"Die Wasserknappheit erinnert an die große Trockenheit von 1976", titelt La Libre Belgique. "Wir brauchen einen Minister für Wasser", zitiert De Morgen einen Uni-Professor auf Seite eins. "Die Maas mit niedrigstem Wasserstand seit 48 Jahren", so Het Belang van Limburg.
Die andauernde Hitze und der damit einhergehende Wassermangel sind Top-Themen für die Zeitungen auf ihren Titelseiten. In ihren Kommentaren wenden sie sich anderen Themen zu.
La Libre Belgique schreibt zur politischen Krise im französischsprachigen Landesteil: CDH-Präsident Benoît Lutgen hat einen mutigen Schritt gewagt. Er hat alte Schemata aufgebrochen, um etwas Neues zu schaffen. Da darf man sich schon verwundert fragen, warum jetzt die Parteien solange zögern, die CDH zu unterstützen, die ihr zuvor so oft angelastet haben, an der PS zu kleben. Klar: Es ist normal, dass Ecolo und Défi ihre Bedingungen stellen. Aber bald werden sie auch fordern, dass es im Sommer schneit, im Winter die Bäume Blätter tragen und nachts die Sonne scheint. Vielmehr als das müssen sie sich ihrer politischen Verantwortung bewusst werden und handeln. Damit aus dem Schritt von Lutgen tatsächlich eine erneuerte Wallonie entstehen kann, fordert La Libre Belgique.
Bald Schnee im Sommer?
Le Soir meint zur PS: Die frankophonen Sozialisten stehen vor entscheidenden Monaten. Der überraschende Schritt der CDH hat die beiden Termine am 2. Juli und 24. September noch wichtiger werden lassen. Am 2. Juli sollen die Partei-Statuten neu formuliert werden. Die Abschaffung der Ämterhäufung ist dabei zentral. Am 24. September soll ein neues, ideologisches Projekt entstehen, als Ergebnis der Ideenwerkstatt, die die PS zur Zeit auf allen Ebenen betreibt. Vom Erfolg dieser beiden Treffen hängt die Zukunft der PS ab. Wird sie es schaffen, sich zu erneuern, oder wird sie tiefer in den Abgrund fallen. Im Sinne der Demokratie wäre es, wenn eine starke, sozialdemokratische Partei bestehen bliebe, analysiert Le Soir.
Verfassungsgericht erweist flämischer Regierung einen Dienst
Das Verfassungsgericht hat am Donnerstag entschieden, dass die sogenannte Turteltaks in Flandern rechtswidrig ist. Seit März 2016 mussten Familien und Unternehmen eine Pauschale von durchschnittlich 100 Euro pro Jahr zahlen. Damit sollte ein Zwei-Milliarden-Euro-Loch gestopft werden, das durch die großzügige Förderung von Photovoltaik entstanden war. Die Abgabe war nach der damaligen flämischen Energieministerin Annemie Turtelboom benannt worden.
Kommentierend schreibt dazu De Morgen: Das Verfassungsgericht hat der flämischen Regierung einen großen Dienst erwiesen. Diese kann jetzt ein neues, besseres Gesetz ausarbeiten, das dem Wähler besser gefallen wird. Der Opposition wird dadurch ein Argument genommen im nächsten Wahlkampf. Denn bis dahin ist genug Zeit, um die Fehler der Turteltaks weitgehend vergessen zu machen, so De Morgen.
Het Nieuwsblad wundert sich: Die flämische Regierung hat am Donnerstag so getan, als ob sie wie Paulus, plötzlich von einem hellen Lichtstrahl geblendet, vom Pferd gefallen wäre. Das ist befremdend, denn schon vor einem Jahr gab es ein erstes Gutachten zur Turteltaks und das war ziemlich deutlich. Die Regierung hätte vorausschauend sein sollen. Stattdessen hat sie den Kopf in den Sand gesteckt. Unbeirrt hat sie an ihrem Mantra festgehalten: Die Turteltaks wird bis 2018 nicht gestrichen. Jetzt hat die Regierung Bourgeois die Quittung erhalten, ätzt Het Nieuwsblad.
Het Laatste Nieuws meint: Die Schadenfreude war am Donnerstag bei der Oppositionspartei SP.A besonders groß. Doch wenn die Sozialdemokraten ehrlich mit sich selbst wären, würden sie lieber schweigen. Keine andere Partei hat Sonnen- und Windenergie mit so viel Steuergeldern befördert, wie die SP.A. Das große Finanzloch, das die Turteltaks stopfen sollte, ist dadurch erst entstanden, ruft Het Laatste Nieuws in Erinnerung.
De Standaard führt aus: Eine Konsequenz des gestrigen Urteils wird auch sein, dass Staatssekretär Philippe De Backer die Subventionen für die neuen Windparks in der Nordsee deutlich zusammenstreichen wird. Natürlich wird das zu Protesten führen, nämlich von den Unternehmen, die diese Windparks bauen wollen. Das wird langwierige Rechtsstreitigkeiten zur Folge haben. Mit ungewissem Ausgang. Die Rechnung dafür könnte letztlich doch wieder auf den Steuerzahler zurückfallen. So oder so wird er, auch nach dem gestrigen Urteil, zur Kasse gebeten, glaubt De Standaard.
Nicht träumen, sondern arbeiten
Zum EU-Gipfel kommentiert L'Avenir: Ratspräsident Donald Tusk träumt davon, dass Großbritannien vielleicht doch noch in der EU bleiben könnte. Das hatte er am Donnerstag vor Beginn des Gipfels gesagt. Sind solche Träume angemessen? Vielleicht. Aber wichtiger ist, das zu tun, was Premierminister Charles Michel als Antwort gegeben hat: nämlich nicht zu träumen, sondern zu arbeiten. Damit Europa wieder zu einem Kontinent der Zukunft, der Solidarität und der Freiheit wird, so L'Avenir.
Aus dem gleichen Grund ist für die Wirtschaftszeitung L'Echo wichtig, dass es keinen Streit um den neuen Standort der beiden EU-Agenturen geben darf, die im Zuge des Brexits aus Großbritannien abgezogen werden sollen. Lobend hebt die Zeitung hervor: Belgien weiß, dass Europa sich keinen neuen Streit um diese Agenturen liefern darf. Die Einheit der 27 steht auf dem Spiel. Deshalb ist es gut, dass Brüssels Bewerbung bescheiden ausfällt, obwohl Brüssel viele Trümpfe hat, um neuer Standort der Arzneimittel-Agentur zu werden, findet L’Echo.
Kay Wagner - Bild: Stephanie Demasure/BELGA