Het Laatste Nieuws bringt die Schlagzeile: "Der König wurde wie ein lieber Großvater empfangen." Der Kongo ist seit 50 Jahren unabhängig, doch man darf die Frage stellen, ob das Land etwas zu feiern hat, oder ob der 30. Juni 1960 der Beginn eines 50 Jahre anhaltenden Rückgangs war. Den echten Kongo bekommen die belgischen Gäste nicht zu sehen.
La Libre Belgique schreibt in ihrem Leitartikel: Die kongolesische Bevölkerung weiß nicht, dass der König der Belgier keine Entscheidung ohne die Zustimmung eines Ministers treffen darf. Ein Teil der Kongolesen erwartet eine Geste, die nicht kommen wird. So wird der Besuch Enttäuschung hinterlassen. Er wird wahrscheinlich auch von Präsident Kabila als Beweis für die Anerkennung seiner Präsidentschaft genutzt. Selbst wenn er nichts sagt, ist die Präsenz des Königs nicht neutral.
Die Anwesenheit des Königs ist eine diplomatische Pflichtübung
Gazet van Antwerpen bemerkt: Die Anwesenheit des Königs und des Regierungschefs sind kein Zeichen der Unterstützung des Regimes. Es ist eine diplomatische Pflichtübung. Die Unterzeichnung des Kondolenzregisters für den ermordeten Menschenrechtler Chebeya durch Yves Leterme war das einzige Zeichen, das die belgische Regierung setzen konnte. Der König und der Premier haben in ihren politischen Gesprächen ihrer Sorge über die Entwicklung im Kongo Ausdruck verliehen. Im Kongo liegt vieles im Argen. Wenn es nur ein Land gibt, das alles tun muss, um die Situation zu verbessern, ist es Belgien. Doch das muss geschehen, ohne die offizielle Feier zu stören, denn dadurch würde es jeden Einfluss verlieren.
L'Echo schreibt: Der König ist in einer delikaten Lage. Für die Kongolesen ist er der Nachfahre von Leopold II. Für sie ist das wichtiger als das Amt des Königs. Er hat das gleiche Blut wie der Mann, der einen Kongo geschaffen hat, der 77-mal zu groß für Belgien war. Albert II. zieht einen Strich unter die Geschichte. Die gemeinsame Geschichte der beiden Länder verschwindet schnell, auch wenn sie allen im Gedächtnis bleibt. Von den belgo-kongolesischen Beziehungen muss vor allem die Freundschaft zwischen Bürgern übrig bleiben, die zukunftsorientiert ist.
Druck auf das Kabila-Regime ist das schönste Geschenk
De Standaard fügt hinzu: Die Zeit der Kolonien ist vorbei, so wie der Kalte Krieg. Eine kongolesische Renaissance ist möglich, doch sie hängt von den kongolesischen Politikern und dem Volk ab. Die politische Öffnung im Kongo stimmt optimistisch. Die Kongolesen haben Geschmack an der Demokratie gefunden. Druck auf das Regime Kabila auszuüben, damit die Parlamentswahlen im kommenden Jahr auch tatsächlich stattfinden, ist das schönste Geschenk, das der Westen dem Kongo machen kann.
De Morgen behauptet: Die Diskretion des belgischen Besuchs in Kinshasa ist ein deutliches Signal, dass die Beziehungen zwischen beiden Ländern nicht optimal sind. Premierminister Leterme hat nach anfänglichem Zögern doch noch seine Unterschrift in das Kondolenzregister für den von der Staatspolizei umgebrachten Menschenrechtler Chebeya gesetzt. Der König wird heute schweigend auf der Tribüne sitzen, doch auch schweigend kann er eine deutliche politische Botschaft vermitteln.
Über 5.000 Opfer pädophiler Priester
Het Nieuwsblad bringt die Schlagzeile: Die Zahl der von Priestern missbrauchten Menschen übersteigt 5.000. All diese Menschen haben viele Jahre lang geschwiegen weil sie bei der Justiz keine Vertrauensperson fanden. Erst als eine von den Bischöfen eingesetzte Kommission unter der Leitung des vertrauenswürdigen Psychiaters Adriaenssens gebildet wurde, brachen sie ihr Schweigen. Nach den Hausdurchsuchungen liegen alle ihre Zeugnisse bei der Justiz. Viele Täter sind inzwischen gestorben. Ihre Taten sind verjährt, doch die Opfer wollen vor allem gehört und anerkannt werden.
bild:belga