"Er hat sich nicht mal versteckt und seine blaue Jacke auch nicht", titelt Het Laatste Nieuws. "Seine blaue Jacke wird einem Rumänen zum Verhängnis", schreibt De Standaard.
Im Mordfall Sofie Muylle, der Flandern seit Monaten beschäftigt, gibt es eine spektakuläre Entwicklung. Die rumänischen Behörden haben einen Mann festgenommen, der dringend verdächtigt wird, die 27-jährige Sofie getötet zu haben.
Die junge Frau war im Januar am Strand von Knokke tot aufgefunden worden. Später waren Bilder einer Überwachungskamera aufgetaucht, die Sofie Muylle mit einem jungen Mann zeigten, der eine auffällige blaue Daunenjacke trug.
Der junge Rumäne, der jetzt festgenommen wurde, besitzt eine solche Jacke. Das bestätigt auch der Vater des Verdächtigen in Het Nieuwsblad. Tatsächlich hat der junge Mann sogar bis zuletzt Fotos auf Facebook gepostet, auf denen er mit der Jacke zu sehen ist. Nur beweise das gar nichts, sagt seine Familie.
Die Behörden sind sich derweil nach einem ersten DNA-Test "zu 99 Prozent sicher, dass es sich bei dem 23-Jährigen um den Täter handelt", wie unter anderem Het Laatste Nieuws berichtet. Die belgischen Behörden hoffen in jedem Fall auf eine schnelle Auslieferung des Mannes.
So einfach wird man die PS nicht los
Die frankophonen Zeitungen beschäftigen sich derweil weiter mit der anhaltenden innenpolitischen Krise in der Wallonie und in Brüssel. La Libre Belgique sorgt sich auf Seite eins um "die Reformen, die wegen der Krise im Papierkorb landen könnten". Tatsächlich stand eine Reihe von Dekreten kurz vor der Verabschiedung. Betroffen sind unter anderem das Kindergeld, die RTBF, die Studienbeihilfen oder die geplante neue geschlossene Jugendhaftanstalt in Brüssel.
Auch Le Soir beschäftigt sich mit den möglichen Folgen der sich abzeichnenden Umwälzungen und warnt: "Die PS behält ein großes Potential, die Verwaltungen zu lähmen". Fakt ist: Viele Schaltstellen in den Verwaltungen in Brüssel und in der Wallonie sind von Sozialisten besetzt; ob die einer Regierung ohne die PS gegenüber loyal eingestellt sein werden, das muss sich erst noch zeigen.
Das Fazit von Le Soir: "Es reicht nicht, den Stecker zu ziehen, um die PS loszuwerden".
Rhabarber Rhabarber
Derweil ist ein Ausweg aus der Krise nach wie vor nicht wirklich in Sicht. Zwar scheinen sich Schnittmengen zwischen MR und CDH herauszukristallisieren. Die beiden kleineren Parteien Ecolo und DéFI zieren sich aber weiter und treten dabei zunehmend geschlossen auf.
"Grundbedingung für Ecolo und DéFI sind weiterhin die Regierungsführung und ein Verbot der Ämterhäufung", schreibt sinngemäß La Libre Belgique. Die mögliche Konsequenz steht in Le Soir: "CDH und MR erwägen einen Alleingang".
Rhabarber Rhabarber, frotzelt L'Avenir in seinem Leitartikel. Man beäugt sich, sondiert ganz vorsichtig das Terrain und man palavert. Alle verfolgen dasselbe Ziel: sich möglichst günstig strategisch zu positionieren und dabei möglichst auf Sicherheitsabstand zu bleiben. Und morgen wird weiter palavert, bis zu dem Tag, an dem die Masken fallen und man klar sagt, ob man nun mitmacht oder nicht.
Die von DéFI-Chef Olivier Maingain formulierte Forderung nach einem "Großreinemachen" könnte derweil neuen Auftrieb bekommen: "Joëlle Milquet ist im Fadenkreuz neuer Ermittlungen", titelt L'Echo. Gegen die CDH-Spitzenpolitikerin wird ja schon ermittelt, und zwar wegen angeblicher Scheinbeschäftigungen in ihrem Beraterstab. Laut L'Echo wird ihr jetzt vorgeworfen, in den E-Mails von Mitarbeitern herumgeschnüffelt zu haben.
Hex hex, aus 100 Euro werden zehn!
In Flandern geht derweil die Diskussion um die sogenannte Turteltaks in eine neue Runde. Benannt wurde die Abgabe nach der früheren flämischen Energieministerin Annemie Turtelboom. Die Steuer war eingeführt worden, um die Kosten für die aus dem Ruder gelaufene Förderung von grünem Strom auszugleichen. Inzwischen wurde diese Turteltaks durch den Verfassungsgerichtshof gekippt.
Bart Tommelein, der neue flämische Energieminister, hat jetzt eine Alternative präsentiert: Statt bislang 100 Euro soll jeder Haushalt künftig nur noch zehn Euro zahlen müssen. "Aus der Turteltaks wird jetzt ein Tommeltrick", stichelt Gazet van Antwerpen. Dies, zumal Tommelein im flämischen Parlament seinen Vorschlag bislang nicht wirklich beziffert hat.
De Morgen und Het Laatste Nieuws fühlen sich beide an eine in Flandern populäre Kinderserie erinnert, nämlich Tita Tovenaar, so etwas wie die niederländische Version von Bibi Blocksberg. "Tita Tommelein, der große flämische Houdini", frotzeln beide Blätter. Aus 100 Euro werden plötzlich zehn. Und niemand weiß, wie das funktionieren soll.
Wer den Menschen weismacht, dass sie mit zehn Euro davonkommen, der spielt mit dem Feuer. Im September werden wir sehen, wie sich Houdini aus der Geschichte herausredet.
Het Nieuwsblad vermutet hinter dem vermeintlichen Zaubertrick einen werbewirksamen Winkelzug. Indem er den Menschen vorgaukelt, dass die Rechnung nicht höher als zehn Euro ausfallen wird, nimmt sich Tommelein selbst aus der Schusslinie. Das nennt man wohl einen Kommunikationscoup.
Die Botschaft: Wenn's am Ende mehr als zehn Euro sind, dann ist das die Schuld der anderen Minister. Auf die nächste Runde in diesem Schwarzer-Peter-Spiel darf man gespannt sein.
rop - Bild: Benoît Doppagne (belga)