"Die Tour de France schließt Peter Sagan aus", titelt Gazet van Antwerpen. "Rote Karte für Peter Sagan", so die Schlagzeile von La Dernière Heure. "Kein Pardon", schreibt Het Belang van Limburg auf Seite eins.
Bei der Tour de France gab es am Dienstag einen Paukenschlag. Der slowakische Radprofi Peter Sagan, immerhin der amtierende Weltmeister, wurde disqualifiziert und darf am Mittwoch nicht mehr antreten. Was genau passiert ist, das zeigt ein Foto, dass am Mittwoch auf fast allen Titelseiten abgedruckt ist: Schlussspurt der dritten Etappe; Peter Sagan streckt seinen rechten Ellenbogen heraus und scheint seinen Konkurrenten Marc Cavendish regelrecht umzuwerfen.
Resultat: Cavendish stürzte und brach sich die Schulter. Für den britischen Topsprinter ist die Tour damit gelaufen. Und für Peter Sagan eben auch. "Das war ein teurer Ellenbogen", bemerkt denn auch Het Laatste Nieuws. Het Nieuwsblad stellt seinerseits den exzentrischen Weltmeister an den Pranger: "Todsünde", steht in großen Lettern auf der Titelseite.
Die Sport-Kommentatoren der Zeitungen sind aber hin- und hergerissen. Der Ausschluss von Peter Sagan ist zwar schade, erfolgt aber nicht ganz zu Unrecht, meint etwa der Radsport-Experte von Het Nieuwsblad. Auch ein Weltmeister muss eben seine Pfoten bei sich halten. Der Kollege von Het Laatste Nieuws ist anderer Meinung. Wenn man Sagan für diese Aktion ausschließt, dann müssen noch viele andere folgen.
Knatsch ums Ende der Rundfunk- und Fernsehgebühren
"Für die MR hat die CDH doch noch nicht ganz den Stecker gezogen", so die etwas kryptische Aufmachergeschichte von La Libre Belgique. Gemeint ist damit, dass die Liberalen offensichtlich immer noch kein uneingeschränktes Vertrauen zu dem vielleicht künftigen Koalitionspartner CDH haben. Konkret: Die MR hat das Gefühl, dass die Zentrumshumanisten zweigleisig fahren. Hintergrund: Für Donnerstag ist eine Sitzung der wallonischen Regionalregierung angesetzt. Auf der Tagesordnung stehen ganze 98 Tagesordnungspunkte. Für eine Regierung, die eigentlich gar nicht mehr existiert, ist das ein durchaus straffes Programm. "Eine ganz normale Regierungssitzung in der Wallonie", stichelt denn auch sarkastisch La Libre Belgique.
Ein Tagesordnungspunkt sorgt für besondere Aufmerksamkeit: Eigentlich sollte die Regionalregierung nach jahrelanger Diskussion das Ende der Radio- und Fernsehgebühren in der Wallonie besiegeln. Die PS will die Maßnahme durchdrücken. Für die MR, die den Sozialisten diesen Erfolg nicht gönnt, ist das jetzt ein Testfall: Stützt die CDH das Vorhaben, dann wäre das der Beweis dafür, dass die Partei von Benoît Lutgen den verflossenen Koalitionspartner doch nicht so ganz loslassen will. Le Soir resümiert: "Das Ende der Rundfunk- und Fernsehgebühr kollidiert mit der politischen Krise". Für L'Echo stehen sich in dieser Sachen PS und CDH "mit gezückten Messern gegenüber".
"Tschuldigung", wirft da aber La Dernière Heure in ihrem Leitartikel ein, "dürften wir bitte neue Regierungen haben". Fakt ist, meint das Blatt: Die Wallonie und Brüssel können sich eine anhaltende Krise nicht leisten. Die Parteien, die die PS in die Opposition schicken wollen, müssen zugleich Verantwortungsbewusstsein an den Tag legen. Ziel muss sein, dass zum Nationalfeiertag am 21. Juli die neuen Koalitionen stehen.
Zu teurer Strom?!
Ganz andere Geschichte auf Seite eins von Het Nieuwsblad: "Zwei von drei Haushalten zahlen zu viel für ihren Strom. Das hat die Regulierungsbehörde für den Energiemarkt ermittelt, die so genannte CREG. Demnach stecken viele Kunden noch in alten Verträgen. In der Zwischenzeit sind die Preise aber mitunter spürbar gesunken. Heißt im Klartext: Man kann bis zu 700 Euro einsparen. Auch L'Avenir greift die Studie der CREG auf und gibt Tipps, "wie man seine Stromrechnung senken kann".
Ein Aufreger in der "Stressburg"-Woche
Die gestrige Plenarsitzung des EU-Parlaments in Straßburg sorgt auch am Mittwoch für Diskussionsstoff. Dies zunächst wegen des Ausrasters von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Der bezeichnete erbost das Parlament als "lächerlich". Es folgte ein hitziger Wortwechsel mit dem Parlamentsvorsitzenden, dem Italiener Antonio Tajani. Den Auslöser fast Het Belang van Limburg in einer Schlagzeile zusammen: "Es waren nur 31 Parlamentarier im Halbrund anwesend. 31 von 751. Het Nieuwsblad hat die belgischen Abgeordneten gefragt, wo sie denn waren. Die meisten von ihnen haben aber plausible Entschuldigungen: "Straßburg-Woche heiße nicht umsonst Stressburg-Woche", sagt einer von ihnen.
Politisch stand ein Richtlinien-Entwurf im Mittelpunkt, der mehr Steuertransparenz für multinationale Unternehmen bringen soll. Da gelten aber zwei entscheidende Einschränkungen: Erstens gilt die Maßnahme nur für Konzerne, mit einem Umsatz von mehr als 750 Millionen Euro. Und zweitens können eben diese Unternehmen dann auch noch einmal Ausnahmeregelungen beantragen.
Transparenz ist eben für die Multinationals nur fakultativ, giftet Le Soir in seinem Leitartikel. Die in dem Text vorgebrachten Begründungen für die Ausnahme-Regelungen sind hanebüchen. Da zwingt sich der Eindruck auf, dass da eine unsichtbare Hand nachgeholfen hat. Im Klartext: Die Lobby der Multinationals hat wieder einmal zugeschlagen.
"Ceci n'est pas de la transparence", meint L'Echo in Anlehnung an den belgischen Surrealisten Margritte. Dies ist keine Transparenz. Dabei hatte die EU-Kommission die Richtlinie zur Steuertransparenz im Vorfeld noch auf einen Sockel gehoben, als DIE Maßnahme gegen Steuerflucht. Herausgekommen ist ein Text voller Hintertüren, der der angeblichen Transparenz einen post-kommunistischen Anstrich gibt. Resultat: Die meisten Unternehmen und mittelständischen Betriebe werden weiterhin brav ihre Steuern zahlen. Und die wirklich Großen dürfen weiterhin machen, was sie wollen.
Roger Pint - Bild: Jeff Pachoud/AFP