schon seit langem. Genauso wie vom Kampf gegen Armut und Arbeitslosigkeit, dem Festhalten am Öffentlichen Dienst. Die Zukunftsvision von Elio Di Rupo ist nichts anderes als ein ganz klassisches Programm einer linken Partei, urteilt L'Avenir.
Ein paar Utopien schaden nicht
Auch De Morgen hebt einige Ideen von Di Rupo hervor: Ein komplett kostenloses Bildungswesen, eine Vier-Tage-Woche, alle Renten über der Armutsgrenze und so weiter. Ist das alles bezahlbar? Wahrscheinlich nicht. Auch die Vorschläge, die Di Rupo selbst zur Gegenfinanzierung macht, räumen Zweifel nicht aus. Aber das ist nicht schlimm. Ein bisschen Utopie tut den Sozialisten gut. Denn daran sind sie doch gerade zugrunde gegangen in den letzten Jahren, die Sozialisten in Europa: Sie haben nicht mehr für Utopien und Ideale gekämpft, sondern nur noch Politik betrieben, die realistisch war. Dass es auch anders geht, zeigt die PTB in der Wallonie. Ihr Programm besteht quasi nur aus Utopien und trotzdem hat sie großen Zulauf. Für die Renaissance der PS sind ein paar Utopien sicher gut, findet De Morgen.
De Standaard schreibt zu Elio Di Rupo: Als er am Montag in einem Brüsseler Café sein neues Buch vorgestellt hat, hat man sich gefühlt wie in einem Bunker in Berlin am Ende des Zweiten Weltkrieges. Ein einsamer Befehlshaber, losgelöst von der Wirklichkeit, verlassen von seinen Generälen, plant die Zukunft. Es ist ein trauriges Bild, dass Di Rupo zurzeit abgibt. Es erinnert an die letzten Jahre von Margaret Thatcher in Großbritannien. Auch sie konnte von der Macht nicht loslassen, obwohl ihr Nachfolger schon bereitstand. Auch Paul Magnette steht schon bereit, will den Vatermord jedoch nicht begehen. Und so ist die PS wie ein Heißluftballon, dem langsam das Gas ausgeht und der zu Boden sinkt. Der Tiefpunkt wird bei den Wahlen 2019 erreicht sein, prophezeit De Standaard.
Mehr Bildung für unsere Jugend
La Libre Belgique befasst sich mit der Politikkrise im frankophonen Landesteil und führt aus: Wenn man die Forderungen von CDH, MR und Défi betrachtet, stellt man fest: Stillstand ist vorprogrammiert. Das ist schlecht für die Französische Gemeinschaft, denn da muss die Bildungsreform jetzt endlich vorangehen. Wenn sich die Betroffenen in den kommenden Tagen und Monaten nicht bewegen, sich also nichts verändert, werden sie verantwortlich sein für das, was dann kommt. Nämlich tatsächlich Stillstand und ein Erstarken der populistischen und radikalen Kräfte, fürchtet La Libre Belgique.
Die Wirtschaftszeitung L'Echo hält zum gleichen Thema fest: Eigentlich ist es doch einfach. Fast die einzige Aufgabe der Französischen Gemeinschaft besteht darin, das Bildungssystem zu organisieren. Hier muss sich dringend etwas ändern. Das Niveau muss besser werden. Bei der letzten Pisa-Studie belegten die belgischen Frankophonen mit Platz 35 einen der letzten Plätze. Die Flamen standen auf Platz 10. Deshalb gilt: Egal wer in der Französischen Gemeinschaft bald das Ruder in der Hand hält, er muss die Reformen des Bildungswesens unbedingt weiter umsetzen, damit es endlich besser wird mit der Bildung unserer Jugend, mahnt L'Echo.
Was tun gegen radikal-islamische Vorschulkinder?
Het Laatste Nieuws beschäftigt sich mit den Vorschulkindern, bei denen ein radikal-islamistisches Verhalten aufgefallen ist und führt aus: Der Direktor der Schule in Ronse ist naiv, wenn er das Phänomen als marginal abtut. Kleine Kinder ahmen die Gesten nach, die sie in ihrem Umfeld sehen. Und mit ihren Gesten zeigen die Kinder deutlich, welchen Islam sie zu Hause erleben, nämlich den verkehrten, den verwerflichen, der keine Gemeinsamkeiten hat mit den Werten unserer Gesellschaft. Dagegen müssen wir uns wehren, fordert Het Laatste Nieuws.
Gazet van Antwerpen sieht das ähnlich und schlägt vor: Man müsste jemanden finden, der sich um die Eltern kümmert. Bei ihnen muss man ansetzen mit jemandem, der von beiden Seiten respektiert wird. Leider scheint es so eine Instanz noch nicht zu geben, bedauert Gazet van Antwerpen.
Kay Wagner - Bild: Benoit Doppagne/BELGA