"Der Belgier verschlingt die Erde vier Mal zu schnell", titelt L'Avenir. Am Mittwoch ist der sogenannte "Earth Overshoot Day" - zu Deutsch heißt das so viel wie "Erdüberlastungstag". Das bedeutet konkret: Heute haben wir die Ressourcen, die der Planet pro Jahr zur Verfügung stellt, einmal verbraucht. Ab morgen leben wir also sozusagen auf Pump.
Die Belgier leben besonders wenig nachhaltig - wäre die ganze Erde von Belgiern bevölkert, dann bräuchte man vier Planeten. L'Avenir wirft einen Blick in die Zukunft und stellt die bange Frage: "Elf Milliarden Menschen auf der Erde im Jahr 2100 - ist das überhaupt machbar?"
Den Zug verpasst
Apropos Umwelt: "Der angekündigte Tod des Dieselmotors", so die Aufmachergeschichte von Le Soir. Die Zeitung blickt nach Deutschland, wo am Mittwoch der sogenannte "Diesel-Gipfel" stattfindet. Bund und Länder wollen zusammen mit der Autoindustrie über die Zukunft insbesondere des Dieselmotors beraten. Dies auch vor dem Hintergrund drohender Diesel-Fahrverbote in deutschen Städten. In Belgien denken die Regionen auch über solche Maßnahmen nach. Die Wallonie etwa will bis 2030 Dieselmotoren ganz verbieten.
Der Diesel-Gipfel in Deutschland ist ein spektakulärer Abgesang auf einen Motortyp, der Europa jahrzehntelang dominiert hat, notiert Le Soir in seinem Kommentar. Und klar: Aus rein umweltpolitischer Sicht wird niemand den Dieselkraftstoff vermissen, der wohl für den vorzeitigen Tod von Millionen von Menschen verantwortlich ist. Hier geht es allerdings nicht nur um die Volksgesundheit, sondern um einen riesigen Industriezweig. Und da gibt es nur eine ernüchternde Feststellung: Die europäische Autoindustrie hat den Zug in die Zukunft verpasst. Die Elektroauto-Revolution, die anderenorts längst eingesetzt hat, ist an Europa vorbeigegangen.
Die Migranten wollen nach Großbritannien – egal wie
Spektakuläre Geschichte auf Seite eins von Het Laatste Nieuws und La Dernière Heure: "Menschenschmuggler transportieren Flüchtlinge per Flugzeug", so die Schlagzeile. Eine Schleuserbande hat versucht, Migranten an Bord eines Sportflugzeugs nach England zu bringen. Die Flüchtlinge sollten per Kleinbus zu einem aufgegebenen Nato-Flugfeld in der Nähe von Antwerpen gebracht werden. Von dort aus sollten sie dann über den Kanal geflogen werden. Das Ticket nach Großbritannien kostete 1.000 Euro. Die Bande konnte aber ausgehoben werden, bevor der geplante Transport stattfand.
Um die Migrationsbewegungen in Richtung Großbritannien geht es auch an der belgisch-französischen Grenze. Der französische Staat ist per Gerichtsurteil dazu verpflichtet worden, menschenwürdige Auffangstrukturen für Flüchtlinge zu schaffen. Diese sollen in der Nähe der Grenze zu Belgien entstehen. Auf belgischer Seite befürchtet man denn auch einen "Überlauf-Effekt".
Es wird höchste Zeit, dass die EU das tut, was sie seit Monaten sagt, fordert Het Laatste Nieuws: Die Fluchtursachen müssen endlich angepackt werden. Stabilität in den afrikanischen Krisenstaaten; Unterbindung des Menschenhandels; sichere Routen für diejenigen, die Anrecht auf Asyl haben. Wir haben nur noch drei Monate Zeit, dann wird es wieder bitterkalt.
Belgische Gefängnisse am Pranger
"Eine Riesen-Blamage", steht derweil im Innenteil vieler Zeitungen. Ein niederländisches Gericht hat die Auslieferung von Verdächtigen nach Belgien gestoppt. Als Begründung wurden die katastrophalen Haftbedingungen in belgischen Gefängnissen angeführt. "Die belgischen Haftanstalten sind zu schlecht für niederländische Verdächtige", so resümiert es De Standaard. Het Laatste Nieuws ist plastischer: "Die Gefängnisse in Tansania sind besser als die in Belgien". Hintergrund ist auch der jüngste Bericht des Antifolterkomitees des Europarates. Darin wird den belgischen Haftanstalten ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt. Die Verhältnisse seien demnach zuweilen durchaus mit Folter gleichzusetzen.
Belgien steht am Pranger, kann Het Nieuwsblad nur feststellen. Seit Jahren wird nuanciert, relativiert, schöngeredet; doch jetzt steht das Land in der Unterhose da. Laut dem Bericht des Antifolterkomitees erinnerten die belgischen Gefängnisse, insbesondere während des wochenlangen Streiks der Wärter im letzten Jahr, an Zustände in Russland oder Syrien. Und der zuständige Justizminister Koen Geens macht das, was auch seine Vorgänger immer getan haben: Er nimmt es zur Kenntnis mit den Worten: "Wir tun doch unser Bestes." Die Wahrheit ist: Das Schicksal der Häftlinge ist den Politikern hierzulande egal.
Es ist eine Schande!, wettert auch Gazet van Antwerpen. Das niederländische Gerichtsurteil ist für Koen Geens - und damit für das ganze Land - höchst peinlich. Allerdings sollten auch die Gewerkschaften das als Weckruf verstehen: Streiks wie im vergangenen Jahr, bei denen Häftlinge wochenlang ihre Zellen nicht mehr verlassen durften, so etwas darf es nicht mehr geben.
Eine irische Liebeserklärung an Brüssel
"Bono liebt Brüssel", schreibt schließlich Het Laatste Nieuws auf seiner Titelseite. Gemeint ist der Sänger der irischen Rockgruppe U2, die am Dienstag vor 50.000 Fans im König Baudouin-Stadion aufgetreten ist. U2 spielten integral ihr legendäres Album "The Joshua Tree", das vor genau 30 Jahren, nämlich im Jahr 1987, erschienen ist.
"U2: 30 Jahre, aber immer noch brandaktuell", schreibt Gazet van Antwerpen überschwänglich. Die vier Musiker haben jedenfalls abgeräumt. Dabei haben sich U2 offensichtlich an ihre Anfänge erinnert: Die Band hat in Belgien ihre ersten Erfolge gefeiert, hat hierzulande erstmals auf großen Bühnen spielen dürfen. Am Dienstag gab es dafür Dank und Anerkennung. Le Soir fasst zusammen: "U2 hat Brüssel eine Liebeserklärung gemacht."
Roger Pint - Illustrationsbild: Benoit Doppagne/BELGA