"Tod einer Ikone", titelt La Libre Belgique. L'Avenir setzt einen drauf und spricht von einer "zeitlosen Ikone". "Es war einmal eine Stimme", schreibt Le Soir. "Niemand brachte die Tristesse besser auf die Filmleinwand", notiert De Standaard auf Seite eins.
All diese Schlagzeilen sind eine Hommage an Jeanne Moreau. Die Grande Dame des französischen Kinos ist am Montag im Alter von 89 Jahren gestorben. La Libre Belgique bringt sogar sechs Sonderseiten zum Tod der Diva. Jeanne Moreau wirkte in 130 Filmen mit. Besonders markant war ihre tiefe, rauchige Stimme. La Dernière Heure nennt sie "die Frau, die die Männer verrückt machte".
Härtere Zeiten für Sozialbetrüger und CD&V-CSC-Knatsch
"Die Regierung Michel will Sozialbetrüger härter anpacken", so derweil die Aufmachergeschichte von De Standaard. Arbeitslose, die schwarzarbeiten, oder Leistungsempfänger, die als alleinstehend gemeldet sind, aber dennoch mit jemandem zusammenleben – solche Betrugsfälle sollen schneller und systematischer aufgespürt werden. Zugleich werden die Geldbußen empfindlich erhöht. Die Regierung erhofft sich dadurch Mehreinnahmen in Höhe von rund 50 Millionen Euro.
Die Maßnahme ist Teil des sogenannten Sommerabkommens der Regierung Michel. Apropos: Die christliche Gewerkschaft CSC hat ja in den letzten Tagen scharfe Kritik an dem Maßnahmenpaket geübt. Die Haltung der Arbeitnehmervertretung stößt aber auf Unverständnis bei der ihr nahestehenden CD&V. "Die Pauschalkritik macht die CSC unglaubwürdig", zitiert Het Nieuwsblad einen flämischen Christdemokraten. Selbst der linke Flügel der CD&V empfindet die Kritik der CSC als "zu radikal".
Dabei sitzt die CSC doch eigentlich im Glashaus, meint Het Laatste Nieuws in seinem Leitartikel. Besagtes Sommerabkommen sieht ja auch eine Entschädigung für die Arco-Teilhaber vor. Und das war schließlich der finanzielle Arm der christlichen Arbeiterbewegung. Arco hatte sich im Zusammenhang mit der Dexia-Pleite verzockt. Die christliche Arbeiterbewegung muss jetzt nur noch fünf Prozent der Rechnung des Arco-Kasino-Kapitalismus übernehmen. Dafür müsste sich die CSC eigentlich bedanken.
Der Konflikt zwischen CD&V und CSC zeigt die innere Zerrissenheit der Zentrumspartei, analysiert Het Nieuwsblad. Der rechte und der linke Flügel der CD&V scheinen immer weiter auseinanderzudriften. Insgesamt wird es für die Christdemokraten immer schwieriger, sich zu positionieren: Die rechte Seite des politischen Spielfelds ist komplett besetzt; zunächst durch die N-VA, aber dann auch noch durch die OpenVLD. Und auf der linken Seite des Spektrums stehen nun mal die Sozialisten und Grünen. Gerade die SP.A musste feststellen, dass man sich am besten eindeutig positioniert. Das politische Zentrum, das heißt eigentlich: "Mitten in der Misere".
Belgischer Selbstmord-Dschihadist im Fadenkreuz
Beunruhigende Schlagzeile derweil auf der Titelseite von Het Laatste Nieuws: "Auch ein belgischer IS-Terrorist ist auf dem Weg nach Europa". Demnach gibt es eine Liste von 173 mutmaßlichen Mitgliedern der Terrorgruppe IS, die unterwegs sind nach Europa, um hier einen Selbstmordanschlag zu verüben. Auf dieser Liste steht auch mindestens ein Belgier, nämlich ein Mann, der sich selbst Abu Omar Al-Belgiki nennt, also "der Belgier".
Auch La Dernière Heure präsentiert den "belgischen Dschihadisten, der von allen europäischen Polizeidiensten gesucht wird". Nach Informationen der Zeitung steht sein Name auf besagter Liste, die in den Ruinen von Mossul entdeckt wurde und die inzwischen im Besitz von Interpol ist.
Für das Risikoverhalten anderer blechen?
Le Soir macht am Dienstag mit einem Gesundheitsthema auf: "Ein präventives Medikament gegen AIDS wurde in Belgien mit Erfolg getestet", so die Schlagzeile auf Seite eins. Anscheinend wirkt das Präparat fast schon wie eine Impfung. Getestet wurde es an 200 freiwilligen Männern, die ein sexuelles Risikoverhalten an den Tag legten. Offenbar gab es keine einzige Neuinfektion.
Müssen wir für das Risikoverhalten anderer blechen?, fragt sich die Brüsseler Zeitung in ihrem Leitartikel. 500 Euro pro Monat, damit sich eine Person nicht ansteckt, wenn doch ein Präservativ gerade mal 50 Cent kostet. Klar: Das dürfte wohl der erste Gedanke von vielen sein. Allerdings: Wollen wir am Ende einen Staat, der die Bürger bis in ihre Intimsphäre kontrolliert? Werden wir am Ende vielleicht sogar Raucher sterben lassen, weil sie sich eben unvernünftig verhalten haben? Jeder, der für eine solche Haltung eintritt, sollte nicht vergessen, dass er irgendwann auch auf einer solchen Liste landen könnte. Ein Mensch, der einem anderen die Hilfe verweigert, hat schon das Recht verloren, sich als Mensch bezeichnen zu dürfen.
Impfverweigerer gefährden die Volksgesundheit
Apropos: De Morgen beschäftigt sich am Dienstag mit der gerade in der westlichen Welt zunehmend zu beobachtenden Tendenz, Impfungen zu verweigern. Das Phänomen hat inzwischen sichtbare Folgen für die Volksgesundheit: "Die Masern sind zurück in Europa", stellt das Blatt fest. Es gibt Tausende Infektionen, sogar 35 Todesfälle. Dabei gibt es ein probates Mittel: "Es würde reichen, zu impfen".
Was als Marotte begann, entwickelt sich zu einem ernsten Problem, warnt De Morgen in seinem Kommentar. Was wir hier erleben, ist fast schon ein "bewusster Rückschritt". Kürzlich hat sogar eine italienische EU-Abgeordnete aus der Grünen-Fraktion ungestört ein Symposium abhalten dürfen, auf dem allerlei Quacksalber ihre abstrusen Theorien verbreiten durften. Den Guerillakrieg um die Wahrheit kann man aber nicht gewinnen, indem man eine gleichwie geartete Impfpflicht einführt. Diesen Kampf entscheidet man durch Überzeugungsarbeit, nicht durch ein von oben herab verordnetes Gesetz.
Roger Pint - Archivbild: EPA