"Barcelona mitten ins Herz getroffen", titelt Gazet van Antwerpen. "Terroranschlag trifft Barcelona - Tote und Verletzte nach Amokfahrt auf Flaniermeile Las Ramblas", heißt es beim GrenzEcho. "Auch flämische Mama von zwei Kindern stirbt", so Het Laatste Nieuws auf Seite eins.
Der Terroranschlag in Barcelona, bei dem am Donnerstag am späten Nachmittag ein Lieferwagen auf der Promenade Las Ramblas in eine Menschenmenge gerast war, ist das allesbeherrschende Thema für die Zeitungen. Die meisten Leitartikler stellen dabei fast schon resigniert fest, dass zum wiederholten Male unschuldige Menschen Opfer eines hasserfüllten Amokfahrers geworden sind.
Het Laatste Nieuws führt aus: Das Szenario ist immer das gleiche. Nizza, Berlin, London, Stockholm, Barcelona: Jedes Mal fährt ein Extremist in eine Menschenmasse. Jedes Mal ist sein Kraftstoff der gleiche: religiöser Wahn. Der einzige Unterschied ist das Fahrgestell: ein Auto, ein Kleinbus, ein Lieferwagen, ein Kleinlaster, ein Zwanzigtonner. Wir können noch so genau von der CIA gewarnt werden, nichts und niemand kann solche Anschläge verhindern. Kein Fingerabdruck, kein Betonblock, keine Grenze, kein Gesetz kann die Wahnsinnigen aufhalten. Dafür ist Allah in den Köpfen der Täter viel zu groß, ätzt Het Laatste Nieuws.
De Morgen meint: Der Anschlag von Donnerstag hat erneut gezeigt: Vor den Terroristen sind wir nirgends mehr sicher. Ob auf dem Weihnachtsmarkt, bei einem Popkonzert für Teenager, auf einer Flaniermeile für Touristen - eine Hierarchie der Orte, an denen die Terroristen töten wollen, gibt es nicht. Erschreckend ist auch die Banalität der Waffe. Das Bauen von Bomben kann man vielleicht noch verhindern, den Verkauf von Bestandteilen für Bomben kontrollieren; aber das Mieten von Autos untersagen - das geht nicht. Die einzige Lehre, die wir aus den Anschlägen von Paris, Brüssel, London und jetzt Barcelona ziehen können, ist: Wir lassen uns unser Zusammenleben nicht kaputt machen, so trotzig De Morgen.
Wieder einmal Low-Cost-Terrorismus
La Dernière Heure hält fest: Mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerks folgt ein Attentat auf das nächste in Europa. Man weiß, dass sie stattfinden werden. Aber wir wissen nicht, wo und wann. Vielleicht schon morgen wieder in Belgien. Das ist möglich und sogar wahrscheinlich, prophezeit La Dernière Heure.
La Libre Belgique notiert: Diesmal hat sich der Islamische Staat schnell zu dem Attentat bekannt. Es gab ja auch kaum Zweifel daran. Viel zu sehr glich das Muster von Barcelona anderen Anschlägen. Wieder einmal hat dieser Low-Cost-Terrorismus zugeschlagen. Unerträglich! Aber es scheint, dass wir noch einige Jahre mit diesem Terrorismus leben müssen. Und das ohne Furcht. Denn das verdienen diese Terroristen nicht. Das Einzige, was sie verdienen, ist unsere Abscheu, fordert La Libre Belgique.
Het Nieuwsblad ist sich sicher: Barcelona wird nicht der letzte Anschlag gewesen sein. Aber eins ist klar: Irgendwann hört auch dieser Terrorismus wieder auf. So, wie bislang jede Terrorwelle in der Geschichte der Menschheit abgeflaut ist. Aber natürlich ist das für die Menschen in Barcelona jetzt kein Trost, fügt Het Nieuwsblad hinzu.
L'Avenir fordert mehr Zurückhaltung bei der Berichterstattung über Anschläge und kritisiert besonders die neuen Medien: Die Menschen, die am Donnerstag Bilder von Toten und Verletzten unzensiert übers Internet verbreitet haben, ohne Respekt für die Opfer, spielen das Spiel der Mörder. Blut, Hass, Fremdenfeindlichkeit - all das lieben die Terroristen auch. Wir müssen wieder mehr Menschlichkeit in den Umgang mit solchen Terroranschlägen bringen, weil das unsere fundamentalen Werte sind. Die Szenen von Donnerstag waren ein Beispiel dafür, wie es nicht sein sollte, urteilt L'Avenir.
Das ist es, was die MR will
Le Soir widmet seinen Kommentar der Ankündigung von MR-Präsident Olivier Chastel, in Brüssel gerne eine Koalition mit der CDH und Défi eingehen zu wollen. Dazu meint Le Soir: Diese Ankündigung ist ungewöhnlich. Denn es ist selten, dass ein Parteipräsident seine Karten offenlegt, ohne zu wissen, wer wirklich an den Verhandlungstisch kommen wird. Das könnte jetzt nach Schwäche aussehen, doch für Chastel ist diese Schwäche eine Stärke. Er will ganz klar sagen: Das ist es, was wir wollen. Eine Mehrheit ohne PS in Brüssel ist mit uns machbar. Und damit wäre auch ein Regieren ohne die PS in der Französischen Gemeinschaft möglich. Wenn es jetzt doch anders kommen sollte - sprich: wenn Défi in Brüssel nicht mitmacht - liegt das nicht an der MR, analysiert Le Soir.
Erster Test für die Bürgerbeteiligung
De Standaard schreibt zu dem jetzt angestoßenen Projekt in Antwerpen, den Antwerpener Ring teilweise zu überdachen: An dem Projekt werden die Bürger beteiligt. Sie können ihre Ideen einbringen und Bürgermeister und Verwaltungen sind dazu aufgerufen, die Meinungen der Bürger weitmöglichst zu berücksichtigen. Die Überdachung des Rings wird dadurch zum ersten Test dieser Bürgerbeteiligung. Eine sehr löbliche Sache - aber ein Haken bleibt: Eine Lösung für das Stauproblem ist das nicht, konstatiert De Standaard.
Kay Wagner - Bild: Javier Soriano/AFP