"Der 222 Millionen Euro-Mann", schreibt De Morgen auf Seite eins. "Neymar zum PSG, der Wechsel des Jahrhunderts", so die Wirtschaftszeitung L'Echo. Und De Standaard fragt: "Ist Neymar die 222 Millionen Euro wirklich wert?"
Der Wechsel des brasilianischen Fußballspielers Neymar vom FC Barcelona zu Paris Saint-Germain für die Rekordsumme von 222 Millionen Euro ist fast perfekt. Bei den meisten Kommentatoren löst die Höhe der Summe Unverständnis und Kritik aus.
L'Echo stellt fest: Der Fußball ist zu einem Mega-Business verkommen. Auf diese Tatsache kann man auf zwei Arten reagieren: Entweder man akzeptiert das, oder man wendet sich ab und beschäftigt sich mit anderen Dingen. Es scheint unmöglich, das Prinzip von Angebot und Nachfrage mit Regeln bändigen zu wollen. Andere Sportarten haben das schon vergeblich versucht. Ergebnis: Ob auf dem Eis, auf Asphalt oder in den Hallen der Basketballliga NBA – im Jahr 2017 gewinnt immer das Geld, so L'Echo.
Auch Le Soir ist sehr kritisch, fragt sich aber auch: Wird der Fußball an diesen Exzessen zugrunde gehen? Daran kann man keine Sekunde glauben. Immer wieder aufs Neue wird der Fußball von Skandalen erschüttert. Doch weder die Gewalt der Hooligans, noch Spielabsprachen, Steuerhinterziehung oder undurchsichtige Investitionen – nichts scheint diese Blase stoppen zu können, die komplett außer Kontrolle geraten ist. Wie lang wird das noch so weiter gehen?, fragt Le Soir.
Platzt die Blase – oder nicht?
Nicht mehr lange, ist sich La Libre Belgique sicher und schreibt: Die Blase wird bald platzen – früher als gedacht. Mit der Summe von 222 Millionen Euro und sogar der halben Milliarde Euro, die alles zusammen kosten wird, hat der Fußball die Grenzen der Anständigkeit überschritten. Die Methoden der Vereine sind zynisch geworden. Schuld daran sind viele: Manager, Klubs, die Spieler selbst und leider auch die Fans. Denn sie scheinen sich an solchen Transfer-Exzessen eher zu berauschen, als sich daran zu stören, konstatiert resigniert La Libre Belgique.
De Morgen zieht einen Vergleich zum Kunsthandel und gibt zu bedenken: Auch für einen Gauguin oder einen Cézanne werden Unsummen bezahlt. Sind 270 Millionen Euro für ein Bild weniger dekadent als 222 Millionen für einen Sportler? Darum geht es in der Debatte nicht wirklich. Moralisch anrüchig ist es viel mehr, dass diese Wechsel eine moderne Art des Menschenhandels sind. Spielerberater, die wie beim Kamelhandel skrupellos Geld einsacken und zu Millionären werden. In keinem anderen Sport der Welt hat der "Menschenhandel" solche Proportionen angenommen. Das ist unhaltbar, findet De Morgen.
Het Laatste Nieuws versteht die ganze Aufregung nicht und begründet: Es geht um viel Geld, richtig. Aber erstens hat Paris dieses Geld selbst erwirtschaftet. Zweitens ist auch der FC Barcelona daran schuld. Er hat die Summe von 222 Millionen Euro festgelegt für den Fall, dass ein anderer Verein Neymar kaufen will. Wenn das Paris jetzt macht, dann ist das nur recht und billig. Moralisch bleibt zwar die Frage, ob ein einzelner Mensch so viel Geld wert sein kann, aber es ist unfair, den Fußball als Ganzes jetzt an den Pranger zu stellen. Fußball bringt weltweit die Menschen zusammen. Fußball hat mehr Einfluss als Religionen. Wenn die Stars dann so viel kosten, warum nicht?, rechtfertigt Het Laatste Nieuws den Deal.
Von verfaulten Eiern ...
Zur Diesel-Diskussion kommentiert L'Avenir: Es ist Zeit, sich vom Diesel zu verabschieden. Das scheint offensichtlich. Die Frage ist nur, was danach kommt. Der Benziner scheint keine Dauerlösung sein, weil auch zu dreckig. Also das Elektroauto? Kritiker werden sagen, dass der Strom für diese Autos auch nicht immer sauber hergestellt wird. Das ist richtig. Aber immerhin verbreiten E-Autos keine gesundheitsschädlichen Abgase. Sogar die Automobilhersteller wissen, dass dem E-Auto die Zukunft gehört. Aber sie denken immer noch darüber nach, wie sie uns am besten schon verfaulte Eier andrehen können, schimpft L'Avenir.
... zu verseuchten Eiern
Apropos Eier: De Standaard beschäftigt sich in seinem Leitartikel mit dem Skandal um die mit Fipronil verseuchten Eier und führt aus: Die flämische Lebensmittelagentur wusste schon Anfang Juli, dass es mit Fipronil belastete Eier gab. Aber noch am 1. August war davon nichts auf den Internetseiten der Agentur zu lesen. Derweil hatten schon die niederländischen und deutschen Behörden über den Vorfall berichtet. So, wie es sich gehört. Es ist ein Skandal, dass die Flamen das so lange für nicht nötig befunden haben, wettert De Standaard.
Applaus für Bono
Das GrenzEcho kommt auf das Konzert von U2 in Brüssel zurück und schreibt: An Sänger Bono scheiden sich die Geister. Die einen können sein Gehabe von einer besseren und gerechteren Welt absolut nicht ertragen, die anderen lieben ihn gerade deswegen. Für das GrenzEcho ist klar: Lieber ein manchmal etwas zu dick aufgetragener Bono als jemand, der sich nur auf die Bühne stellt, das Geld abholt und ansonsten nichts beziehungsweise nur dummes Zeug zu sagen hat. Im immer teurer werdenden Entertainmentbusiness sollten den Leuten nicht nur bombastische Shows und historische Lieder geboten werden, sondern auch eine Meinung. Davon gibt es nämlich insgesamt zu wenig.
Kay Wagner - Bild: Brendan Smialowski/AFP