"Ramblas in Trauer", titelt Gazet van Antwerpen. "Die Terroristen wollten noch mehr Menschen töten", so die Schlagzeile bei L'Avenir. Und Het Belang van Limburg zitiert einen Augenzeugen auf Seite eins mit den Worten: "Das ist schlimmer als Krieg".
Die Terroranschläge in Katalonien stehen auch am Samstag noch im Zentrum der Berichterstattung und der Kommentare. De Standaard bemerkt zur Situation in Barcelona: Die Ramblas sahen am Freitag wieder fast so aus wie immer. Tausende von Menschen flanierten da herum, wo tags zuvor noch 13 Unschuldige den Tod fanden. Normalität also. Und das können wir auch gut brauchen. Ein kühler Kopf ist jetzt das Beste, was wir haben können. Denn es sieht so aus, als ob wir die Beweggründe der Terroristen von Barcelona und Cambrils nicht verstehen können. Sie folgen nicht dem Muster tief-radikalisierter Moslems oder sogar Syrienkämpfern. Es waren Teenager, die wahrscheinlich instrumentalisiert worden sind. Auf so etwas mit Panik zu reagieren, bringt uns nicht weiter. Es müssen Langzeitstrategien gefunden werden, um diese Anschlagsserie in Europa zu stoppen. Das geht mit kühlem Kopf und Normalität besser als mit Panik, glaubt De Standaard.
L'Avenir dagegen ist nicht überzeugt, dass wir ganz ruhig auf die Anschläge in Barcelona und anderswo in der Vergangenheit reagieren. Die Zeitung schreibt: Unser Alltag hat sich schon an vielen Stellen durch die Anschläge verändert. Es gibt immer mehr Überwachungskameras, immer mehr Betonbarrieren an Straßen; auf Festivals werden unsere Taschen durchsucht; bewaffnete Sicherheitsleute stehen vor Einkaufszentren. Das ist nicht mehr die Freiheit, die wir gewohnt waren. Und damit haben die Verrückten schon einen ersten Sieg errungen. Eigentlich ein Paradox. Denn wir wollen unsere Freiheit verteidigen und schränken im Kampf für diese Freiheit unsere Freiheit selbst ein, konstatiert L'Avenir.
"Die U19 des IS"
Le Soir meint: Es gibt zwei Antworten auf diesen erneuten Terror: Wir müssen den IS mit allen politischen und militärischen Mitteln bekämpfen, sowohl in Europa, wie auch in Syrien und im Irak. Gleichzeitig müssen wir etwas dafür tun, dass die jungen Menschen, die sich vom IS verführen lassen, sich nicht mehr als Verlierer der Gesellschaft fühlen. Wir müssen ihnen Perspektiven bieten. Aber sie selbst müssen dann auch die Chance ergreifen, die die Gesellschaft ihnen bietet, fordert Le Soir.
Het Laatste Nieuws beschäftigt sich etwas näher mit den Attentätern in Katalonien und notiert: Das war die U19 des IS. Eine Jugendgruppe, quasi Kindersoldaten, die in Barcelona für Tote gesorgt haben. Der angebliche Fahrer des Lieferwagens, Moussa Oukabir, hatte als 15-Jähriger mal gesagt, dass es sein Traum wäre, Ungläubige zu töten. Zwei Jahre später, kaum 17 Jahre alt, hat er seinen Kindheitstraum verwirklicht. König für einen Tag auf den Ramblas. Zu jung für den Führerschein, aber nicht zu jung, um Menschen zu töten, stellt Het Laatste Nieuws verbittert fest.
La Libre Belgique schreibt: Wieder einmal hat es den Anschein, als ob Terroristen im Namen des IS überall dort zuschlagen können, wo sie wollen. Dieser Eindruck ist zwar falsch, aber ein erfolgreicher Anschlag sorgt für weitaus mehr Aufmerksamkeit als ein erfolgreich verhinderter Anschlag. Daran sind wir als Medien natürlich nicht ganz unschuldig. Der Islamische Staat weiß, dass die Anschläge viel Werbung bedeuten, die auch von den militärischen Verlusten in Syrien und im Irak ablenken. Der IS wird deshalb seinen medialen Krieg mit dem Westen weiterführen, prophezeit La Libre Belgique.
Die Ideologien bekämpfen
De Morgen geht ebenfalls auf die Berichterstattung zu den Anschlägen ein und schreibt: Ein niederländischer Kollege hat jetzt gefordert, dass wir Journalisten doch weniger über solche Anschläge berichten sollten. Denn unsere Berichterstattung würde Ansporn für noch mehr Anschläge sein. Ohne unserem Kollegen zu nahe treten zu wollen, meinen wir: Das ist falsch. Wir dürfen nichts verschweigen, und das ist auch ein gesellschaftlicher Auftrag. Denn wir alle müssen versuchen, zu verstehen, wie es zu solchen Anschlägen kommen kann. Um dann die Ursachen beseitigen zu können, ist De Morgen überzeugt.
Die Wirtschaftszeitung L'Echo zieht Parallelen zu den USA und führt aus: Am vergangenen Samstag ist in Charlottesville ein Auto in eine Menschenmenge gerast. Jetzt am Donnerstag war es ein Van in Barcelona. Beide Male waren Ideologien daran schuld, dass die Fahrer sich hinter das Steuer gesetzt haben. Unser Ziel muss es sein, solche Ideologien zu bekämpfen. Das muss umfassend geschehen, mit vielen Maßnahmen, allen voran Bildung, appelliert L'Echo.
Langzeitarbeitslosigkeit vermeiden muss Vorrang haben
Gazet van Antwerpen macht sich Gedanken zum Arbeitsmarkt in Belgien und schreibt: Die Zeitarbeitsfirma ASAP wirbt Gabelstaplerfahrer in Polen an. Denn in Belgien finden sich nicht genug Menschen, die diesen Beruf ausüben wollen. Ein Beruf, der wichtig ist für den Logistiksektor. Auch andere Sektoren suchen nach Arbeitskräften: der Hafen von Antwerpen, der Horeca-Sektor und so weiter. Wie kann das sein, wo die Arbeitslosigkeit bei uns doch bei 7,6 Prozent liegt? Das Problem ist, dass viele dieser Arbeitslosen Langzeitarbeitslose sind. Sie für neue Berufe umzuschulen, ist schwer. Das sind die Erfahrungen der vergangenen Jahre. Deshalb muss es das vorrangige Ziel der Regierung sein, Langzeitarbeitslosigkeit zu vermeiden. Hier muss man besonders bei den jungen Menschen ansetzen, fordert Gazet van Antwerpen.
Kay Wagner - Bild: Javier Soriano/AFP