"RW17", schreibt De Morgen in großen Blockbuchstaben auf Seite eins. Wer mit diesem kryptischen Kürzel nichts anfangen kann, dem verrät das begleitende Foto, worum es geht: Das inzwischen weltweit bekannte Rockfestival von Werchter hat begonnen. "Wir wollen mehr davon", meint Het Laatste Nieuws sinngemäß auf seiner Titelseite.
Und eigentlich bekommen die Besucher in diesem Jahr auch wieder mehr. De Standaard bringt es auf den Punkt: "Bei Rock Werchter ist jeder VIP", frei übersetzt spezieller Ehrengast.
Doch gibt es in diesem Jahr auch noch einen anderen Superlativ: "Es ist das am besten geschützte Werchter-Festival aller Zeiten", so die Schlagzeile von Het Belang van Limburg. De Morgen fasst zusammen: "Mehr Blau auf der Wiese"; die Polizeipräsenz und auch die Eingangskontrollen wurden jedenfalls noch einmal deutlich verstärkt. Z
um Schutz vor möglichen Terroranschlägen werden unter anderem Metalldetektoren eingesetzt; zudem wurden Betonblöcke auf den Zugangswegen platziert.
Die innenpolitische Krise dreht weiter
Die frankophonen Zeitungen beschäftigen sich derweil weiter mit der innenpolitischen Krise in der Wallonie, in Brüssel und in der Französischen Gemeinschaft. "Ecolo bleibt hart", notiert etwa Le Soir und führt sinngemäß aus: entweder eine ethische Revolution oder eben nichts. "Ecolo will politische Praktiken sanieren", bemerkt auch das Grenz-Echo.
Ein anderer scheint seinen Standpunkt inzwischen etwas abgeschwächt zu haben: "Ich verlange ja nicht, dass Joëlle Milquet zurücktritt", sagt DéFI-Chef Olivier Maingain auf Seite eins von La Libre Belgique. Bislang hatte Maingain immer gefordert, dass die traditionellen Parteien ihre "Ställe ausmisten", wie er sagt; und er hatte unter anderem verlangt, dass eben Joëlle Milquet von der Bühne verschwindet, und zwar aus dem Grund, dass die Justiz gegen sie ermittelt.
In Le Soir hingegen gibt sich derselbe Maingain so bissig wie eh und je: "Die Lutgen-Methode ist schlichtweg skandalös", sagt der DéFI-Chef. Unter anderem beklagt er, dass die CDH seine Partei nicht über ihren Schritt in Kenntnis gesetzt hatte; schließlich sei man doch Koalitionspartner in Brüssel.
La Libre Belgique beschäftigt sich in ihrem Leitartikel mit der Situation innerhalb der PS. Die frankophonen Sozialisten sind innerlich zerrissen. Am Sonntag soll sich die Basis bei einem Sonderparteitag über die Position in Sachen Ämterhäufung aussprechen.
Dieses Votum dürfte Spuren hinterlassen. Damit verbunden stellt sich wohl auch die Frage nach der Führung. Man könnte das wie folgt zusammenfassen – Elio Di Rupo und Paul Magnette: ein schönes Duo oder doch ein grausames Duell?
Aber schon jetzt steht bei den Sozialisten eine Schicksalsentscheidung an: "Die PS entscheidet heute über die Zukunft von Yvan Mayeur", schreibt sinngemäß De Standaard. Die Ethikkommission soll heute über einen möglichen Parteiausschluss des zurückgetretenen Brüsseler Bürgermeisters entscheiden.
Vor dem Gremium muss sich daneben auch Pascale Peraïta verantworten, die frühere Vorsitzende des Brüsseler Sozialhilfezentrums. Für Het Nieuwsblad besteht kaum ein Zweifel am Ausgang des Verfahrens: "Die PS wird Mayeur wohl vor die Tür setzen", notiert das Blatt auf seiner Titelseite.
Eine rein vernunftbasierte Krankenhauspolitik
Einige Zeitungen befassen sich mit einer neuen Studie des sogenannten "Föderalen Wissenszentrums Gesundheitsversorgung" (KCE). Die Quintessenz steht auf Seite eins von De Standaard: "Eins von fünf Krankenhausbetten muss verschwinden".
Het Laatste Nieuws denkt schon an die Konsequenzen: "In Zukunft wird man noch einen Tag früher aus dem Krankenhaus entlassen". Abspecken müssen die Krankenhäuser demnach insbesondere mit Blick auf die Vergreisung der Bevölkerung.
Die Empfehlungen des KCE sind bemerkenswert, urteilt De Standaard in seinem Leitartikel. Das Zentrum liefert eine objektive, nüchterne Analyse. Da wird keine Rücksicht genommen auf Traditionswerte, die sich inzwischen als falsch erwiesen haben, wie zum Beispiel die historische Zersplitterung der Krankenhauslandschaft.
Das KCE empfiehlt jetzt mit Nachdruck eine rein vernunftbasierte Krankenhauspolitik. Sollte die Reform von Gesundheitsministerin Maggie De Block gelingen, dann wäre das tatsächlich mal ein Meilenstein.
Spaltung oder "guter Bulle, böser Bulle"?
Einige Blätter schließlich beleuchten die transatlantischen Beziehungen, insbesondere im Vorfeld des G20-Gipfels in etwas mehr als einer Woche in Hamburg. Die unterschiedlichen Positionen von Deutschland und Frankreich sind bemerkenswert, findet L'Echo.
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ging den amerikanischen Präsidenten Donald Trump frontal an, bezeichnete etwa Protektionismus und Isolationismus als "schwere Fehler". Im Gegensatz dazu lud der französische Präsident Emmanuel Macron Trump zum Nationalfeiertag nach Frankreich ein, und das scheinbar mit honigsüßer Stimme. Europa wirkt also gespalten - es sei denn, Macron und Merkel spielen "guter Bulle, böser Bulle".
Macron ist eben ein schlauer Fuchs, analysiert L'Avenir. Er will konsequent mit der alten politischen Welt brechen. Und die Einladung an Trump passt ins Bild. Nennen wir es Realpolitik. Man kann ja unterschiedlicher Meinung sein; das heißt aber nicht, dass man nicht mehr miteinander reden sollte.
Davon hätte sich ein gewisser Benoît Lutgen ein Scheibchen abschneiden können, so L'Avenir. Der CDH-Chef hat mal eben dafür gesorgt, dass alle bisherigen Gleichgewichte aus dem Lot geraten sind. Nicht jeder kann eben ein Macron sein!
rop - Bild: Jasper Jacobs (belga)