Le Soir bringt heute eine in Kinshasa redigierte Sonderausgabe mit der Schlagzeile: Die kongolesische Bevölkerung umjubelt die Ankunft ihres Königs. In ihrem Leitartikel schreibt die Brüsseler Zeitung: Der Kongo ist arm, seine Demokratie ist krank. Doch auch dieser Kongo ist Bestandteil der belgischen Geschichte. Belgien kann es sich nicht erlauben, ihn mit einem moralischen Zeigefinger fallen zu lassen. Es gibt im Kongo viele Menschen, die viel von Belgien erwarten. Man muss die Bande neu knüpfen.
Het Nieuwsblad ist erstaunt, dass der König bei seinem ersten Besuch im Kongo keine Geste von Bedeutung macht. Der lang erwartete stille Gast ist schweigsam. Er hält keine Rede, stattet dem Auffanglager für vergewaltigte Frauen keinen Besuch ab, unterschreibt nicht das Kondolenzbuch für einen ermordeten Menschenrechtler und hat keine Botschaft für die Bevölkerung. Der König hat sich vorgenommen, freundlich zu winken und zu lächeln - und dabei bleibt es. Jedem bleibt es überlassen, zu interpretieren, wozu dieser Besuch dient.
Het Belang van Limburg fügt hinzu: Der König trägt keine politische Verantwortung, doch er kann eine Rede halten, die die Zustimmung der belgischen Regierung hat. Seine Anwesenheit ist bereits eine wichtige Unterstützung für das Kabila-Regime und eine wichtige Etappe im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr. Die Gefahr ist groß, dass das Land dann bereits wieder in eine Spirale von Krieg und Gewalt versunken ist.
Der Informator De Wever wartet auf den König
Het Laatste Nieuws glaubt, dass der Informateur Bart De Wever die Tage des Königsbesuchs im Kongo überbrücken muss. Er empfängt eine Reihe von Personen, aber nicht die wichtigsten. Die Parteivorsitzenden wissen genau, was sie De Wever sagen wollen. Was hindert ihn noch daran, den Stier bei den Hörnern zu packen? Sein Auftrag besteht darin, herauszufinden, mit welchen Parteien man eine Regierung bilden kann und wer den Auftrag als Regierungsbildner erhalten soll. Am Donnerstag sind endlich die Parteivorsitzenden an der Reihe. Die Größten kommen zuletzt.
Missbrauchsopfer ist „geschädigte Person“
De Standaard berichtet auf seiner Titelseite: "Ein Opfer sexuellen Missbrauchs in der Kirche fordert das Gericht heraus". Ein 63-jähriger Soziologe, der als Kind in der Jugendbewegung jahrelang durch einen Priester missbraucht wurde, und der die Adriaenssens-Kommission davon in Kenntnis gesetzt hatte, wollte nicht, dass die Justiz informiert wurde. Nach der Hausdurchsuchung durch die Gerichtspolizei meldete er sich bei der Brüsseler Staatsanwaltschaft und verlangte, als geschädigte Person registriert zu werden. Das gibt ihm das Recht, darüber informiert zu sein, was der Untersuchungsrichter mit seiner Akte unternimmt. Er ruft alle Leidensgenossen, die sich von der Justiz betrogen fühlen, auf, sich ebenfalls als geschädigte Person zu melden.
Die Justiz hat falsch gehandelt
Gazet van Antwerpen bemerkt zu diesem Thema: Die Freiheit des Gottesdienstes und die Trennung zwischen Kirche und Staat sind durch das Grundgesetz garantiert. Doch das bedeutet nicht, dass die Kirche über dem Gesetz steht. Wenn innerhalb der Kirche strafbare Handlugen verrichtet wurden, muss die Justiz eingreifen. Doch die Hausdurchsuchungen waren ein Fehler. Das Vertrauen, mit dem viele Opfer pädophiler Priester sich an die Kommission wandten, wurde durch das Auftreten des Gerichts zerstört. Die Opfer fühlten sich in eine Falle gelockt und verraten. Die Justiz hätte anders auftreten müssen.
Die Kirche steht nicht über dem Gesetz
La Libre Belgique notiert: Die Schänder von Minderjährigen, vor allem wenn sie eine moralische Autorität über ihre Opfer ausübten, sind verabscheuungswürdige Individuen, die auf keine mildernden Umstände rechnen dürfen. Man kann es auch der Kirche auf keinen Fall vergeben, wenn sie versucht hat, solche Verbrechen zu vertuschen, um ihre Institution zu retten.
De Morgen meint zur Haltung des Papstes: Wenn einer nicht das Recht hat, das Auftreten der Justiz zu kritisieren, dann ist es dieser Papst, der jahrelang aktiv den massiven sexuellen Missbrauch von Kindern durch Priester und Ordensleute verborgen hat. Der Papst und die Kirche stehen nicht über dem Gesetz und dürfen keine parallele Justiz entwickeln.
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