"Clash", titelt De Morgen. "Es ist der schwierigste G20-Gipfel aller Zeiten", so die Schlagzeile von Het Belang van Limburg.
Beim G20-Gipfel in Hamburg stehen die Zeichen auf Sturm. Am Donnerstag ist es bei einer ersten Protestkundgebung gleich zu schweren Ausschreitungen gekommen. Einige Zeitungen bringen auch Fotos davon auf ihren Titelseiten. "So empfängt Hamburg Donald Trump und Co.", notiert sarkastisch Het Nieuwsblad. Und auch politisch sind die 20 wichtigsten Volkswirtschaften der Welt in vielen entscheidenden Punkten nicht einer Meinung. Eben deswegen fasst das Wort "Clash" auf Seite eins von De Morgen denn auch die Gemengelage treffend zusammen.
Im Grunde richten sich aber alle Augen einmal mehr nur auf eine Person, nämlich den US-Präsidenten Donald Trump. "Ist Trump auf dem G20-Gipfel isoliert?", fragt sich etwa De Standaard. Mindestens in einem Punkt dürfte das wohl so sein; Donald Trump hat ja angekündigt, dass die USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen aussteigen. Mit Spannung erwartet wird ein Treffen zwischen Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. La Libre Belgique spricht vom "Zusammenstoß der Titanen".
Die "neue Weltordnung"
Apropos Russland: "Trump hat die amerikanische Solidarität mit Europa noch einmal bekräftigt", hebt Le Soir auf seiner Titelseite hervor. "Immerhin!", meint das Blatt in seinem Leitartikel. Viel Positives kann man über den Mann aus Washington nach wie vor nicht sagen. Inhaltlich wirken seine Ideen und Reden zerfahrener denn je. Bei seinem Besuch in Warschau hat er sich aber "immerhin" zu Artikel 5 bekannt, also der Nato-Beistandsklausel. Außerdem ist festzuhalten, dass der US-Präsident es diesmal vermieden hat, die innereuropäischen Bruchlinien zusätzlich anzustacheln.
De Morgen sieht das ganz anders: Eben die Tatsache, dass Trump ausgerechnet Polen besucht hat, das muss man wieder als einen Versuch verstehen, die inneren Spannungen in der EU weiter anzuheizen. Trump will offensichtlich Osteuropa aus der "Brüsseler Einflusssphäre" loseisen, um eine "Achse des Isolationismus" zu schaffen. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat Recht: Die USA sind nicht länger ein "Freund".
Auch L'Echo glaubt, ein "Schisma des Westens" zu erkennen. "Mutti Merkel" ist die neue Anführerin der freien Welt. Unter ihrer Ägide hat die EU gerade ein Freihandelsabkommen mit Japan abgeschlossen. Europa wird damit quasi zum Gegenentwurf der USA, die sich weiter einigeln wollen. Paradox ist dabei allerdings, dass die Europäer in militärischer Hinsicht offensichtlich die Vasallen Amerikas bleiben wollen. Trumps Bekenntnis zu Artikel 5 kann dazu führen, dass die Europäer doch keine Notwendigkeit sehen, aufzurüsten. Der Alte Kontinent sollte aber von der Trump-Episode profitieren, um sich zu einer echten Weltmacht aufzuschwingen.
In jedem Fall ist eine "neue Weltordnung" in der Mache, resümiert Het Belang van Limburg sinngemäß. Angesichts des unberechenbaren Manns im Weißen Haus bilden sich neue Allianzen, etwa zwischen der Europäischen Union, Japan und China. Das ist eine durchaus interessante Entwicklung.
Frankophone Fetzereien
"PS-CDH: Die Bude brennt", so die dramatische Schlagzeile von L'Avenir. Die beiden bisherigen Koalitionspartner im südlichen Landesteil haben sich inzwischen komplett überworfen. Bei einer Sitzung der wallonischen Regionalregierung sind am Donnerstag die Fetzen geflogen. "PS und CDH sind sich nur noch in einem Punkt einig", so formuliert es leicht ironisch L'Echo: "Beide wollen die Wallonie lahmlegen".
In der Zwischenzeit verhandelt die CDH mit den bisherigen Oppositionsparteien MR und Ecolo über die mögliche Bildung alternativer Koalitionen. Nach außen hin gibt man sich zwar optimistisch. Das Urteil von La Libre Belgique ist aber unbarmherzig: "Die Verhandlungen kommen keinen Millimeter voran", glaubt das Blatt.
L'Avenir reagiert in seinem Leitartikel mit Kopfschütteln auf das Chaos in der frankophonen Parteienlandschaft. Nichts geht mehr. Die bisherigen Mehrheitspartner werfen sich von morgens bis abends Nettigkeiten an den Kopf. "Häusliche Gewalt" könnte man sagen. Und die PS bedient sich inzwischen schon der Mittel einer Oppositionspartei: Da werden 98 Punkte auf die Tagesordnung der Regierung gesetzt, mit dem alleinigen Ziel, Verzögerungen und Chaos zu produzieren. Und die CDH ist über Nacht zur Marionette der MR geworden. Und der Bürger? Der schaut verdattert in die Röhre.
Probezeit, Terrorangst und Transferpoker
"Die Probezeit kommt zurück", so derweil die Aufmachergeschichte von Het Laatste Nieuws. Das hat Arbeitsminister Kris Peeters angekündigt. Damit ist klar: Die entsprechenden Gespräche zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften, die will Peeters nicht mehr abwarten.
Viele Zeitungen beschäftigen sich heute auch mit den Ermittlungen gegen die neue mutmaßliche Terrorzelle. Am frühen Mittwochmorgen hatte die Polizei in Anderlecht zwei Mitglieder eines Motorradklubs festgenommen. Unter anderem La Libre Belgique und Het Nieuwsblad heben hervor, dass die beiden Brüder bislang schon eine geradezu beeindruckende Laufbahn als Schwerkriminelle aufweisen können. Insofern ist ihr Werdegang vergleichbar mit dem der Gebrüder El Bakraoui, die ja zu den Terroristen vom 22. März gehörten. Entsprechend nervös sind denn auch die Justizbehörden.
"Wer bietet mehr?", schreibt schließlich Het Laatste Nieuws: Manchester United will 85 Millionen für Nationalstürmer Romelu Lukaku zahlen. Verdienen würde Lukaku mal eben 290.000 Euro, wie La Dernière Heure auf seiner Titelseite bemerkt. 290.000 Euro pro Woche wohlgemerkt.
Roger Pint - Bild: Christof Stache/AFP