"Die Türkei verhaftet einen Syrienkämpfer aus Molenbeek mit Terrorabsichten", so die Schlagzeile auf Seite eins von Het Laatste Nieuws und Het Nieuwsblad. Die türkische Polizei hat einen 24-jährigen Belgier festgenommen, der offenbar einen Anschlag in Istanbul plante. Der Mann war 2014 mit seiner Familie nach Syrien gereist, um sich dort offenbar der Terrormiliz IS anzuschließen. Nach Informationen türkischer Medien soll er sogar zum Hauptverantwortlichen für die französischsprachigen Kämpfer aufgestiegen sein.
Der Verdächtige ist der Vetter von einem der Terroristen, die Anfang 2015 bei der Aushebung einer Terrorzelle in Verviers erschossen worden waren. Entsprechend stand dieser Mehdi Aida auch schon seit einiger Zeit auf der Fahndungsliste des Anti-Terror-Stabs OCAM. "Gesuchter belgischer IS-Kämpfer nach drei Jahren endlich gefasst", so denn auch das Fazit von De Standaard.
Donald Trumps verhagelter Sommer
"Black lives matter", "auch schwarze Leben zählen", steht derweil zu lesen auf Seite eins von L'Echo. Die Parole prangt eigentlich auf einem Plakat, das eine Demonstrantin hochhält. Mehrere Zeitungen kommen zurück auf die rassistische Gewalt, die seit dem Wochenende die USA erschüttert. Auslöser war eine Kundgebung von weißen Rassisten und Neonazis in Charlottesville im US-Bundesstaat Virginia. Dabei war eine antirassistische Gegendemonstrantin von einem Rechtsextremen getötet worden. US-Präsident Trump tut sich nach wie vor schwer damit, die rassistische Gewalt zu verurteilen und macht "beide Seiten" verantwortlich.
"Der Rechtsextremismus triumphiert in den USA", konstatiert denn auch De Standaard auf seiner Titelseite. "Radikale Rechtsextremisten glauben, dass Trump auf ihrer Seite steht", sagt ein Experte in De Morgen. Als Reaktion auf die zögerliche Haltung des US-Präsidenten sind jedenfalls vier Unternehmenschefs, die einem seiner Beratergremien angehörten, zurückgetreten.
Für Donald Trump ist es wirklich ein verhagelter Sommer, analysiert Le Soir in seinem Leitartikel. Er steht einmal mehr von allen Seiten unter Beschuss. Im vorliegenden Fall sind es aber eher Teile seines Beraterstabs, die im Fadenkreuz sind, allen voran sein Chefideologe Steve Bannon. Früher oder später wird womöglich der Druck doch zu groß. Angesichts katastrophaler Umfragewerte steht jedenfalls zu befürchten, dass in absehbarer Zeit keine Ruhe ins Weiße Haus einkehrt.
Die Euthanasie-Debatte ist wieder da
In Flandern ist derweil eine neue Euthanasie-Debatte entbrannt. Der OpenVLD-Senator Jean-Jacques De Gucht plädiert für eine Ausweitung des Gesetzes zur Sterbehilfe. Demnach sollten nicht nur unheilbar kranke Menschen die Möglichkeit bekommen, aktive Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen, sondern auch ältere Menschen, die des Lebens überdrüssig sind.
Hintergrund ist auch eine entsprechende Diskussion in den Niederlanden. Dort gibt es offenbar eine Stiftung, die Lebensmüden ihren Sterbewunsch erfüllt, wie Het Nieuwsblad berichtet. "Sie wollen nicht mehr weiterleben? Bestellen Sie doch einfach in China die richtigen Pillen", sagt ein leitender Verantwortlicher der Stiftung in De Standaard.
Da ist sie also wieder, die Debatte über Euthanasie. Im Grunde ist sie nie weggewesen, wie Het Nieuwsblad betont. Seit 15 Jahren diskutieren wir über das selbstgesetzte Lebensende. Eines muss man da aber festhalten: Entgegen diverser Unkenrufe sind wir nicht moralisch abgeglitten, hat es keine Banalisierung des Todes gegeben. Im vorliegenden Fall geht die Forderung aber ein bisschen weit - Euthanasie kann keine Lösung sein für eine Gesellschaft, die nicht weiß, was sie mit ihren Senioren anstellen soll.
Het Laatste Nieuws steht der Diskussion offener gegenüber: Wenn ältere Menschen ihre Lebensmüdigkeit tatsächlich als unerträgliches Leiden empfinden, dann muss eine Gesellschaft ihren Sterbewunsch ernst nehmen. Die Debatte muss in jedem Fall geführt werden. Jede Regelung muss aber sorgfältig darüber wachen, dass es keinen Missbrauch gibt, dass kein sozialer Druck entsteht, dass das Ganze nicht am Ende auf Mord hinausläuft.
De Morgen warnt seinerseits davor, dass der Schuss nach hinten losgehen könnte. Es mag ein Problem geben. Es mag auch eine Zielgruppe geben, Menschen, die tatsächlich lebensmüde sind und sterben möchten. Eine Debatte über die Ausweitung der Sterbehilfe auf körperlich gesunde Menschen ist aber nicht ohne Risiko. Bislang gab es hierzulande einen relativ breiten Konsens. Solch radikale Ideen würden aber die Ängste der Konservativen neu befeuern. Und das mögliche Resultat wäre am Ende ein Rückschritt.
Seien wir mal ehrlich, meint De Standaard in seinem Leitartikel, niemandem steht wirklich der Sinn nach einer solchen Diskussion. Allerdings: Auch ohne eine politische Debatte über eine mögliche Ausweitung der Sterbehilfe verschwindet die Diskussion dafür nicht. Und wenn die Politik das Problem nicht anpacken will, dann müssen wir eben andere demokratische Foren finden, die sich an das Thema heranwagen.
Das Kind nicht mit dem Bade ausschütten
Einige Zeitungen beschäftigen sich auch am Mittwoch mit der Afsca, der Föderalen Agentur für die Lebensmittelsicherheit. Die Behörde war ja in den letzten Tagen und Wochen im Zuge des Fipronil-Skandals massiv unter Druck geraten. Le Soir bringt denn auch am Mittwoch das "Porträt einer Institution im Auge des Orkans". Afsca-Chef Herman Diricks nimmt seine Behörde einmal mehr in Schutz, räumt aber ein, dass es neue Absprachen über die Kommunikation geben müsse.
Die Afsca ist nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung, findet La Libre Belgique. Die Agentur, die im Zuge der Dioxin-Krise gegründet worden war, wacht über den kompletten Lebensmittelsektor. Niemand kann ernsthaft bezweifeln, dass das ein wirklicher Fortschritt war. Klar: Nichts ist wirklich perfekt. Im Falle der Afsca sollte man das Kind aber nicht mit dem Bade ausschütten.
Roger Pint - Bild: Zach Gibson/AFP