„Große Kluft zwischen Belgien und Europa!“, titelt Le Soir. „Populismus in der EU hält sich hartnäckig“, so die Schlagzeile von De Standaard. Beide Zeitungen berichten über Umfragen zur Beliebtheit der EU. Le Soir hebt dabei hervor, dass 58 Prozent der Belgier keine gute Meinung von der Union haben. De Standaard betont, dass sich viele Bürger weiterhin Sorgen um Identität und Einwanderung machen.
Kommentierend führt De Standaard aus: Da haben sich Europas führende Politiker wohl zu früh gefreut. Nach den Wahlniederlagen der populistischen Parteien in Österreich, den Niederlanden und Frankreich dachten sie schon, das Volk wieder auf ihrer Seite zu haben. Die Wahlergebnisse wurden als Zustimmung für Europa gewertet. Gleichzeitig geht es wirtschaftlich bergauf. Und jetzt doch dieses Umfrageergebnis.
Dabei fällt auf, dass die Kluft sich vor allem zwischen Bildungs- und Einkommensschichten auftut. Intellektuelle und eher gut verdienende Menschen stehen der EU mehrheitlich positiv gegenüber. Menschen mit niedrigerem Bildungsniveau und Einkommen eher negativ. Das ist nicht überraschend. Doch müssen sich die Europa-Befürworter auch ernsthaft um diese Menschen kümmern. Damit sollten sie jetzt beginnen, rät De Standaard.
"Mit dem Verbieten muss endlich Schluss sein"
Zur Debatte um ein mögliches Verbot von Sonnenbänken meint De Morgen: Die Debatte erinnert an die Diskussion um das Rauchverbot. Auch beim Rauchen ist klar, dass es schädlich für die Gesundheit ist. Und auch bei der Sonnenbank stellt sich wieder die Frage, inwieweit der Staat das Recht dazu hat, die Freiheit der Bürger zu beschränken? Das ist eine offene Debatte, auf die es bislang keine endgültige Antwort gibt. Ein Verbot ist wahrscheinlich auch nicht nötig. Aber wie wär‘s mit einem Warnschild an jeder Sonnenbank, das auf die Krebsgefahr hinweist? So wie auf jeder Schachtel Zigaretten, schlägt De Morgen vor.
Zum gleichen Thema schreibt Het Laatste Nieuws empört: Wissen Sie, was man wirklich dringendst verbieten müsste? Das Zuhausebleiben, ein Krankenhaus zu betreten oder in ein Pflegeheim zu gehen. An diesen drei Orten ereigneten sich 2014 96,9 Prozent aller Sterbefälle in Flandern. Vor allem Krankenhäuser sind lebensgefährlich. 64,9 Prozent der Menschen sterben dort.
Was soll die neue Diskussion über das Verbot von Sonnenbänken also? Die gleiche Diskussion hatten wir schon beim Rauchen. Und auch von Cheeseburgern ist bekannt, dass sie nicht unbedingt förderlich für die Gesundheit sind. Trotzdem hat der erste Burger King in unserem Land mühelos seine Zulassung erhalten. Was für ein Glück. Denn mit dem ewigen Verbieten muss endlich mal Schluss sein. Man sollte es verbieten, fordert Het Laatste Nieuws.
Peraïtas Verhalten lässt tief blicken
Pascale Peraïta will nicht vor dem Untersuchungsausschuss aussagen, vermeldet Le Soir auf seiner Titelseite. Die PS-Politikerin und mittlerweile zurückgetretene Präsidentin des Brüsseler Sozialhilfezentrums ist eine Schlüsselfigur in der Affäre um das Brüsseler Samusocial. Ihr Anwalt hatte gestern mitgeteilt, dass Peraïta sich nur gegenüber der Justiz äußern werde.
Dazu kommentiert Le Soir: Jeder entscheidet für sich, wie er sich im Leben verhalten möchte, und Sie, Madame Peraïta, haben natürlich das Recht, die Aussage vor dem Untersuchungsausschuss zu verweigern, und ihre Erlebnisse nur der Justiz mitzuteilen. Das eröffnet allerdings auch einen tiefen Einblick in Ihre Persönlichkeit. Von moralischen Werten halten Sie wenig, für Sie zählt allein die Justiz. Sie glauben der Öffentlichkeit keine Rechenschaft schuldig zu sein, obwohl sie mit öffentlichen Geldern gearbeitet und sogar Schulden gemacht haben. Ihre Partei, die PS, ist nur zu bedauern, denn auf sie fällt es zurück, wenn sich ihre Mitglieder so verhalten, wie Sie. Der wirkliche Mut, Madame Peraïta, liegt nicht darin, vor Verantwortung zu fliehen, sondern sich der Verantwortung zu stellen. "Sagen Sie vor dem Ausschuss aus", fordert Le Soir.
Gazet van Antwerpen beschäftigt sich mit dem Angriff auf Polizisten in der Antwerpener Stadtgemeinde Borgerhout und schreibt: Die Reaktion der Justiz ist keineswegs übertrieben. Die beiden Angreifer müssen sich vor Gericht verantworten, und das ist gut so. Ein Angriff auf Polizisten ist ein Angriff auf unseren Rechtsstaat. Die Täter müssen streng und schnell bestraft werden. Unterdessen müssen wir uns aber auch die Frage stellen, wie es zur Gewalt gegenüber den Polizisten kommen konnte. Bei der Bevölkerung herrscht tiefes Misstrauen gegenüber der Obrigkeit, weil sie sich vernachlässigt fühlt. Helfen kann hier nur ein Dialog. Beide Seiten müssen aufeinander zugehen, rät Gazet van Antwerpen.
Mit harter Hand gegen Google
Die Wirtschaftszeitung L‘Echo berichtet, dass die EU-Kommission eine Milliarden-Strafe gegen Google verhängen wird, weil Google gegen das Wettbewerbsrecht verstoßen hat. Die Zeitung führt aus: Nach Apple trifft es jetzt auch Google, und das ist durchaus zu begrüßen.
EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager macht dadurch Ernst mit ihrer Ankündigung, mit harter Hand gegen Wettbewerbsverzerrung vorzugehen. Kritik aus den USA, dass sie dabei vor allem US-Unternehmen im Visier hat, ist unbegründet. Nur 15 Prozent aller Firmen, die die Kommission verurteilt, kommen aus den USA. Die Opfer von Google, Apple, Facebook und Co wohnen dagegen überall auf der Welt, stellt L’Echo fest.
Kay Wagner - Foto: Dirk Waem/BELGA