"Belgien belastet die Niederlande", titelt La Libre Belgique. "Belgien kritisiert das Schweigen der Niederländer", so die Wirtschaftszeitung L'Echo. "Belgien gibt Schwarzen Peter weiter", schreibt das GrenzEcho auf Seite eins.
Die Eierkrise beschäftigt weiter viele Zeitungen in ihren Aufmachern und Kommentaren. Am Mittwoch hatte Landwirtschaftsminister Denis Ducarme die Niederlande beschuldigt, schon im November vergangenen Jahres von der Gefahr von Fipronil in Eiern gewusst zu haben. Aber das hätten die Niederländer keinem gesagt. Ducarme sowie Gesundheitsministerin Maggie De Block und der Leiter der Agentur für Lebensmittelsicherheit Afsca wurden am Mittwoch in der Kammer zur Eierkrise befragt.
Dazu kommentiert Het Nieuwsblad: Der Bericht der Afsca, auf den Ducarme seine Anschuldigungen stützt, ist ein Ablenkungsmanöver. Sicher: In den Niederlanden ist vielleicht nicht alles perfekt gelaufen. Aber bei der Afsca auch nicht. Bei der Afsca hätte man ruhig etwas proaktiver sein können. Zum Beispiel nachhaken in den Niederlanden und auf eine schnelle Antwort drängen oder den Minister schon mal über den Anfangsverdacht informieren. Die Entschuldigung der Afsca, dass der Minister ja schon so viel lesen muss, ist lächerlich. Doch auf eigenes Fehlverhalten weist Afsca nicht hin. Eine Hilfe, die Eierkrise zu lösen, ist das nicht, bemerkt Het Nieuwsblad.
Belgien unschuldig?
L'Avenir fragt sich: Wie gefährlich ist Fipronil denn jetzt eigentlich? Eigentlich dachten wir am Mittwoch Antworten darauf zu bekommen. Aber zumindest eine klare Antwort gab es nicht. De Block sagte, man müsse schon verfaulte Eier essen, um krank zu werden. Ducarme gab alle Schuld den Niederländern. Und der Afsca-Chef meinte schlicht und ergreifend: Es besteht keine Gefahr für die öffentliche Gesundheit. Doch dann fragen wir uns, warum sich die Hühnerzüchter so sehr aufregen und gleiches auch die deutschen und holländischen Minister tun. Klarheit brachte das am Mittwoch alles nicht, schlussfolgert L'Avenir.
Diesen Eindruck bestätigt Gazet van Antwerpen und führt aus: Es war kein schönes Schauspiel, das wir am Mittwoch in der Kammer gesehen haben. Wir wissen nicht mehr als vorher. Vielleicht nur, dass keiner in Belgien Schuld an der Krise ist. Dass der Afsca in den vergangenen fünf Jahren elf Prozent der Mittel gekürzt wurden, und dass im Grunde keiner weiß, wie es jetzt weitergehen soll. Auch der Kammer-Ausschuss ging ohne Plan auseinander. Für die Bürger ist das alles eine Beleidigung, findet Gazet van Antwerpen.
Le Soir schreibt: Am Mittwoch kam heraus, dass die Fipronil-Eier nur zufällig entdeckt wurden. Ein belgischer Landwirt hatte sein Testlabor gewechselt und Proben zur Analyse nach Deutschland geschickt. So kam die Sache ans Licht. Und wir als Verbraucher bekommen mal wieder den Spiegel vorgehalten, wie naiv wir sind. Da denken wir, dass in unserer ach-so modernen Welt verunreinigte Lebensmittel schon nicht durch die Netze der Lebensmittel-Sicherheitsagenturen schlüpfen können. Und dann passiert das doch. Und kann auch deshalb passieren, weil unser Körper kein automatisches Alarmsystem gegen die Verunreinigung von Lebensmitteln hat, die die moderne Industrie produziert, konstatiert Le Soir.
Das bisschen Gift…
Für Het Laatste Nieuws ist das alles kein Problem. Die Zeitung schreibt: Bauchschmerzen und Übelkeit. Das sollen die schlimmsten Folgen sein, wenn man acht Eier isst, die mit Fipronil belastet sind. Bauchschmerzen und Übelkeit bekomme ich aber auch von acht Eiern, die nicht mit Fipronil belastet sind. Denn acht Eier auf einmal zu essen, ist einfach ungesund, pure Völlerei. Vielmehr, als uns über Fipronil in Eiern aufzuregen, sollten wir den Skandal zum Anlass nehmen, grundsätzlich über unsere Ernährungsweise in heutiger Zeit nachzudenken. Denn so vieles, was wir heutzutage essen und trinken, ist gesundheitsschädlich. Das bisschen Gift von Fipronil wird dann schnell zum Detail, meint Het Laatste Nieuws.
Säbelrasseln zwischen Nord-Korea und den USA
Zum Säbelrasseln zwischen Nord-Korea und den USA kommentiert La Libre Belgique: Das Problem ist zum einen, dass die beiden Seiten nicht miteinander reden. Im Kalten Krieg war das noch anders. USA und UdSSR standen damals im engen Dialog und konnten somit einen Atomkrieg verhindern. Zum anderen interessiert sich keiner auf der Welt für den eigentlichen Konflikt, der Nord-Korea zum Säbelrasseln antreibt. Das geteilte Korea wieder zu vereinen steht auf keiner Agenda irgendeiner Macht, die das auch tatsächlich bewirken könnte, analysiert La Libre Belgique.
L'Echo glaubt: Wahrscheinlich wird der Konflikt nicht eskalieren. Der amerikanische Außenminister sagt nämlich, dass es keine unmittelbare Bedrohung nördlich des 38. Breitengrades gibt. Trotzdem wäre es gut, wenn US-Präsident Trump sich verbal etwas zurückhalten würde und die Diplomatie wieder seinen Diplomaten überlassen würde, rät L'Echo.
Und auch De Morgen gibt zu bedenken: Rational gesehen können weder Kim Jong-Un noch Trump an einem Atomkrieg gegeneinander Interesse haben. Kim Jong-Un müsste schnell einsehen, dass ein solcher Krieg das Ende für sein Land bedeuten würde. Trump müsste erkennen, dass Nord-Korea eigentlich zu klein und unbedeutend ist, um dafür einen Krieg zu beginnen. Doch das sind rationale Gründe. Und weder Kim Jong-Un noch Trump haben sich in der Vergangenheit durch rationales Verhalten hervorgetan, seufzt De Morgen.
Kay Wagner - Bild: Virginie Lefour/BELGA