"Mossul ist befreit", titelt Het Nieuwsblad. "IS verliert Mossul, folgt jetzt die Rache?", fragt sich De Morgen. "Mossul auf dem Weg zurück ins Leben", schreibt Le Soir.
Nach mehrmonatigen blutigen Kämpfen hat die irakische Armee Mossul, das letzte Bollwerk der Terrorgruppe Islamischer Staat im Irak, zurückerobert. "Mossul befreit, doch was jetzt?", fragt Gazet van Antwerpen. Das Kalifat verliert seine letzte große Stadt. Das sind gute Nachrichten, aber kein Grund zum Jubeln.
Was übrig bleibt, ist ein gigantischer Trümmerhaufen. Nicht nur zerstörte Gebäude, Tote und Verletzte, sondern auch frustrierte Verlierer und Gewinner mit ihren ganz eigenen Erwartungen. Von den 100.000 Flüchtlingen ganz zu schweigen. Wenn Mossul wieder eine lebenswerte Stadt werden soll, in der Menschen verschiedenen Ursprungs und Glaubens zusammenleben können, dann ist eine gemeinsame Vorgehensweise nötig. Internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen müssen mit der irakischen Armee und Regierung zusammenarbeiten, um die Stadt wieder aufzubauen, die sichere Rückkehr ihrer Bewohner zu garantieren und grausame Racheakte zwischen rivalisierenden Gruppen zu verhindern.
Das ist ein enormes Stück Arbeit, das wir nicht alleine dem Irak überlassen dürfen. Der Kampf im Irak und Syrien hat gezeigt, dass Kriege nicht mehr isoliert geführt werden und dass Instabilität in bestimmten Gebieten schwere Folgen haben kann für die ganze Welt. Der schnelle Vormarsch des IS hat für enorme Flüchtlingsströme und weltweiten Terror gesorgt.
Die Anti-IS-Koalition war nicht immer ein Vorbild an Einigkeit und das hat alles nur schlimmer gemacht. Einigkeit ist nötig, um die Fanatiker zu bekämpfen, die im Namen des IS Gräueltaten begehen. Das Kalifat ist sein Gebiet vielleicht los, aber mit seinem Erbe sind wir noch lange nicht fertig, meint Gazet van Antwerpen.
Ein Präsident kann den Lauf der Geschichte nicht aufhalten
Het Nieuwsblad kommt auf den G20-Gipfel in Hamburg zurück: Über das Ende der USA als alleiniger Supermacht auf Erden wird schon länger spekuliert. 19 Staats- und Regierungschefs konnten das beim G20-Gipfel mit eigenen Augen sehen und kamen mit einer Abschlusserklärung, die diesen neuen Zustand unterstreicht.
Donald Trumps Entscheidung, sich aus dem Klimaabkommen von Paris zurückzuziehen, stellt ihn ins Abseits. Das schwarze Schaf auf dem Familienfoto. Trump unterscheidet sich nicht von den anderen, weil er sein eigenes Land an die erste Stelle setzt – das machen die anderen auch. Doch die anderen denken, dass es für die eigenen Belange am besten ist, wenn man zusammenarbeitet. Trump denkt, dass nur einer gewinnen kann, so Het Nieuwsblad.
Zum selben Thema meint De Standaard: Der Tenor war eindeutig: Das Klima retten wir auch ohne die USA. Die Gründe liegen auf der Hand: Follow the money, folge dem Geld. Die Wirtschaft hat schon länger begriffen, dass man mit grüner Energie und sauberer Technologie Geld verdienen kann. Und das hat man nicht nur in Europa verstanden, auch China oder Öl produzierende Länder wie Saudi-Arabien und Dubai wetteifern um die größte Solaranlage der Welt. Ein Präsident kann der wirtschaftlichen Realität nur wenig entgegenhalten und den Lauf der Geschichte nicht aufhalten. Das wird Trump schnell erfahren, prophezeit De Standaard.
Lackmustest für die Regierung Michel
Het Belang van Limburg beschäftigt sich mit dem Haushaltsloch: 7,7 Milliarden Euro, das ist der Betrag, den die Föderalregierung in den kommenden Wochen finden muss, um den Haushalt bis 2019 ins Gleichgewicht zu bekommen. Für die Regierung Michel wird das zum Lackmustest. Dieser Haushalt wird der ultimative Test sein für eine Regierung, die sich bislang durch Zwietracht, Brandstiftung und Widerspruch ausgezeichnet hat.
Bei ihrem Antritt hat die Michel-Regierung noch feierlich geschworen, das Haushaltsloch bis 2018 zu stopfen. Diese Latte wurde schon schnell niedriger gelegt. Das Erreichen des Haushaltsgleichgewichts wurde um ein Jahr verschoben. Und selbst jetzt lässt sich hier und dort vernehmen, dass ein Defizit von weniger als einem Prozent auch schon gut wäre. Von den jetzt anstehenden Haushaltsverhandlungen hängt ab, ob diese Regierung später mit Zufriedenheit auf ihre Arbeit zurückblicken kann, analysiert Het Belang van Limburg.
Es ist Eile geboten im Süden des Landes
Le Soir blickt auf die mittlerweile dreiwöchige politische Krise im frankophonen Landesteil zurück: Was jetzt zählt, ist, so schnell wie möglich neue Mehrheiten zu schaffen. Nach drei Wochen zählt die Entschuldigung nicht mehr, man hätte es nicht kommen sehen, es sei alles der Fehler der CDH. Ab sofort muss sich die gesamte politische Klasse verantwortlich fühlen. Das Spektakel, das sich derzeit abzeichnet, ist in den Augen vieler eine immense Schlammschlacht, bei der niemand noch irgendetwas versteht. Auch der Eindruck, alles funktioniere, wie 2010-2011, auch ohne Regierung sehr gut, ist falsch und gefährlich, warnt Le Soir.
Auch für La Libre Belgique ist Eile geboten: Die wallonische Wirtschaft muss angekurbelt werden. Deren Bruttoinlandsprodukt bleibt dramatisch zurück. Ab 2020 erhält der Süden des Landes zudem wegen der Sechsten Staatsreform keine finanziellen Transfers mehr, die ihm schon seit Jahren aus der Patsche helfen. Er ist dann ganz auf sich alleine gestellt. Und wenn alles so bleibt wie bisher, wird es keine zehn verschiedenen Lösungen geben. Entweder werden die Sozialleistungen gekürzt, oder die Steuern erhöht – oder sogar beides, schlussfolgert La Libre Belgique.
Volker Krings - Foto: Fadel Senna/AFP