"Schon 62 Tote bei beispiellosen Waldbränden", titelt Gazet van Antwerpen. "Tod und Verzweiflung", so die Schlagzeile von L'Avenir. "Gegen das Feuer war nichts zu machen", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins.
Beeindruckende Fotos am Montag auf vielen Titelseiten: Bilder von einer Flammenhöhle. Man sieht eine regelrechte Feuerwand, flüchtende Feuerwehrleute, die ganz offensichtlich nichts ausrichten können.
Auf einer Straße, die durch ein Waldgebiet führt, kam es zu einer furchtbaren Tragödie: "Auf der Flucht verbrannt", schreibt Het Belang van Limburg auf Seite eins. Zu sehen sind buchstäblich verkohlte Fahrzeugwracks, die kreuz und quer auf besagter Straße stehen. "Die flüchtenden Autofahrer waren von den Flammen eingeschlossen", titelt Het Laatste Nieuws. "Die verkohlte Erde von Portugal", so das ernüchternde Fazit von De Standaard.
Ein Zeichen an der Wand
Der Sommer hat eben seine Sonnen- und seine Schattenseiten, konstatiert Gazet van Antwerpen in ihrem Leitartikel. Auf der einen Seite: Menschen, die sich auf Terrassen, im Freibad oder im Garten entspannen und die Sonne genießen. Und auf der anderen Seite: Trockenheit, die den Landwirten zusetzt, oder eben die schlimmsten Waldbrände seit Jahrzehnten in Portugal. Die fast unwirklichen Bilder der Katastrophe sorgen für Entsetzen. Es wird wohl eine Woche der Widersprüche, Sommerfreuden gepaart mit Mitgefühl.
Die Waldbrände in Portugal sind ein Zeichen an der Wand, glaubt L'Avenir. Vor dem Hintergrund des Klimawandels wird die Bekämpfung von Waldbränden zu einer der zentralen Herausforderungen der Zukunft. Nichtsdestotrotz: Was in Portugal passiert ist, das ist kein Schicksalsschlag. Jeder weiß, dass das Land im Zusammenhang mit der Brandbekämpfung schlecht aufgestellt ist. Die portugiesischen Behörden sollten sich bitte mal die richtigen Fragen stellen.
La Dernière Heure versucht schon, die Lehren aus der Katastrophe in Portugal zu ziehen und stellt fest: "Die belgischen Feuerwehrleute sind für die Bekämpfung von Waldbränden nicht ausgebildet". Es sind die Feuerwehrleute selbst, die diesen Missstand beklagen.
Die anhaltende Trockenheit fordert auch hierzulande ihren Tribut. Seit elf Monaten liegen die Regenmengen unter dem Durchschnitt. "Die Trockenheit kostet die Bauern jetzt schon 187 Millionen Euro", so die Schlagzeile auf Seite eins von Het Nieuwsblad. "Die Trockenheit zwingt die Landwirte in die Knie", notiert auch La Libre Belgique.
Frankreich, das Laboratorium für "eine andere Politik"
"Der absolute Präsident", so derweil die Aufmachergeschichte von Le Soir. "Präsident Emmanuel Macron hat jetzt alle Karten in der Hand", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins. Bei der Parlamentswahl am Sonntag in Frankreich hat die Partei von Emmanuel Macron erwartungsgemäß die absolute Mehrheit errungen. Allerdings fiel der Sieg nicht so beeindruckend aus, wie ursprünglich prognostiziert. De Standaard bringt es auf den Punkt: "König Emmanuel I. muss doch noch mit einer Opposition leben", schreibt das Blatt auf seiner Titelseite.
Das ist für alle Beteiligten eine gute Neuigkeit, findet La Dernière Heure. Eine allzu erdrückende Mehrheit in der Nationalversammlung, da bestand die Gefahr, dass der neue Präsident eine Form von absoluter Macht in Händen gehalten hätte. Zu viele Franzosen hätten sich in einer solchen Situation ausgegrenzt gefühlt.
Für Emmanuel Macron ist alles wie nach Drehbuch verlaufen, analysiert Le Soir. Jetzt müssen aber die Taten folgen. Und da blicken nicht nur die Franzosen mit erwartungsvollem Interesse auf den Elysee-Palast. Frankreich wird für ganz Europa zu einem Laboratorium, in dem "eine andere Politik" getestet wird. Scheitert Macron, dann wäre das nicht nur für die Franzosen eine schreckliche Ernüchterung.
Emmanuel Macron hat eine wahre politische Revolution durchgesetzt, meint De Standaard. Er hat das traditionelle Parteienspektrum aufgebrochen. Jetzt allerdings muss er liefern. Als erstes steht die Reform des Arbeitsmarktes auf der Prioritätenliste. Hier kann sich sehr schnell zeigen, ob die Präsidentschaft ein Erfolg wird - oder nicht.
Die Wähler haben Macron alle Mittel gegeben, um seine Politik umsetzen zu können, stellt Het Laatste Nieuws fest. Jetzt liegt es an ihm. Seine Reformen müssen am besten noch vor dem Sommer auf die Schienen gesetzt werden. Macron wird keine zweite Chance bekommen.
De Morgen empfiehlt auch den belgischen Parteien, sich das Wahlergebnis in Frankreich gut anzuschauen. Die französische PS ist buchstäblich abgesoffen. Die belgischen Kollegen sollten das als Warnung betrachten. Wegen der jüngsten Affären muss die frankophone PS bei den nächsten Wahlen mit einem gehörigen Denkzettel rechnen. Da könnte auch das, was man bislang für unmöglich hielt, plötzlich möglich werden.
Die Chance auf einen würdevollen Abgang verpatzt
Apropos Affärensumpf: Am Montag steht noch einmal ein Skandal im Mittelpunkt, der zur Abwechslung die frankophonen Liberalen MR betrifft. "Die wahren Gründe des Rücktritts von Armand De Decker", schreiben La Libre Belgique und La Dernière Heure. Der frühere Senatspräsident hat am Samstag angekündigt, sein Amt als Bürgermeister der Brüsseler Stadtgemeinde Uccle aufzugeben. Wie beide Zeitungen berichten, ist das offenbar die direkte Folge eines Interviews, das De Decker der RTBF gegeben hatte. Darin gab er an, dass das Gesetz, das gerichtliche Deals vorsieht, allein auf Betreiben der Antwerpener Diamantenlobby zustande kam. Die offensichtliche Realitätsverweigerung wurde De Decker zum Verhängnis.
Der Rücktritt hätte eigentlich viel früher erfolgen müssen, ist La Libre Belgique überzeugt. Stattdessen tat De Decker am Freitag wieder so, als wäre nichts gewesen. Von einem Mann seiner Statur hätte man ein Mindestmaß an Demut erwartet. Er hat die Chance auf einen würdevollen Abgang verpatzt.
Roger Pint - Bild: Patricia De Melo Moreira/AFP